Buchpräsentation „Der Mann mit dem Raben“ in Petersberg

Historische Entdeckungstour mit der „Dachziegelbande“

Im Rahmen der Bewerbung Fuldas und Petersbergs um das Europäische Kulturerbe-Siegel ist ein ebenso unterhaltsames wie lehrreiches Kinder- und Jugendbuch entstanden, das nun vorgestellt wurde. Die erlebnisreiche Abenteuergeschichte „Der Mann mit dem Raben“ von Thomas J. Hauck spannt den Bogen vom 9. Jahrhundert ins 21. Jahrhundert und soll ein junges Publikum für das frühe Mittelalter und die Geschichte der Klöster Fulda und Petersberg begeistern.

Im feierlichen Rahmen wurde in der Kirche St. Peter, der Grabeskirche der Heiligen Lioba, auf dem Petersberg das gerade erschienene Kinder- und Jugendbuch vorgestellt. Der Band mit Illustrationen von Julia Dürr ist im Rahmen der gemeinsamen Bewerbung „Fulda und Petersberg. Orte der karolingischen Bildungsreform“ entwickelt worden. Die kurzweilige Abenteuergeschichte vermittelt einem jungen Publikum auf unterhaltsame wie lehrreiche Weise Wissen über das frühe Mittelalter und lenkt den Blick unter anderem auf historische Persönlichkeiten wie Rabanus Maurus und die Heilige Lioba sowie auf steinerne Zeugnisse wie die Krypta von St. Michael. Ermöglicht wurde das kreative Buchprojekt von der Gemeinde Petersberg, dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen, der Stadt Fulda und dem Verein Zukunft Bildung e.V.

Carsten Froß, Bürgermeister der Gemeinde Petersberg, konnte zur Buchvorstellung zahlreiche Partnerinnen und Partner des Bewerbungsprojekts „raban. Bildung in Bewegung“ in St. Peter begrüßen. Er dankte allen, die durch ihr Engagement zur Realisierung des Bandes beigetragen haben, darunter Ideengeber Dr. Michael Imhof vom Verein Zukunft Bildung e.V. und Christine Kenner vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen für die fachkundige Betreuung bei der Konzeption und Entwicklung sowie Klaus H. Orth vom Kulturamt der Stadt Fulda für seine Mitarbeit beim Lektorat des Bandes.

In seiner Begrüßung erinnerte Froß an die Leistung Karls des Großen, auf seinem riesigen Herrschaftsgebiet viele, teils verfeindete Völker unterschiedlicher Sprachen und Kulturen durch die von ihm initiierte Bildungsreform zu vereinen und eine gemeinsame Identität zu geben. „Die Klöster waren Keimzellen dieser Bewegung“, sagte der Petersberger Bürgermeister und betonte, dass im 9. Jahrhundert die Klöster Fulda und Petersberg zu den bedeutendsten Zentren der „Karolingischen Renaissance“ zählten. Die Klosterschulen lehrten Latein, das zur einheitlichen Schriftsprache wurde. Sie sammelten, verbreiteten und vermehrten Wissen. Neue Bauformen bildeten sich als eigener Stil heraus. „Der Austausch von Wissen über Grenzen hinweg wurde gefördert“, sagte Froß. Dieser Impuls zur grenzenlosen Bildung verbinde heute die Staaten Europas. „Mit der Bewerbung um das Europäische Kulturerbe-Siegel wollen die Stadt Fulda und die Gemeinde Petersberg ein wichtiges Zeichen setzen.“ Besonders Kinder und Jugendliche sollen im Rahmen des Projekts die Vorteile eines geeinten Europa erkennen und erleben und regionale Persönlichkeiten der Geschichte wie Rabanus Maurus entdecken. Dazu leiste das Buch „Der Mann mit dem Raben“ von Thomas J. Hauck einen wichtigen Beitrag.

Begeisterung für den Band, dessen Geschichte die Lebenserfahrungen junger Menschen im 21. Jahrhundert mit Aspekten der Gesellschaft und Kultur des frühen Mittelalters verbindet und für regionale Geschichte sensibilisiert, sprach ebenso aus den Worten von Stadträtin Heike Kleemann. Sie überbrachte in Vertretung von Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld die Grüße der Stadt Fulda. „Raban hat begriffen, wie wichtig Wissen ist“, sagte sie und unterstrich, dass die Ideen der karolingischen Bildungsreform gerade im Europa der Gegenwart von hoher Aktualität seien. Denn es gehe darum, die Gemeinschaft zu stärken und zusammen Herausforderungen zu meistern.

Prof. Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen, ging auf die wichtige Bedeutung der Denkmalvermittlung für Kinder und Jugendliche ein. Gerade das Wissen um die Zusammenhänge zwischen dem immateriellen Kulturerbe, den religiösen Wurzeln und Inhalten der sakralen Bau- und Kunstdenkmäler gehe immer mehr verloren. Er lobte das entstandene Kinderbuch als sehr gelungenes Beispiel, mit dem es auf spielerische Weise gelungen sei, diese Inhalte erzählerisch und verwoben mit der heutigen Lebenswirklichkeit zu vermitteln. Es hebe sich dadurch wohltuend von stärker pädagogisch und schulbuchmäßig ausgerichteten Aktivitäten ab und bereite auch Erwachsenen Vergnügen und Erkenntnisgewinn gleichermaßen.

Im Namen des Bistums Fulda sprach Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez, der die herzlichen Grüße von Bischof Dr. Michael Gerber überbrachte. Diez freute sich, beim Lesen des Buches und beim Betrachten der Illustrationen immer wieder auf ihm vertraute Orte wie die Liobakirche, das Auditorium Maximum der Theologischen Fakultät oder auch die Rabanus-Maurus-Schule zu treffen, mit denen er persönliche Momente verbinde. Besonders unterstrich der Weihbischof die Rolle von Rabanus Maurus, in dessen Zeit das Kloster Fulda mit mehr als 600 Mönchen die größte Klosterfamilie seiner Geschichte aufgewiesen habe. „Lasst ja die Kinder viel lachen, sonst werden sie böse im Alter“, zitierte Diez einen Satz Rabans und verband dessen Worte mit dem Lob für das an Humor und Hintergrundwissen reiche Buch „Der Mann mit dem Raben“. Er schloss: „Ich freue mich sehr, dass es dieses Buch gibt, und ich werde es vielfach verschenken.“

Im Anschluss konnten sich die Gäste bei der Lesung von Thomas J. Hauck selbst von der Erzählkunst des Autors überzeugen, dessen lebendiger Vortrag das Publikum eintauchen ließ in die bunte und erlebnisreiche Abenteuergeschichte. Sie erzählt davon, dass irgendwann im 21. Jahrhundert auf der Kirchhofmauer über der Stadt fünf Kinder sitzen, die sich „Die Dachziegelbande“ nennen. Durch Zufall entdecken sie einen mysteriösen Ort mit alten wertvollen Büchern. Immer wieder erscheint ihnen ein Mönch mit einem Raben. Die fünf Kinder erleben Abenteuer an Orten und begegnen Menschen, die es wirklich gab und gibt: die Krypta der Michaelskirche, Lioba, das Kloster, der Mönch. Und für alle, die es genau wissen wollen, liefert der Band Hintergrundinformationen in Form von Wissensseiten zum frühen Mittelalter. Musikalisch umrahmt an der Orgel wurde die Buchvorstellung von Antonie Heil, die zudem den Pfingsthymnus „Veni Creator Spiritus“ von Rabanus Maurus sang. +++ pm