BAMF rechnet mit Rückkehr hunderter Flüchtlinge aus Calais

Seit Juli rufen uns vermehrt Betreuer minderjähriger Flüchtlinge an

Berlin. Aus dem Flüchtlingslager von Calais, welches französische Sicherheitsbehörden derzeit räumen, könnten auch viele Asylsuchende nach Deutschland kommen: Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) rechnet in den kommenden Wochen mit mehreren hundert Übernahmeersuchen für Flüchtlinge, die sich auf dem Weg nach Frankreich zuvor in Deutschland registriert oder hier bereits einen Asylantrag gestellt hatten, berichtet die „Rheinische Post“ mit Verweis auf Behördenkreise. Demnach könnte der französische Staat die Bundesregierung bitten, diese Flüchtlinge wieder aufzunehmen. Möglich ist das durch das Dublin-Abkommen, wonach ein Asylverfahren in dem Staat abgewickelt werden muss, in dem sich der Flüchtling zuerst registrieren ließ. In Kreisen deutscher Behörden geht man davon aus, dass etwaigen Ersuchen Frankreichs auch entsprochen würde. Allerdings, so hieß es, hätten die betroffenen Personen auch das Recht, gegen die sogenannte Überstellung nach Deutschland vor einem französischen Gericht zu klagen.

Beratungsstelle Radikalisierung im BAMF verzeichnet Zunahme von Anfragen

Die Beratungsstelle Radikalisierung im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) verzeichnet seit diesem Sommer mehr Anfragen von verunsicherten Flüchtlingshelfern und -betreuern. Grund sei die Sorge um ein Abdriften minderjähriger Flüchtlinge in den Islamismus: „Wir haben in den letzten Monaten einen drastischen Anstieg von Anfragen und Telefonaten erlebt“, sagte der Leiter der Beratungsstelle, Florian Endres, der „Welt“. Während die Beratungsstelle bis Juni etwa 60 Anrufe pro Monat zählte, stieg die Anzahl im Juli auf 120 und im August sogar auf 150 Anrufe pro Monat. „Seit Juli rufen uns vermehrt Betreuer minderjähriger Flüchtlinge an oder sonstige Ehrenamtliche, die mit Flüchtlingen zu tun haben“, sagte Endres. Während bis Juni 18 Prozent der Anrufe Flüchtlinge betroffen hätten, seien es in den darauffolgenden Monaten Juli, August und September bis zu 30 Prozent gewesen. Als Auslöser dafür sieht Endres die Anschläge nahe Würzburg und in Ansbach im Juli 2016, die jeweils von Flüchtlingen begangen wurden. +++