Corona: Wie sieht die Situation der heimischen Krankenhäuser aus?

Triage in der Öffentlichkeit zu diskutieren, ist nicht zielführend

Die Lage in den osthessischen Krankenhäusern vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie ist sehr angespannt. Die Kapazitäten auf den Intensivstationen und COVID-Normalstationen sind weitgehend ausgelastet. Hinzu kommt, die steigende Anzahl an mit Covid-19 erkranktem Personal beziehungsweise weil dieses in ihrem privaten Umfeld Kontakt mit Infizierten hatten und sich daher in Quarantäne begeben müssen. Hinzu kommen gewöhnliche Erkältungskrankheiten, die ebenso zu krankheitsbedingter Abwesenheit führen. Ein weiterer Anstieg der Anzahl von Patientinnen und Patienten mit COVID-19, die im Krankenhaus medizinisch behandelt werden, würde nach derzeitigem Stand (22.12.2020) in absehbarer Zeit zu einer Überlastung der Krankenhäuser führen, heißt es aus dem Klinikum Fulda.

„Der Anstieg der Fallzahlen schlägt sich auch bei uns nieder und fordert die Mobilisierung aller Kräfte sowie eine tägliche neu Orientierung und Organisation, um sich auf die Lage einzustellen“, so Werner Hampe, Sprecher des Klinikum Hersfeld-Rotenburg. Aktuell sind unsere (Klinikum und HKZ) Kapazitäten in den Covid-Normalbereichen erschöpft und die Intensivstationen mit über 90 Prozent ausgelastet. Die Mitarbeiter geraten an ihre physische und psychische Belastungsgrenze bei der Versorgung der Patienten, heißt es weiter.

Im Kreiskrankenhaus des Vogelsbergkreises in Alsfeld wurden kurz vor Weihnachten insgesamt 25 Patientinnen und Patienten behandelt, einer davon ist ein Patient, der auf der Intensivstation behandelt wird. Derzeit bestünden – trotz Stationsschließungen – noch freie Kapazitäten. Die Kapazität ist dabei abhängig vom Stand des Pflegepersonals und Ärztinnen und Ärzte auf den Stationen. Auch kommt es unter dem Personal zu Infektionen mit dem Virus oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen sich, da sie Kontakt mit einem Corona-Patient hatten, in Quarantäne begeben. Der Inzidenzwert liegt im Vogelsbergkreis bei 286,9 (Stand 22.12.2020, 24:00 Uhr) und führt unwillkürlich auch zu mehr Neuaufnahmen. Wichtig sei, dass die Entlassung von Patientinnen und Patienten schnellstmöglich nach Genesung erfolgen könne. „Häufig können wir pflegebedürftige Patientinnen und Patienten nicht in die stationären Pflegeeinrichtungen entlassen, weil auch dort nur begrenzte Kapazitäten vorhanden sind oder Angehörige sich weigern, die Patienten zuhause zu versorgen“, heißt es in der Antwort weiter.

„Wir kämpfen derzeit an mehreren Fronten!“, heißt es aus der Helios St. Elisabeth Klinik Hünfeld. „Die Infektionszahlen sind weiterhin steigend. Wir haben derzeit deutlich mehr Covid-19-Patienten und Verdachtsfälle als wir im Frühjahr hatten. Auch hier sind einige Mitarbeiter in Quarantäne oder selbst erkrankt (an Covid-19 – aber auch an anderen Erkrankungen). Täglich müssen wir jonglieren, Dienstpläne ändern und Personalausfälle kompensieren. Weiter bereitet man sich auf die kommenden Impfungen vor.“

Auf die Frage, ob eine Triage möglich wäre, waren sich alle einig: Eine Triage im Sinne einer kapazitätsbedingten Nicht-Aufnahme oder Einstellung von erforderlichen Behandlungen fände in keinem der Häuser statt. Aus dem Klinikum Hersfeld-Rotenburg hieß es: […], dass eine Triage das letzte Mittel in Katastrophenfällen sei. […] „dies in der Öffentlichkeit zu thematisieren, ist in unseren Augen nicht zielführend, da wir aktuell eine sehr angespannte – aber keineswegs aussichtslose Lage in den Kliniken haben. Vielmehr sollte es die Zielsetzung sein, dass die Gesellschaft alle Möglichkeiten ausschöpft, die Infektionswelle zu brechen und dadurch derartige Überlegung ad absurdum führt.“ +++

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