Brücke in Zahmen mit Schulbus nicht mehr befahrbar

Zahmener Bürger sind sauer und besorgt um ihre Kinder

Seit über 70 Jahren steht die Brücke in der Straße „Am Schulberg“ im Grebenhainer Ortsteil Zahmen und überbrückt den Moosbach. Diese Brücke ist nun neu bewertet worden. Von nun an dürfen nur noch Fahrzeuge bis zu einem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen diese Brücke befahren. Ortsvorsteher Bernhard Simon erklärt: „Nach der neuen Bewertung hat man Baumängel festgestellt. Infolgedessen hat man die Nutzlast auf 3,5 Tonnen heruntergesetzt. Das hat zur Folge, dass der Schulbus diese Brücke nicht mehr befahren darf und somit nicht mehr hinter der Brücke in der Straße ‚Hosenfelder Straße‘ wenden kann. Somit kann der Bus diese Schleifen nicht mehr fahren. Er müsste nun rückwärts in die Straße fahren, was er aber nicht darf.“ Von der Verkehrsgesellschaft Oberhessen (vgo) sei die Aussage gekommen, dass die 16 Kinder, vom Kindergarten bis zur 10. Klasse, rund 500 Meter weiter außerhalb vom Ort bei einer Ersatzhaltestelle beim Aussiedlerhof ein- und aussteigen müssen.

Es geht den Eltern nicht darum, dass die Kinder nun rund 500 Meter weiter laufen müssen. Da ein Teil des Weges zum Aussiedlerhof außerhalb vom Ort liegt, wären die Kinder ungeschützt. „Ohne Bürgersteig, ohne Beleuchtung auf einer freien Strecke der Kreisstraße. Das ist für die Kinder viel zu unsicher. Die Sicherheit der Kinder ist nicht gegeben“, betont Ortsvorsteher Bernhard Simon. Das Vorhaben würde bis September nächsten Jahres gehen. Die Bürger streben an, dass man eine beschränkte Überfahrgenehmigung für den Linienbus mit Schrittgeschwindigkeit bekommt. Dafür hat man Unterschriften gesammelt; aktueller Stand 60 Unterschriften von rund 130 Einwohner. Die Bürger haben erst am Donnerstag per Hinweiszettel an der Bushaltestelle von dem Vorhaben erfahren. Niemand hat sie im Vorfeld darüber informiert. So konnte man an diesem Wochenende niemand von der vgo oder dem Schulleiter der Oberwaldschule erreichen. „Die Brücke soll nächstes Jahr saniert werden, was bis zum September 2023 dauern kann. Das ist viel zu lang. Man muss jetzt eine Lösung finden, dass man sicher den Bus besteigen kann“, betont Simon. Natürlich gehe die Sicherheit der Brücke vor. „Der Sachverständige lässt sich auf nichts ein. Die 3,5 Tonnen sind nur noch zugelassen. Ich glaube, dass sich keiner richtig Gedanken darüber gemacht hat, wie der Bus nun durch Zahmen fährt“, sagt Ortsvorsteher Bernhard Simon.

Sebastian Stang, Bürgermeister der Gemeinde Grebenhain: „Das ist keine Entscheidung sondern eine Tatsache. Diese Brücke ist, wie alle Brücken, regelmäßigen Untersuchungen zu unterziehen. Die letzte Untersuchung im Rahmen einer Brückenbucherstellung hat ergeben, dass die Betonplatte, über diese der Verkehr läuft, zu dünn dimensioniert ist. Durch eine schlechte Armierung (bezeichnet die Verstärkung von Betonbauteilen zur Erhöhung der Tragfähigkeit, Anm. d. Red.) haben die verbauten Stahlträger eine zu geringe Betonumdeckung. Dadurch ist die Tragfähigkeit so eingeschränkt, dass wir sie nur für einen 3,5 Tonnen-Verkehr freigeben können. Diese Brücke sei schon einige Jahre alt. Zu Baubeginn der Brücke kannte man sich offensichtlich noch nicht so aus, wie man es heute macht. Bei vielen Brücken ist der Stahl nicht tief genug in den Beton eingebettet, was dann zu Korrosion und einer verminderten Tragfähigkeit führt.“

