Auftakt der Herbst-Vollversammlung in Fulda

Fulda. Vom 22. bis 25. September tagt die Deutsche Bischofskonferenz in Fulda. Das erste Mal leitet der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, die Herbstvollversammlung. „Trotz der vielen Arbeit macht es mir viel Freude“, so Marx heute in Fulda. Ihm sei es wichtig, dass man sich in diesen Tagen über die Situation im Irak und in Syrien unterhält, betonte der Vorsitzende. Unter anderem werde auch darüber beraten werden, was im Caritativen geleistet werden kann. Auch die große Thematik der Flüchtlinge wird die Vollversammlung beschäftigen. „Wir als Kirche wollen unseren Beitrag leisten“, sagte Marx. Auch werde man sich mit innerkirchlichen Dingen beschäftigen. „Die Synode wird nicht in Fulda stattfinden“, betonte der Vorsitzende.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat zum Auftakt der Herbst-Vollversammlung in Fulda zu einem mutigen Blick nach vorne aufgerufen, mit dem die Kirche in Deutschland – trotz mancher Probleme – zuversichtlich voranschreiten kann. In seinem Eröffnungsreferat vor der Vollversammlung betonte Kardinal Marx, dass die Bischofskonferenz immer als Kollegium der Bischöfe nach außen auftreten müsse: „Wir brauchen eine Ausrichtung auf Communio und Einigkeit hin. Es geht nicht um das Durchsetzen eigener Interessen, sondern um eine vom Geist Gottes angeleitete Einmütigkeit.“ Ausdrücklich hob Kardinal Marx eine Stärkung und Vergewisserung des synodalen Elementes hervor, das seinen Ursprung in der frühen Kirche habe: „Wo das synodale Element vergessen worden ist, hat sich nichts zum Besseren verändert, sondern da ist etwas vom Evangelium vergessen worden. Das kollegial-synodale Element der Bischofskonferenz ist eine theologische Notwendigkeit. Das zeigt sich gerade darin, dass die Kirche über zwei Jahrtausende im Tiefsten eine Erfahrungs- und Erzählgemeinschaft ist.“

Kardinal Marx bezog sich in seinem Eröffnungsreferat auf zentrale Aussagen des Apostolischen Schreibens „Evangelii gaudium“ von Papst Franziskus: „Der rote Faden, den uns der Heilige Vater vorgibt, ist die Frage: Wie gelingt Evangelisierung? Eine Bischofskonferenz, die nicht der Evangelisierung dient, hätte ihre Aufgabe verfehlt. Die Aufgabe der Bischofskonferenz ist es, die Communio, die Gemeinschaft zu stärken. Bischöfe sind Diener der Einheit. Wir müssen verstärkt darauf achten, wie die Einheit in der Vielfalt mit den jetzt konkret gläubig lebenden Menschen gelingen kann“, so Kardinal Marx. Es gehe beim künftigen Weg der Kirche in Deutschland um die geistliche und redliche Suche nach Einmütigkeit.

Kardinal Marx erinnerte an das reiche Erbe der Kirche, wozu das Erbe in Glaube, Kultur und Caritas zähle. „Wir müssen neu lernen, das Positive zu sehen und vom Positiven auszugehen. Dazu gehört auch, dass wir uns eingestehen, dass es eine unabgeschlossene Evangelisierung in unserem Land gibt, an der wir arbeiten müssen. Wir sollten neu lernen, mit großer Offenheit auf die Schätze der Kirche zu schauen. Daran hat uns insbesondere Papst Benedikt XVI. bei seinem Deutschlandbesuch 2011 erinnert.“ Daher gehe es darum, noch stärker den „Blick auf Jesus selbst zu richten. Jesus mahnt uns, auf den Menschen zu schauen mit dem was er hat. Er fragt nicht was fehlt, sondern ermutigt Menschen zum Glauben. Das ist die Pädagogik Jesu“, so Kardinal Marx.

Papst Franziskus ermutige in „Evangelii gaudium“ zu klaren Priorisierungen: „Evangelisierung ist ein Prozess, der um die Person Jesu von Nazareth kreist. Wir müssen uns verstärkt fragen: Was dient der Evangelisierung, was ist Evangelisierung? Wie kommt das Evangelium in unsere Gesellschaft hinein? Dazu müssen wir Begegnungen mit der Person Jesu ermöglichen. Franziskus sagt uns klar, wie das gelingt: In der Begegnung mit den Armen. Bieten wir den Armen Heimat? Richten wir an ihnen unser künftiges Handeln aus?“ Dieses Handeln brauche in der Kirche von Deutschland Qualität, so Kardinal Marx: „Wenn wir in der Gesellschaft präsent sein möchten, müssen wir unsere Arbeit immer qualitativ hinterfragen und besser werden.“

