Bahn-Konzern fehlen 733 Lokführer

Bundesrechnungshof kritisiert mangelnde Transparenz bei der Bahn

Der wegen Verspätungen und Zugausfällen in die Kritik geratenen Deutschen Bahn fehlen in diesem Jahr 733 Lokführer. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion hervor, über die die Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ berichten. Die Bahn hat im vergangenen Jahr nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums 1.076 neue Lokführer eingestellt. Dennoch bleibt der Personalmangel hoch.

Laut Regierung sind im Frachtverkehr zwei Prozent der Stellen nicht besetzt. Das entspricht rund 590 Mitarbeitern in der Gütersparte DB. FDP-Wirtschaftsexperte Hagen Reinhold warf dem Bundesverkehrsministerium Tatenlosigkeit vor. Der Lokführermangel bestätige, dass sich der „Mangel mehr und mehr als Bremsklotz der Bahn erweist“, sagte der Bundestagsabgeordnete dem RND. Der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, warf der Bahn „Schönfärberei“ bei den Zahlen der fehlenden Lokführer vor: Dass nur 733 Stellen unbesetzt sein sollen, bezeichnete der Gewerkschafter als „glatte Lüge“. Die Bahn habe rund 1.000 angehende Lokführer, die erst in diesem Jahr ihre Ausbildung abschließen, bereits in die Bedarfsplanung eingerechnet. Der Bedarf an Lokführern sei somit weitaus höher. Laut Weselsky waren im vergangenen Jahr 1.500 Planstellen für Lokführer unbesetzt. Nach Ansicht des GDL-Vorsitzenden wird sich das Problem weiter verschärfen. Das Durchschnittsalter der Lokführer liege derzeit bei rund 50 Jahren – etliche Lokführer würden in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen.

Bundesrechnungshof kritisiert mangelnde Transparenz bei der Bahn

Kay Scheller, Präsident des Bundesrechnungshofs, hat der Deutschen Bahn mangelhafte Transparenz vorgeworfen. „Die offiziellen Zahlen der Bahn beschönigen den maroden Zustand der Infrastruktur“, sagte Scheller der „Welt“. „Darunter leiden die Fahrgäste, weil die Züge eben nicht so schnell fahren können, wie sie eigentlich müssten.“ Der Bundesverkehrsminister müsse ehrliche Zahlen einfordern. „Erst auf dieser Grundlage kann er den Investitionsstau wirksam angehen – schließlich finanziert der Bund die Bahn jedes Jahr mit Milliarden.“ Ein weiteres Problem seien Fehlanreize bei Investitionen. Die tägliche Instandhaltung müsse die Bahn aus eigenen Mitteln finanzieren, große Ersatzprojekte aber der Bund. „Die Bahn fährt deswegen bei den Instandsetzungsarbeiten auf Verschleiß“, kritisierte Scheller. „Sie setzt darauf, dass der Bund einspringt, wenn die großen Reparaturen fällig werden.“ Sinnvoller sei es, wenn Bund und Bahn sowohl die Instandsetzungen als auch die Ersatzinvestitionen gemeinsam finanzierten. +++

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