Die Gemeinde Grebenhain strebe an, im nächsten Jahr die Betonplatte der Brücke neu zu bauen. „Die Widerlager sehen noch ganz gut aus“, so Bürgermeister Stang. Geplant ist eine Bauzeit bis in den Herbst 2023. In Zahmen sei das Problem, dass der Bus im Ort wenden muss. Bisher konnte er über die Brücke fahren, entlang der „Hosenfelder Straße“ um somit wieder auf die Ortsdurchfahrt zu gelangen. „Das ist jetzt leider nicht mehr möglich, sodass Zahmen nun eine ‚Sackgasse‘ ist“, so Bürgermeister Stang. Das Rückwärtsfahren der Busse sei im Rahmen der Unfallverhütungsvorschriften der vgo und der Busfahrer so nicht gestattet. Es sei nach einer Wendemöglichkeit gesucht worden, wo der Bus quasi drehen kann. „Nach einer Prüfung der vgo ist derzeit keine Wendemöglichkeit gegeben. Nun müssen die Kinder auf einer Strecke von rund 500 Meter aus dem Ort herauslaufen um bei der Ersatzhaltestelle beim Aussiedlerhof ein- bzw. aussteigen zu können. Diese Haltestelle kann der Bus direkt anfahren und muss nicht mehr in den Ort.

Wie gefährlich diese temporäre Strecke ist, mochte Bürgermeister Stang nicht beurteilen. „Es ist kein separater Fußweg vorhanden“, so Stang. Gerade im Winter habe man höhere Schneelagen und wird früher dunkel. „Das Entlanglaufen an einer Straße im Außenbereich ohne Bürgersteig ist für Kinder und Erwachsene nicht gerade ungefährlich“, betont Bürgermeister Sebastian Stang. Eine temporäre Geschwindigkeitsbeschränkung löse nicht das Problem, dass die Kinder bei jeder Wetterlage aus dem Ort hinaus zu dieser einzelnen einsamen Bushaltestelle laufen müssen. Den Unmut der Bürger kann Sebastian Stang sehr gut verstehen. Er sehe es auch so, dass die Möglichkeit gegeben sei, mit dem Bus zu wenden. „Die Gemeinde hat eine Busbegleitung, die die Kindergartenkinder jeden Morgen im Bus begleitet. Diese Busbegleitung wäre bereit, die ‚Einweiser‘ zu machen“, so Stang. Er sei sich sicher, dass Bürger aus dem Ort bereit wären, sich als Einweiser zur Verfügung zu stellen, damit der Busfahrer gefahrenfrei zurücksetzen kann. „Das wird allerdings unter Berufung auf die Unfallverhütungsvorschriften von der vgo abgelehnt“, sagte Sebastian Stang.

Merina, eine besorgte Mutter von zwei Kindern meint: „Es sind keine Bürgersteige und keine Straßenbeleuchtungen vorhanden. Es ist morgens zu dunkel und damit zu gefährlich. Zudem müssen die Kinder eine gefährlich Kreuzung überqueren, was man ihnen nicht zumuten kann.“ Eine andere Bürgerin mein: „Es ist eine Frechheit, dass wir die Kinder jetzt zur Ersatzhaltestelle hochschicken soll. Das ist viel zu gefährlich. Viele Eltern sind berufstätig und haben nicht die Zeit, morgens die Kinder an den Bus zu bringen, denn die Kinder gehen derzeit selbstständig an den Bus.“ Ein Busfahrer sieht kein Problem darin, mit dem Bus über die Brücke zu fahren. „Die erste Achse ist schon über der Brücke bevor die zweite Achse überhaupt auf die Brücke kommt. Ich bin Reisebusfahrer und schon ganz andere Strecken gefahren“, so der Busfahrer. Man lege bei dieser Brücke sehr viel Wert auf die Sicherheit, aber bei den Kindern gibt man sie auf, so einhellig die Meinung der Bürger von Zahmen. „Im Winter wenn Schnee liegt, wird die Straße noch enger. Dann müssen die Kinder auf der Straße laufen und nicht auf der Bankette“, so eine Bürgerin.

Ein anderer Bürger trägt vor: „Vor Jahren ist damals beim Aussiedlerhof extra wegen der Sicherheit eine Haltestelle eingerichtet worden, dass die Bewohner nicht in den Ort laufen müssen. Nun sollen die Kinder aus dem Ort hoch zur Ersatzbushaltestelle laufen.“ In der Tat wäre dieser Schulweg sehr gefährlich. Kommt man von Wünschen-Moos so liegt der Abzweig zur Ersatzhaltestelle direkt hinter einer Kurve. Immerhin sind hier derzeit 100 km/h erlaubt. Die Bürger haben den Eindruck, man legt Seitens der vgo mehr Wert auf die Vorschriften für die Brücke, als auf die Sicherheit der Kinder. +++ KEC