Bericht: Kölner Beamte widersprechen Polizeispitze

Berlin. Wesentliche Aussagen der Kölner Polizeispitze zu den Ereignissen der Silvesternacht sind nach Darstellung von Polizisten unwahr. Das berichtet die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf Beamte, die am Einsatz beteiligt waren. Demnach hätten sie durchaus zahlreiche Personen kontrolliert und teils festgenommen, berichteten die Polizisten der Zeitung. Daher sei auch bekannt, um welche Personengruppen es sich handele: „Es wurden, anders als öffentlich dargestellt, sehr wohl von zahlreichen Personen die Personalien aufgenommen“, die zum Mob vor dem Bahnhof gehört hatten. Rund 100 dieser Personen seien kontrolliert worden.

Etliche sind den „Welt am Sonntag“-Informationen zufolge der Wache zugeführt und in Gewahrsam genommen worden. Über das Ergebnis der Personenkontrollen sagte der „Welt am Sonntag“ ein Beamter: „Nur bei einer kleinen Minderheit handelte es sich um Nordafrikaner, beim Großteil der Kontrollierten um Syrer.“ Das habe sich aus vorgelegten Dokumenten ergeben. Bislang zielten Vermutungen aber darauf, dass es sich bei den Tätern um nordafrikanische junge Männer handelt, weil diese in Köln schon seit über einem Jahr als kleinkriminelle Problemgruppe bekannt sind. Auch hier wird widersprochen: Viele der Kontrollierten hielten sich aber erst seit wenigen Monaten in Deutschland auf. „Die meisten waren frisch eingereiste Asylbewerber. Sie haben Dokumente vorgelegt, die beim Stellen eines Asylantrags ausgehändigt werden“, zitiert die Zeitung einen Beamten. In einem weiteren Punkt wird widersprochen. Bislang hieß es, den Tätern sei es primär darum gegangen, Passanten zu bestehlen. Die sexuellen Belästigungen seien nur nebenbei passiert. „In Wirklichkeit verhielt es sich genau umgekehrt“, sagte ein Kölner Polizist der „Welt am Sonntag“ und fügte hinzu. „Vorrangig ging es den meist arabischen Tätern um die Sexualstraftaten oder, um es aus ihrem Blickwinkel zu sagen, um ihr sexuelles Amüsement. Ein Gruppe von Männern umkreist ein weibliches Opfer, schließt es ein und vergreift sich an der Frau.“ Arnold Plickert, der NRW-Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), verteidigt die Kölner Polizisten. Der GdP-Chef sagte der Zeitung: „Durch die Vorwürfe von Innenminister de Maizière fühlen sich viele Kölner Kollegen völlig zu Unrecht angegriffen und an den Pranger gestellt. Es ist schlicht falsch, dass die Polizei in der Nacht niemanden festgenommen oder in Gewahrsam genommen hätte. Und es stimmt auch nicht, dass keine Personalien aufgenommen worden wären. Nach meiner Kenntnis wurden mindestens in 80 Fällen Personalien kontrolliert, Menschen festgenommen oder in Gewahrsam genommen.“ Plickert zeigt Verständnis dafür, dass „die Kollegen nun anonym Informationen an die Öffentlichkeit durchstechen“. Sie wollten „mit den verbreiteten Falschmeldungen aufräumen und sich wehren. Manche Beamte haben mir schon mitgeteilt, sie fühlten sich, als seien sie die Täter.“ Plickert weiter: „Auch dass angeblich nichts auf Flüchtlinge als Täter hindeutet, halte ich für eine Falschmeldung. Den Kollegen zufolge wurden von mehreren der kontrollierten Männer Meldebescheinigungen des Bundesamts für Migration vorgelegt. Da waren ganz sicher Flüchtlinge unter den Tätern.“

