Bericht: Merkel sagt Teilnahme an Moskauer Weltkriegsgedenkfeier ab

Berlin. Nach Informationen der Wochenzeitung „Die Zeit“ reist Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nicht zur Weltkriegsgedenkfeier am 9. Mai in Moskau. Sie habe entschieden, dass es ihr „unmöglich ist, am 9. Mai an einer Militärparade auf dem Roten Platz teilzunehmen“, heißt es aus ihrem Umfeld. Der Westen wirft Russland vor, die Separatisten in der Ukraine mit Personal, Waffen und auch Panzern zu unterstützen. Vor diesem Hintergrund wäre Merkels Teilnahme an der Militärparade ein Affront gegen die ukrainische Regierung gewesen, wie die Wochenzeitung weiter berichtet. Gleichwohl habe sich die Kanzlerin um einen Kompromiss bemüht: Sie wolle nun am 10. Mai nach Moskau reisen und zusammen mit Präsident Wladimir Putin das Grabmal für den unbekannten Soldaten an der Kremlmauer besuchen. Dort könne man „in Würde und gemeinsam“ des Zweiten Weltkriegs gedenken. Einen entsprechenden Vorschlag habe sie Putin telefonisch übermittelt, heißt es. Der russische Präsident habe zugestimmt.

Linke kritisieren Merkels Absage an Moskau

Die Entscheidung stößt in der Linkspartei auf scharfe Kritik. Der Fraktionsvorsitzende Gregor Gysi sagte „Zeit Online“, dass Merkel einen Tag nach den offiziellen Feierlichkeiten nach Moskau reisen wolle, sei zwar „mehr als nichts“. „Dennoch tut es mir außerordentlich leid, dass wir diese kleinkarierte Geschichtsvergessenheit miterleben müssen“, so der Fraktionsvorsitzende. 27 Millionen Bürgerinnen und Bürger der damaligen Sowjetunion hätten im Zweiten Weltkrieg ihr Leben verloren. „Ihnen und den insgesamt 65 Millionen Toten, darunter mehr als sechs Millionen Deutsche, des von Deutschland losgetretenen Krieges verweigert die Bundeskanzlerin mit ihrer Absage das notwendige und vollständige ehrende Gedenken“, sagte Gysi „Zeit Online“. Ähnlich äußerte sich der außenpolitische Sprecher der Linken im Bundestag, Wolfgang Gehrke. Merkels Absage sei „falsch und peinlich“, sagte er. Differenzen mit Russland und Präsident Wladimir Putin müssten in dieser Frage hintanstehen. „Eine Teilnahme an den Feierlichkeiten auf dem Roten Platz ist für die Bundeskanzlerin eine historische Verpflichtung“, so Gehrke.

Unterstützung bekam Merkel dagegen aus der SPD. Der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Niels Annen, sprach von einer „vernünftigen Entscheidung“. Entscheidend sei, dass es ein gemeinsames Gedenken in Moskau gebe. „Man kann das aktuelle politische Geschehen nicht ausklammern. Derzeit sind die politischen Voraussetzungen für die Teilnahme an den offiziellen Feierlichkeiten nicht gegeben“, sagte er „Zeit Online“. Ähnlich äußerte sich SPD-Vize-Fraktionschef Rolf Mützenich. „Unter den gegenwärtigen Bedingungen ist schwer vorstellbar, dass ein deutsches Regierungsmitglied an den Siegesfeierlichkeiten teilnimmt“, sagte er. „Wichtig ist, dass wir mit Putin im Gespräch bleiben“, betonte er. Dies sei aber durch Merkels Reise nach Moskau einen Tag nach der Militärparade sichergestellt. Rückhalt bekam Merkel auch aus ihrer eigenen Partei. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Norbert Röntgen, nannte Merkels Vorhaben einen „klugen Kompromiss, der sowohl die Vergangenheit würdigt als auch der Gegenwart gerecht wird“. +++ fuldainfo