Bankfachleute arbeiten einen Tag bei antonius mit

Mal die Perspektive wechseln

Foto: Albert Sunny

Einen Stall ausmisten, mit jungen Autisten Schach spielen oder eine Obstschale töpfern꞉ Das Projekt „SeitenWechsel“ bietet Mitarbeitenden aus Unternehmen die Chance, für einen Tag in verschiedenen Bereichen des Netzwerks antonius mitzuarbeiten. Dabei können sie ihren Blick auf das Thema Inklusion überdenken. Zu den „Wiederholungstätern“ gehört die Direktbank ING Diba.

„Ehrlich gesagt, hatte ich anfangs Vorurteile“, berichtet ein ING Diba-Kollege aus Frankfurt am Main. Gemeinsam mit 24 Kollegen verbrachte er einen Tag bei antonius. „Am Morgen fühlte ich noch eine Barriere, aber die persönlichen Begegnungen änderten alles im Laufe des Tages. Die Offenheit und Direktheit der Menschen überraschte mich.“

Große Herzlichkeit beim SeitenWechsel-Projekt

Auch das Team Risikomanagement der ING Diba erlebte Ähnliches. Viele berichteten über die herzliche Atmosphäre und dass sich ihre Sichtweise auf Behinderung und Inklusion positiv verändert hat. „Bei einer Schule für Jugendliche mit geistiger Behinderung fand ich echte Schach-Talente“, erzählt ein Banker, der in der Arbeitsschule Startbahn half. „Vorher wusste ich nicht einmal von Einrichtungen, die junge Menschen mit Hemmnissen auf das Berufsleben vorbereiten. Dafür habe ich großen Respekt.“ Die Finanzexperten sammelten neue Erfahrungen während des SeitenWechsel-Projekts. Normalerweise beschäftigt sich ihre Abteilung mit Zahlen. Doch bei antonius töpferten sie in Zweierteams Obstschalen, fertigten Weihnachtsdeko in der Schreinerei oder ernteten Chili im Garten. Sie brachten den Kuhstall auf dem antonius Hof Haimbach in Schuss oder halfen bei Bewerbungstrainings und der AG Gesellschaftsspiele. All das geschah zusammen mit Menschen mit Behinderungen.

Social Giving꞉ Zusammenhalt und soziales Bewusstsein fördern

Die Idee des Mitmach-Tages꞉ Unternehmen bieten Führungskräften, Mitarbeitenden oder Azubis die Möglichkeit, Zeit und Arbeitskraft für gemeinnützige Einrichtungen zu spenden. Dadurch gewinnen sie neue Perspektiven, stärken das Gemeinschaftsgefühl und übernehmen gesellschaftliche Verantwortung. Das ING Diba-Team nahm bereits letztes Jahr an einem SeitenWechsel bei antonius teil. Damals arbeiteten sie am antonius Festwagen für den nächsten Rosenmontagsumzug. Dieses Jahr erhielten die Teilnehmenden tiefere Einblicke in die Vielfalt des Netzwerks und konnten vorab einen bevorzugten Arbeitsbereich wählen. Nach einem gemeinsamen Warm-up verbrachte jeder den Vormittag und Nachmittag an seinem Arbeitsplatz. Zum Mittagessen trafen sich alle im antonius Café und am Abend fand eine Austauschrunde mit Marek Saalfeld statt.

„Ganz normale Betriebe“

Beim Evaluationsgespräch äußerten sich die Bankerinnen und Banker beeindruckt von den Erlebnissen. Ein Mitarbeiter, der in der Schreinerei arbeitete, sagte꞉ „Ich habe erkannt꞉ Jeder Mensch ist unterschiedlich und in dieser Vielfalt gleich. Auch in der Schreinerei gibt es stille und laute Typen, wie überall. Die Arbeit fühlte sich genauso an wie in einer normalen Schreinerei.“ Aylin Jordan von der Abteilung Freunde & Förderer erklärt꞉ „Das wollen wir sein꞉ ganz normale Betriebe. Unsere Gesellschaft besteht aus Menschen mit und ohne Behinderung, und so gestalten sich unsere Arbeitsbereiche.“

Gäste aus Frankfurt bemerkten positiv, dass auch Menschen mit komplexen Einschränkungen integriert werden. Marek Saalfeld, Leiter des GestaltenWerks, erläutert꞉ „Behörden zweifeln oft an der Leistungsfähigkeit dieser Personen, weshalb sie in isolierte Förderstätten gelangen. Wir sagen꞉ Jeder Mensch hat Talente, wir müssen sie nur finden. Unsere Tagesförderung, die wir Talentförderung nennen, liegt zentral in unserem Quartier. So beziehen wir Menschen immer wieder in Arbeitsprozesse ein.“

Zum SeitenWechsel-Projekt erklärt Marek Saalfeld꞉ „Außenstehende fragen sich, wie Menschen mit und ohne Behinderungen auf Augenhöhe zusammenarbeiten können. Bei einem SeitenWechsel erleben sie das hautnah, indem sie Teil unserer Gemeinschaft werden. Wir haben viele Ansätze, doch Inklusion gelingt nicht allein. Wir brauchen Bürgerinnen und Bürger, die mit uns daran arbeiten. Ein solches Sozialprojekt ist oft der Anfang und bereichert alle Seiten.“ +++ cr/fdi

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