Corona-Erstimpfungen ziehen deutlich an

Impfkommission empfiehlt für Unter-30-Jährige nur noch Biontech

Nach monatelangem Rückgang der Corona-Impfungen in Deutschland ziehen die Zahlen wieder deutlich an. Laut RKI-Daten vom Mittwoch wurden am Dienstag rund 51.000 Menschen das erste Mal geimpft, 14.000 mehr als vor einer Woche. Im 7-Tage-Schnitt werden aktuell 36.000 Personen pro Tag erstmals geimpft, der höchste Stand seit über drei Wochen. Die Erstimpfquote stieg von 69,7 auf 69,8 Prozent. 46.500 Menschen bekommen im Durchschnitt jeden Tag ihre Vervollständigungsimpfung, auch diese Zahl zieht wieder an. 67,3 Prozent haben jetzt den vollen Schutz, 0,1 Prozent mehr als am Vortag. Einen neuen Höchststand gab es am Dienstag bei den Auffrischungsimpfungen: 197.000 Personen bekamen ihren „Booster“, mehr als jemals zuvor, im Wochenmittel sind es allerdings erst 117.000 pro Tag. 3,7 Prozent haben eine Auffrischungsimpfung, das sind 0,3 Prozent mehr als am Vortag.

Leopoldina fordert Impfpflicht, 2G und Offenlegung des Impfstatus`

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina mischt sich angesichts der anlaufenden vierten Corona-Welle in die aktuelle Debatte um mögliche Regel-Verschärfungen ein. Neben allgemein akzeptierten Forderungen spricht sich der Präsident Gerald Haug und seine Wissenschaftskollegen auch für eine Reihe von Maßnahmen aus, die derzeit hochumstritten sind. In der Arbeitsschutzverordnung bräuchte es „eine angemessene Regelung zur Offenlegung des Impfstatus“, heißt es in der Stellungnahme, über die der „Spiegel“ berichtet. Bislang ist es aus datenschutzrechtlichen Gründen den Arbeitgebern nicht erlaubt, die Bediensteten zu befragen, ob sie geimpft sind. Das soll sich nach Leopoldina-Meinung ändern, damit die Unternehmen den Einsatz ihrer Mitarbeiter, etwa am Fließband oder in Großraumbüros zum Schutz vor Corona-Ansteckungen besser zu planen. Die 2G-Regel, wonach nur geimpfte oder genesene Menschen Zutritt zu Veranstaltungen bekommen, solle „eine größere Geltungsreichweite“ erhalten, so Haug und die Leopoldina-Forscher. Gleichzeitig wollen sie „Impfpflichten für Multiplikatoren“, wie es in dem Positionspapier heißt. Dahinter verbergen sich nicht nur Menschen im Pflegedienst, über deren mangelnden Impfstatus in den vergangenen Wochen heftig diskutiert worden ist. Auch Lehrpersonal oder andere Berufsgruppen mit viel Kontakt zu anderen Menschen sollten nach Leopoldina-Auffassung verpflichtend geimpft sein. Das Virus SARS-CoV-2 werde sich „langfristig als endemisches Virus etablieren, das heißt dauerhaft in Teilen der Bevölkerung zirkulieren“, erwarten die Leopoldina-Experten. Auch nach dem Abklingen der Pandemie würden sich Menschen infizieren, was zu schweren Verläufen und Todesfällen führen könnte. Deshalb fordert die Leopoldina die Erforschung und Entwicklung antiviraler Medikamente zur Behandlung einer bereits ausgebrochene Covid-Erkrankung.

Impfkommission empfiehlt für Unter-30-Jährige nur noch Biontech

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat ihre Covid-19-Impfempfehlungen aktualisiert und empfiehlt, Personen unter 30 Jahren ab sofort ausschließlich mit dem Impfstoff Comirnaty von Biontech zu impfen. Grundlage seien „neue Sicherheitsdaten“ des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) und weitere internationaler Daten, hieß es in einer Mitteilung am Mittwoch. Die neue Empfehlung gelte sowohl für die Grundimmunisierung als auch für mögliche Auffrischimpfungen. Auch wenn zuvor ein anderer Impfstoff verwendet wurde sollen die weiteren Impfungen mit dem Biontech-Impfstoff erfolgen. Obwohl es nach Angaben der Stiko bezüglich der Impfung von Schwangeren keine vergleichenden Sicherheitsdaten gibt, empfiehlt das Gremium Schwangeren unabhängig vom Alter ihnen eine Impfung mit dem Biontech-Impfstoff. Seit Einführung der Covid-19-Impfung mit den mRNA-Impfstoffen Comirnaty (BioN-Tech/Pfizer) und Spikevax (Moderna) ist bekannt, dass nach Verabreichung dieser Impfstoffe in seltenen Fällen Herzmuskel- und/oder Herzbeutelentzündungen (Myokarditis und Perikarditis) bei jüngeren Personen auftreten. Aktuelle Meldeanalysen zeigten, dass Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen bei Jungen und jungen Männern sowie bei Mädchen und jungen Frauen unter 30 Jahren nach der Impfung mit Spikevax häufiger beobachtet wurden als nach der Impfung mit Comirnaty, so die Stiko. Für Menschen ab 30 Jahren bestehe hingegen nach der Impfung mit Spikevax kein erhöhtes Risiko für eine Herzmuskelentzündung oder Herzbeutelentzündung. Nach den bisher vorliegenden Sicherheitsberichten sei der akute Verlauf von impfstoffbedingten Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen aber überwiegend mild. Bislang handelt es sich nur um einen Beschlussentwurf mit wissenschaftlicher Begründung, die in dem vorgeschriebenen Stellungnahmeverfahren an die Bundesländer und die beteiligten Fachkreise gegangen ist. Änderungen seien daher noch möglich. Die endgültige Empfehlung der Stiko für die ausschließliche  Impfung mit dem Impfstoff Comirnaty von Biontech bei Unter-30-Jährigen soll zeitnah im Epidemiologischen Bulletin erscheinen. +++