Barriere-Check der „AG Herrenhaus“ im Ortsteil Löschenrod

Beim zweistündigen Check wurden einige Barrieren aufgespürt

Die Teilnehmer bei ihrem Rundgang und bei der Begutachtung von neuralgischen Stellen anlässlich des Barriere-Checks im Ortsteil Löschenrod.
Wo Orte, Räume oder Kommunikationsmittel nicht barrierefrei sind, bleibt Teilhabe am kulturellen und politischen Leben, an der Arbeitswelt und in der Freizeit verwehrt. Inklusion ist in Deutschland ein gesellschaftliches und politisches Ziel. Daher steht bereits seit 1994 in unserem Grundgesetz: „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“. Damit darf der Staat Menschen mit Behinderung nicht anders behandeln als alle anderen Mitbürger unserer Gesellschaft. Teilhabe am kulturellen und politischen Leben, an der Arbeitswelt und in der Freizeit darf keinem Menschen verwehrt werden. Deshalb kann eine erfolgreiche Inklusion auch nicht ohne Barrierefreiheit erfolgreich gelebt werden.
 
Um die Barrierefreiheit im Eichenzeller Ortsteil Löschenrod kritisch zu untersuchen, veranstaltete die „AG Herrenhaus“ des Eichenzeller Inklusionsnetzwerk einen Barriere-Check, wo bei einer zweistündigen Ortsbegehung einige Barrieren ermittelt werden konnten, die ein Hindernis für Rollstuhlfahrer, Nutzer von Rollatoren, Nutzer von Kinderwagen, gehbehinderte Menschen und Personen mit anderweitigen Behinderungen darstellen. Vom Eichenzeller Herrenhaus beteiligten sich die Bewohner Jennifer Trottier und Roman Hein, Projektleiter Felix Beusch und Inklusionsnetzwerkerin Laura Albrecht. Bürgermeister Johannes Rothmund, Ortsvorsteher Holger Breithecker, Leopold Eismann (AG Herrenhaus), Udo Bauch als ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter, AWO-Quartiersmanagerin Andrea Tabaka, Gemeindevertreterin Monika Dehler und Gemeindevorstandsmitglied Gerhard Dehler beteiligten sich ebenfalls an der Ortsbegehung. Gerhard Dehler ist bedauerlicherweise durch eine schwere Krankheit selbst auf einen elektrischen Rollstuhl angewiesen und konnte bei der Ortsbegehung aus eigener Erfahrung und Praxis zahlreiche Hinweise geben, wo Barrieren für Rollstuhlfahrer bestehen.
 
Ortsvorsteher Holger Breithecker begrüßte die Teilnehmer des Barrie-Checks und lobte die Aktion und das Engagement der AG Herrenhaus. Breithecker:„So können wir Löschenrod mit ganz anderen Augen sehen und können nun an Optimierungen bei der Barrierefreiheit arbeiten“. Udo Bauch hob die Wichtigkeit der Barrierefreiheit deutlich hervor und appellierte daran, dass Inklusion nicht nur propagiert, sondern auch intensiv gelebt wird. Bürgermeister Johannes Rothmund gab erste Hinweise, wo Barrieren möglicherweise abgebaut werden können und wo eine Beseitigung von Barrieren aufgrund eines zu hohen Aufwandes und nicht finanzierbaren Kosten nur schwer oder überhaupt nicht realisierbar sind. Die Teilnehmer begutachteten bei ihrem Barriere-Check schwerpunktmäßig die öffentlichen Straßen und Gehwege im Mittelpunkt des gepflegten Ortsteiles, gemeindliche Einrichtungen (Bürgerhaus, Kindergarten, Spielplätze) und sonstige öffentliche neuralgische Stellen. Gerhard Dehler konnte während der zweistündigen Begehung anhand zahlreicher Praxisfällen eindrucksvoll dokumentieren, wie schwer es ist, sich mit einem Rollstuhl uneingeschränkt zu bewegen und mit welchen Barrieren sich Rollstuhlfahrer tagtäglich konfrontieren müssen.

Barrieren erschweren das Leben und stellen oft auch ein Sicherheitsrisiko dar

Hierbei wurde es ganz deutlich, dass durch hohe Bordsteinkanten, enge und schadhafte Gehwege (starke Unebenheiten, Löcher u.s.w.) ein hohes Sicherheitsrisiko für Rollstuhlfahrer und auch für gehbehinderte Menschen besteht. Die Teilnehmer ermittelten bei ihrer Rundfahrt/Rundgang in nur 2 Stunden mehrere Barrieren, die insbesondere für Menschen mit Beeinträchtigungen eine uneingeschränkte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben deutlich erschwert. Beim Rundgang zeigten sich die Teilnehmer nachdenklich, wo es überall Barrieren gibt, die für Menschen mit Beeinträchtigungen immer wieder eine deutliche Herausforderung darstellen.

Teilnehmer hoffen auf Unterstützung bei zeitnaher Beseitigung von Barrieren

Alle Teilnehmer wünschen sich nun, dass im Ortsteil Löschenrod einige Barrieren abgebaut werden können und damit für behinderte Menschen eine Verbesserung der Lebensqualität und Mobilität erreicht werden kann. Die Teilnehmer des Barriere-Checks waren sich allerdings darin einig, dass eine Grundsanierung aller Gehwege, damit Rollstuhlfahrer, Nutzer von Rollatoren und Nutzer von Kinderwagen sich wirklich sicher fortbewegen können, vermutlich aus Kostengründen ein Wunschgedanke bleibt. Die festgestellten Barrieren werden jetzt dem Eichenzeller Gemeindevorstand mitgeteilt und um wohlwollende Prüfung gebeten, wo ein Abbau von Barrieren realisierbar ist. Bereits im letzten Jahr wurde von der AG Herrenhaus ein Barriere-Check im Kernort Eichenzell durchgeführt, woraufhin dann erfreulicherweise auf Veranlassung der Gemeindeverwaltung einige Barrieren tatsächlich beseitigt wurden so die Absenkung von Bordsteingarten, Anbringung von Treppenhandläufen, Begradigungen von unebenen Flächen, Anschaffung einer Rollstuhlrampe. Die Gemeindevertretung stimmte damals einstimmig für die Bereitstellung von 100.000 Euro zum Abbau von Barrieren. Weitere Barriere-Checks in den anderen Ortsteilen sind geplant, um Schwachstellen in der Gesamtgemeinde zu ermitteln und idealerweise dauerhaft zu erreichen, dass wirklich alle Menschen in Eichenzell am gesellschaftlichen Leben teilhaben können und dass kein Mensch wegen seiner Behinderung benachteiligt wird. +++ ub