Für den Weg der Kirche in Deutschland sei es daher notwendig, neben der Frage nach der Qualität auch für eine Erneuerung des synodalen Geistes zu sorgen. Dazu gehöre auch die Frage, welche Konsequenzen die Bischofskonferenz aus dem 2010 beschlossenen Gesprächsprozess ziehe. Kardinal Marx betonte, dass er sich durch Papst Franziskus ermutigt fühle, weil er den Weg der Kirche mit dem Begriff der Evangelisierung vorgebe: „Die Freude ist dabei das zentrale Kriterium für Papst Franziskus. Für uns sollte klar sein, dass Evangelium kann nicht ohne Freude verkündet werden. Wo die Freude entschwindet, geht die Liebe verloren. Die Freude ist eine Begleiterscheinung der Liebe, sagt der heilige Thomas von Aquin. Franziskus betont gleichzeitig die Konzentration auf das Kerygma, auf die Verkündigung. Prioritäten der Kirche sind vom Evangelium her lesen. Die Kirche muss den Glauben in die Mitte ihres Handelns stellen.“ Vier Prinzipien seien für den Papst und damit auch für die Kirche in Deutschland von Bedeutung für den Aufbau des Volkes Gottes: „Zeit ist mehr als der Raum; Einheit ist mehr als der Konflikt; Wirklichkeit ist mehr als die Idee; das Ganze ist mehr als die Teile“, so Kardinal Marx. Als Handlungsmaxime für die kommenden Jahre unterstrich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz: „Mit Geduld und Entschiedenheit sollten wir diesen Weg gehen und uns intensiv mit den einzelnen Themen befassen, ohne uns in Einzelheiten zu verlieren. Und: Wir müssen diesen Weg mit Gelassenheit und Engagement gemeinsam gehen.“

Während der Vollversammlung werden die Bischöfe auch über die aktuelle Debatte zur Sterbehilfe und die jüngste Kirchenstatistik des Jahres 2013 beraten. Im Mittelpunkt steht der Studientag „Gemeinsam Kirche sein – das Zueinander der Dienste und Charismen im priesterlichen Gottesvolk“. Die beiden Hauptvorträge bei diesem Studientag halten Äbtissin Dr. Christiana Reemts OSB aus Mariendonk („Die Feier der Eucharistie und die Leitung der Kirche“) sowie der Passauer Bischof Dr. Stefan Oster SDB („Gemeinsames Priestertum und Priestertum des Dienstes“). Bei den Berichten der Bischöflichen Kommissionen steht in diesem Jahr der Bericht der Kommission für caritative Fragen im Mittelpunkt. Ein weiterer Schwerpunkt wird die Lage der Christen im Nahen Osten und das Kunstprojekt der Deutschen Bischofskonferenz aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums des Zweiten Vatikanischen Konzils sein. An der Eröffnungssitzung der Vollversammlung am 22. September wird der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Nikola Eterović (Berlin), teilnehmen. Als Gäste anderer Bischofskonferenzen werden Erzbischof Dr. Emil Shimoun Nona (Mossul, Irak) und Weihbischof Vincent Dollmann (Straßburg, Frankreich) anwesend sein.

Seit 1867 kommen die deutschen Bischöfe regelmäßig „am Grab des heiligen Bonifatius“ zu Beratungen zusammen. Wie keine andere Stadt ist Fulda dadurch mit der Bischofskonferenz verbunden. Traditionsgemäß findet hier jedes Jahr die Herbstvollversammlung statt, während sich die Bischöfe zu ihrer Frühjahrsvollversammlung an jeweils wechselndem Ort treffen. Am Dienstag, 23. September, findet um 7.30 Uhr im Fuldaer Dom der feierliche Eröffnungsgottesdienst der Herbstvollversammlung statt. Die Predigt wird der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx (München und Freising), halten. Alle Gläubigen aus Fulda Stadt und Land sowie insbesondere die Schülerinnen und Schüler aus den regionalen Schulen sind zu dieser Messfeier herzlich eingeladen. Diese erhalten dafür auf Antrag auch Unterrichtsbefreiung. Auch an den folgenden Tagen finden im Rahmen der Bischofskonferenz ebenfalls um 7.30 Uhr im Dom Pontifikalgottesdienste statt. Den Gottesdienst am Mittwoch, 24. September, wird Kardinal Karl Lehmann (Mainz) halten. Beim morgendlichen Gottesdienst am Donnerstag, 25. September, um 7.30 Uhr, bei dem in besonderer Weise der verstorbenen Bischöfe gedacht wird, ist Kardinal Rainer Maria Woelki (Köln) Hauptzelebrant und Prediger.

Alle Gläubigen sind insbesondere auch wieder zur feierlichen Schlussandacht der Bischofskonferenz eingeladen, die am Donnerstag, 25. September, um 18 Uhr stattfindet. Die Predigt wird Bischof Dr. Stephan Ackermann (Trier) halten. Den Segen mit der Bonifatiusreliquie erteilt in diesem Jahr Kardinal Karl Lehmann (Mainz). +++ fuldainfo

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