Bahn: GDL verdreht Tatsachen

Berlin. Die Deutsche Bahn (DB) hat der Lokführergewerkschaft GDL vorgeworfen, in dem Tarifkonflikt die Tatsachen zu verdrehen. Die DB weise den Vorwurf der GDL, sie hätte die Verhandlungen am Samstag um 17:50 Uhr abgebrochen und den Verhandlungstisch verlassen, entschieden zurück, teilte der Konzern am Sonntag mit. Die am Freitag und Samstag geführten Gespräche mit der GDL hätten insgesamt über 20 Stunden gedauert.

Ziel sei es gewesen, eine Einigung zu finden, teilte die Bahn weiter mit. Hierzu habe die DB unter anderem auch ein neues umfangreiches Angebot für die Berufsgruppe der Lokrangierführer vorgelegt. Dies sei zuletzt einer der zentralen Streitpunkte gewesen. Die GDL habe die Vorschläge als durchaus einigungsfähig und intelligent bezeichnet, selbige anschließend jedoch zur Überraschung der DB aus politischen Gründen abgelehnt, teilte die Bahn weiter mit. „Wir brauchen mehr denn je eine Schlichtung“, sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber mit Blick auf die Entwicklung der Verhandlungen. Die GDL hatte ihrerseits erklärt, dass die Bahn die Verhandlungen einseitig abgebrochen habe. „Am Samstagabend hat die Deutsche Bahn die bis Sonntagabend geplanten Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) abgebrochen und zum wiederholten Male ein ultimatives Angebot zur Unterzeichnung abgegeben.

Noch während die GDL das vom Arbeitgeber um 17:50 Uhr vorgelegte Angebot bewertete, verließ die Verhandlungsdelegation der DB den Verhandlungstisch“, teilte die GDL mit. „Damit verspielte der Arbeitgeber absichtlich die Chance auf Zwischenergebnisse und anschließende Schlichtung“, so GDL-Chef Claus Weselsky. „Die DB will also nicht nur die mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) tarifierte Spaltung der Lokomotivführer mit aller Macht aufrechterhalten, sondern die GDL auch noch mittels Tarifeinheit zwingen, zweierlei Einkommen für ein- und denselben Beruf im Tarifvertrag zu verankern“, erklärte Weselsky. Die Gewerkschaft fordert im aktuellen Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn unter anderem fünf Prozent mehr Lohn und eine Verkürzung der Arbeitszeiten.

Angesichts der erneut gescheiterten Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn warnt Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) die Gewerkschaft GDL vor einem neuen Dauerstreik. Gegenüber „Bild“ erklärte Dobrindt: „Mir fehlt das Verständnis dafür, wenn man sich nach monatelanger Tarifauseinandersetzung einer Schlichtung verweigert.“ Der Verkehrsminister rief die GDL zum Einlenken auf und verlangte eine Schlichtung des Konflikts. „Verantwortungsvolle Tarifpartnerschaft verpflichtet auch zur Suche nach Kompromissen, das kann nur am Verhandlungstisch geschehen“, erklärte der CSU-Politiker. Offenbar versucht die GDL die Streikbereitschaft ihrer Mitglieder durch finanzielle Anreize zu erhöhen, schreibt das Blatt weiter. Demnach sollen streikende GDL-Mitglieder künftig einen Vorschuss auf Streikhilfen des Deutschen Beamtenbundes erhalten. Bisher mussten Streikende teils monatelang auf die Auszahlung warten. Die Zeitung beruft sich auf Gewerkschaftskreise. Außerdem ist eine Erhöhung des Streikgeldes im Gespräch. Danach könnte der Tagessatz von derzeit 75 Euro bis auf 100 Euro steigen. +++ fuldainfo