Bildungspolitiker lehnen Kita-Pflicht ab

Überflüssig wie ein Kropf

Familien- und Bildungspolitiker mehrerer Fraktionen lehnen eine Kindergartenpflicht für Kinder ab vier Jahren ab. „Von einem Kita-Zwang für alle Kinder halte ich nichts“, sagte Marcus Weinberg (CDU), familienpolitischer Sprecher der Unionsfraktion, der „Welt“. Er sei zwar „der festen Überzeugung, dass ein Kind von der Betreuung und frühen Bildung in der Kindertagesstätte“ profitiere. „Wir haben aber die individuellen Lebensmodelle der Familien zu respektieren, grundsätzlich auch die Entscheidung, sich bis zum Schuleintrittsalter um die Betreuung ihrer Kinder selbst zu kümmern.“

Weinberg reagierte auf eine Umfrage des Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo, wonach zwei Drittel der Deutschen eine Kindergartenpflicht für Kinder ab vier Jahren begrüßen. Auch die AfD lehnt entsprechende Überlegungen ab. „Die Einführung einer Kindergartenpflicht für über Vierjährige ist so überflüssig wie ein Kropf“, sagte Götz Frömming, bildungspolitische  r Sprecher der Fraktion. Schon heute besuche der größte Teil der Kinder einen Kindergarten, auch aus Familien mit Migrationshintergrund. „Wenn es einzelne Eltern gibt, die, aus welchen Gründen auch immer, ihre Kinder lieber selbst betreuen möchten, ist das kein Grund für gesetzgeberische Maßnahmen, die die im Artikel 6 des Grundgesetzes verbrieften Elternrechte pauschal und für alle einschränken würden.“

Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Margit Stumpp, hält eine Kita-Pflicht für derzeit nicht umsetzbar. „Bevor über eine Kita-Pflicht nachgedacht wird, müssen die jetzt schon fehlenden Plätze geschaffen und in die Qualität investiert werden“, sagte sie. Oliver Kaczmarek, bildungspolitischer Sprecher der SPD, verwies auf das jüngst verabschiedete „Gute-Kita-Gesetz“ von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD), welches Milliardenzuschüsse für die Verbesserung der Kita-Qualität vorsieht. „Sollten wir feststellen, dass sich trotz dieser Offensive Eltern gegen einen Kita-  Besuch entscheiden und die Leistungsunterschiede zwischen den Kindern mit und ohne Kita-Besuch bestehen bleiben, müssten wir über weitere Schritte nachdenken und dürften dabei eine Kita-Pflicht nicht ausschließen.“ +++

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