„Focus“: Behörde von NRW-Innenminister ver­weigerte zusätzliche Polizeikräfte

Im Vorfeld der Kölner Silvesternacht mit zahlreichen Raubüberfällen und sexuellen Angriffen auf Frauen hat nach Informationen des Nachrichten­magazins „Focus“ das Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) des NRW-Innenministers Ralf Jäger (SPD) die Bitte der Kölner Polizei um eine zusätzliche Einsatz-Hundertschaft abgelehnt. Dies geht aus einem Einsatzleiter-Report hervor, der dem „Focus“ vorliegt. Weil die Anfrage keinen Erfolg hatte, stellte die Kölner Polizei in jener Nacht lediglich 143 Beamte. Im Bahnhof selbst war die Bundespolizei mit 70 Leuten unterwegs. Offenbar haben nach Informationen des Magazins sowohl der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers als auch die neue parteilose Oberbürgermeisterin Henriette Reker der Öffentlichkeit nach den Vorfällen zudem tagelang nur die halbe Wahr­heit gesagt. So behaupteten beide zu Beginn dieser Woche, bisher habe man keinen Verdächtigen gefasst. Folglich könne man auch keine Zusammen­hänge zur Flüchtlingsproblematik ziehen. Dabei hatte eine Frau nach Informa­tionen des Magazins die Polizei noch in der Silvesternacht auf einen Marokkaner aufmerksam gemacht, der ihr in den Schritt gefasst habe. Die Beamten nahmen den Mann in Polizeigewahrsam. Aus seinen Papieren ging hervor, dass er am 26. Dezember über Paris illegal nach Deutschland eingereist war. Den Grund seines Aufenthalts vermochten die Ermittler nicht mehr zu klären – der Verdächtige kam wieder frei und verschwand. Überdies führte die Polizei zahlreiche Kontrollen und Fest­nahmen in der Kölner Silvesternacht durch: „Bei den Personalien-Feststellungen konnte sich der überwiegende Teil der Personen lediglich mit einem Registrierungsbeleg als Asylsuchender des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge ausweisen“, heißt es in dem „Focus“ vorliegenden Einsatzleiter-Report vom 2. Januar. In diesem ist auch die Rede davon, dass auf den Plätzen vor dem Dom und dem Hauptbahnhof eine völlig „enthemmte“ Menge von bis zu 1.500 Menschen über­haupt nicht auf die Anweisungen der Ordnung shüter reagierte. Auch in den folgenden Nächten schlugen Asylbewerber nach „Focus“-Informa­tionen mit derselben Masche zu – wieder am Hauptbahnhof. Erneut wurden Reisende in die Gasse gelockt, bestohlen und sexuell genötigt. Am 3. Januar gegen 4.35 Uhr lauerten fünf Männer einem jungen Paar auf. Sie verfolgten ihre Opfer, raubten ihnen Geld und Handys. Diesmal waren Fahnder der Bundes­polizei vor Ort. Sie nahmen zwei Marokkaner, zwei Algerier und einen Syrer im Alter zwischen 20 und 24 fest. Der Syrer sagte laut Protokoll: „Ihr dürft mich nicht verhaften, ihr müsst mich freundlich behandeln. Frau Merkel hat mich eingeladen!“ Mit der Problematik der in Ermittler-Kreisen „nordafrikanische Intensiv­täter“ (Nafris) genannten Kriminellen beschäftigen sich deutsche Fahnder bereits seit Jahren. Die Düsseldorfer Kripo beispielsweise hat inzwischen hierarchisch organisierte Diebesbanden mit gut 2.250 Mitgliedern ausgemacht. Die Hälfte von ihnen sind Marokkaner. Der Großteil wohnt in Asylheimen. Zwischen Juni 2014 und Herbst 2015 zählten die Ermittler knapp 4.400 Straftaten in ihrem Sprengel. Wie das Magazin weiter berichtet, hat die NRW-Polizei intern eine Warnung unter dem Titel „Eigensicherungshinweise NAFRI“ herausgegeben. Darin heißt es: Immer häufiger setzten sich die Delinquenten bei Festnahmen durch „Schlagen, Treten, Beißen zur Wehr. Dabei werden auch Waffen und gefährliche Gegenstände eingesetzt.“ +++ fuldainfo

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