Bericht: In Kölner Silvesternacht waren Flüchtlinge unter Wachleuten

Polizeipräsident gibt vor der kommenden Silvesternacht eine Sicherheitsgarantie

Wachdienst

Köln. Bei den von sexuellen Übergriffen überschatteten Silvesterfeiern in Köln zu Beginn des Jahres sollen auch 59 Flüchtlinge als Wachmänner eingesetzt worden sein. Sie lebten erst kurze Zeit in Deutschland und wurden in einem Erstaufnahmelager für fünf Euro die Stunde als Security-Kräfte angeheuert, berichtet die „Bild“. Die Flüchtlinge seien erst unmittelbar vor dem Einsatz in Erstaufnahmelagern angeworben worden, heißt es.

Laut Bericht habe eine Wachschutzfirma im Auftrag der Stadt Köln im Dezember 2015 Wachleute gesucht. Die einzigen Kriterien im Stellenangebot seien die „Beherrschung der deutschen Sprache, zumindest mittelmäßig“ und „Warme Kleidung mitbringen“ gewesen. Den Auftrag habe der betreffende Sicherheitsdienst dann an ein anderes Unternehmen als Subunternehmen weitergegeben. Der Zeitung liegen nach eigenen Angaben die Einsatzpläne mit den 59 Namen der Flüchtlinge vor. Die meisten würden aus Nordafrika, Syrien und Afghanistan stammen. Ihr Stundenlohn habe bei fünf Euro gelegen, der Stadt Köln seien vom Sicherheitsdienst später aber deutlich höhere Beträge pro Stunde und Wachmann in Rechnung gestellt worden, schreibt die Zeitung weiter.

Laut des „Bild“ vorliegenden Einsatzplans kam es beim Wachdienst der Flüchtlinge zu mindestens neun Zwischenfällen. Demnach verschwanden auf der Kölner Zoobrücke unmittelbar nach Dienstbeginn gegen 20 Uhr fünf von 20 eingesetzten Flüchtlingen mit ihren Leuchtwesten. Trotzdem seien der Stadt Köln jeweils fünf Stunden pro Flüchtling in Rechnung gestellt worden. Auf der Deutzer Brücke habe ein Wachmann alkoholisiert Dienst geschoben. Sein Kollege habe gegen 22 Uhr seinen Einsatz nach zwei Stunden abgebrochen. Auf der Hohenzollernbrücke ließ ein Wachmann laut Einsatzprotokoll das Funkgerät mitgehen, ein Asylbewerber habe unmittelbar nach Dienstbeginn seinen Posten verlassen.

Die Kölner Stadtverwaltung soll erst gestern durch „Bild“ vom Einsatz der Flüchtlinge auf den Rheinbrücken erfahren haben. Sie erklärte auf Anfrage, in der Vergangenheit habe sich die Zusammenarbeit mit der Sicherheitsfirma „grundsätzlich unproblematisch“ gestaltet. Lediglich zu Karneval 2016 seien bei einer Kontrolle Verstöße gegen die Vertragsbedingungen festgestellt und auch mit einer Vertragsstrafe geahndet worden. Von Fehlverhalten der eingesetzten Flüchtlinge auf den Rheinbrücken sei bisher nichts bekannt gewesen. Vor dem Einsatz sei lediglich die Anzahl der Wachleute überprüft worden, nicht aber deren Qualifikation. Da habe man sich auf den beauftragten Sicherheitsdienst verlassen.

Der Kölner Polizeipräsident Jürgen Mathies gibt vor der kommenden Silvesternacht eine Sicherheitsgarantie für die Feiern in der Innenstadt ab. „Ich verspreche Ihnen, dass Sie sich dort am Dom außerordentlich sicher fühlen können“, sagte Mathies dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ in einem Doppelinterview mit der Publizistin Alice Schwarzer. Dies, so Mathies weiter, sei sein oberstes Interesse, „dem dient die Präsenz-Offensive der Kölner Polizei für die Silvesternacht“. Zum Jahreswechsel hat die Kölner Polizei nach eigenen Angaben 1500 Beamte im Einsatz. 300 von ihnen sind als Dreier-Streifen unterwegs. Zusätzlich hält die Bundespolizei eine Interventionseinheit bereit, die Verdächtige per Hubschrauber verfolgen kann. Schwarzer attestierte dem Polizeipräsidenten, der nach Ablösung seines Vorgängers Wolfgang Albers Anfang Januar ins Amt kam, eine erfolgreiche Arbeit im Bemühen, das Sicherheitsempfinden in der Bevölkerung zu verbessern. „Ich muss Ihnen sagen, Herr Mathies, dass ich besser schlafe, seit Sie im Amt sind. Ich habe das Gefühl, dass die Kölner in puncto Sicherheit bei Ihnen in guten Händen sind.“ +++

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