Bosbach: Absage an türkischen Justizminister kann als Vorbild dienen

Laschet warnt Erdogan vor Wahlkampfauftritt in Deutschland

CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach
Wolfgang Bosbach (CDU)

Berlin. Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach hat die Absage der Stadt Gaggenau an den Auftritt des türkischen Justizministers Bekir Bozdag als richtungsweisend begrüßt. „Das ist eine mutige Entscheidung“, sagte der Innenexperte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Die Absage könnte für andere Wahlkampfveranstaltungen türkischer Regierungsmitglieder hierzulande als Vorbild dienen. „Die Bundes- und Landesregierungen müssen alle rechtlichen und politischen Möglichkeiten nutzen, um solche Veranstaltungen zu untersagen“, sagte Bosbach.

Es seien ja ganz unterschiedliche Begründungen denkbar, je nachdem, ob die Veranstaltung öffentlich oder nicht-öffentlich, Open Air oder in einer Halle stattfinde. „Die Bundesrepublik Deutschland ist keine Außenstelle der Türkei und es gibt keinen Rechtsanspruch für ausländische Politiker, auf deutschem Boden Wahlkampf zu machen.“ Deutschland sei stärker betroffen als andere Staaten, weil hier 1,5 Millionen türkische Staatsbürger lebten, die ein beachtliches Wählerpotenzial für die türkische Politik darstellten. Bosbach fügte hinzu: „Deutschland sollte keine Plattform bieten, demokratische Standards in der Türkei immer weiter abzubauen.“ Deutschland dürfe nicht erlauben, dass innenpolitische Konflikte aus der Türkei hierher importiert würden. „Wir dürfen nicht zulassen, dass solche Konflikte die deutsche Gesellschaft spalten und hier dann zum Teil mit Gewalt auf der Straße ausgetragen werden.“

Der CDU-Politiker kritisierte es als „Taschenspielertrick“, dass Ministerpräsident Binali Yildirim und andere türkische Regierungsvertreter behaupten, sie kämen ja nicht in ihrer Eigenschaft als Staatschef oder Minister, sondern als Privatleute, die von ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch machten. „Wer als Staatspräsident abfliegt und nach der Veranstaltung wieder als Staatspräsident nach Hause reist, kommt doch nicht als Privatmann nach Deutschland.“ Von einem Einreiseverbot für türkische Regierungsmitglieder hält Bosbach allerdings nichts: „Die Türkei ist ein wichtiger politischer Partner und Nato-Partner. Wir dürfen den Gesprächsfaden nicht abreißen lassen.“

Laschet warnt Erdogan vor Wahlkampfauftritt in Deutschland

Die CDU hat den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan davor gewarnt, in Deutschland Reklame für sein Verfassungsreferendum zu machen: „Solange mit Deniz Yücel ein deutscher Journalist ohne nachvollziehbare Begründung in der Türkei in Haft gehalten wird, ist Präsident Erdogan in Deutschland unerwünscht“, sagte CDU-Vize Armin Laschet der „Rheinischen Post“. Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) müsse sich persönlich in der Türkei für die Freilassung Yücels einsetzen und klar machen, dass der türkische Wahlkampf in deutschen Städten zu beenden sei. „Wir lassen nicht zu, dass durch Auftritte von Erdogans Regierungsmitgliedern innertürkische Konflikte in Deutschland ausgetragen werden, die auch die türkische Gemeinde spalten“, erklärte der CDU-Politiker. +++

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