Aueweiher: Stadtbaurat nimmt Stellung zu erneut geäußerter Kritik

„Aueweiher-Sanierung wird Biodiversität erhöhen“

Blick auf den Aueweiher.

Fuldas Stadtbaurat Daniel Schreiner hat in der Debatte um die Sanierung der Aueweiher und Maßnahmen zur Landesgartenschau (LGS) 2023 noch einmal das Vorgehen der Stadt im Detail erläutert und sich befremdet von den in der Öffentlichkeit immer wiederkehrenden Behauptungen gezeigt. Diese basierten auf größtenteils falschen oder längst überholten Informationen, so Schreiner.

„Die Maßnahmen zur Landesgartenschau 2023 sind von den Gremien mit breiter Mehrheit beschlossen worden, sie unterliegen alle dem Fachrecht, weswegen teils langwierige Genehmigungsverfahren durchlaufen werden mussten, bei denen auch der Naturschutzbeirat frühzeitig eingebunden wurde. Zudem gab es konstruktive Gespräche mit Vertretern des NABU, deren Ergebnisse in die jeweiligen Planungen größtenteils einfließen konnten“, erläuterte der Stadtbaurat. Für die Sanierung der Aueweiher waren unterschiedliche Varianten untersucht worden. Aus technischen und wirtschaftlichen Gründen hat sich die Stadt Fulda nach intensiver Abwägung für die jetzt zur Ausführung kommende Variante entschieden. Die erforderlichen Genehmigungen durch die Wasser- und Naturschutzbehörden liegen vor.

Bei der Feinplanung wurden Anregungen von Naturschutzverbänden berücksichtigt: So wurde beispielsweise der geplante Holzsteg am Südende des Aueweihers in östliche Richtung verschoben, um so den Abstand zur „langen Insel“ zu vergrößern. Dies wurde vom NABU angeregt und floss in die Konzeption ein. Zur Abgrenzung zwischen dem flachen Kiesufer und der „langen Insel“ wurden zudem Röhrichtpflanzungen auf einem Steinwall in die Planung mit aufgenommen. Als Ausgleich für Störungen, die möglicherweise durch die Freizeitnutzungen am südlichen Ufer auf den auf der „langen Insel“ brütenden Eisvogel einwirken könnten, wurde bereits im Vorfeld eine neue künstliche Brutstelle im Bereich der künftigen großen Zentral-Insel geschaffen. Dort ist sie aufgrund der Abstände zu den umgebenden Ufern deutlich besser und störungsärmer platziert als auf der „langen Insel“. Darüber hinaus wurden weitere Vorschläge des NABU mit in die Planung aufgenommen, wie zum Beispiel die Installation von Brutflößen.

Darüber hinaus sind aus ökologischer Sicht höhlenreiche Bäume sehr wertvoll, da sie unter anderem durch höhlenbrütende Vogelarten und Fledermäuse genutzt werden. Aus diesem Grund wurden alle Höhlenbäume um die Aueweiher erfasst. Sofern Höhlenbäume durch die Fällungen betroffen sind, wurden vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen sogenannte CEF-Maßnahmen (Continous ecological functionally-measures) durchgeführt. Im Fall von Höhlenbäumen bedeutet das, dass vor der Fällung im räumlichen Umfeld künstliche Nisthilfen für Fledermäuse und höhlenbrütende Vogelarten angebracht werden. Potenzielle Spechthöhlen werden als Stammabschnitt an benachbarten Bäumen befestigt.

Bei den vorbereitenden Baumfällarbeiten zur Gewässersanierung nahe der Segelfliegerhalle war ein Höhlenbaum betroffen, für den vorab insgesamt sechs künstliche Nisthilfen in räumlicher Nähe aufgehängt wurden. Drei davon wurden als Ersatz für höhlenbrütende Vogelarten installiert und drei wurden als Ersatzquartier für Fledermäuse aufgehängt. Zudem wird durch eine ökologische Baubegleitung sichergestellt, dass die Baumhöhle nicht besetzt war. Für zwei Höhlenbäume, die durch Maßnahmen der LGS verloren gehen, wird analog verfahren.

Mit der Sanierung der Aueweiher und der damit verbundenen Verbesserung der Gewässerqualität wird das Ökosystem „Gewässer“ deutlich verbessert, womit auch die Erhöhung der Biodiversität angestrebt wird. Biodiversität bedeutet neben genetischer Vielfalt und Artenvielfalt auch die Lebensraumvielfalt. Die Planungen der Gewässersanierung sehen die Anlage von Flachwasserbereichen, Röhricht- und Schilfflächen vor. Diese Strukturen fehlen derzeit fast vollständig am Aueweiher. Darüber hinaus werden Hydrobotanikbereiche geschaffen sowie eine Aufwallung aus groben Steinen am Untergrund angelegt. Durch die Anreicherung von Totholz im Bereich der künftigen Mittelinsel sollen Holzzersetzer und Insekten gefördert werden.

Die Zahl von 18 gefällten Bäumen hat sich immer auf die Durchbrüche der Landbrücke bezogen. Für die Erweiterung des Aueweihers im Norden und die Installation des Holzdecks mit Wassergarten werden ca. 16 weitere kleine und mittelgroße Bäume entfernt. „Die vier großen Weiden hätten wir gerne erhalten – nach Abwägung des Zustandes und Alters wurde aber aus Gründen der Verkehrssicherheit entschieden, die Bäume zu fällen und durch entsprechend große Neupflanzungen zu ersetzen“, erläuterte Stadtbaurat Schreiner. Im Zuge der Umgestaltung des ehemaligen Parkplatzes an der Hornungsbrücke und der Neuregelung des Überlaufes des Aueweihers werden im Herbst weitere ca. 15 Bäume gefällt. Für die neuen Fuß- und Radwegestege Hornungsmühle und Badegarten müssen im Bereich der Widerlager voraussichtlich sieben kleine bis mittelgroße Bäume gefällt werden.

Sowohl bei der Erstellung der Machbarkeitsstudie zur Ausrichtung einer Landesgartenschau als auch bei der Formulierung der Wettbewerbsaufgabe waren Vertreter aus Umwelt- und Naturschutz eingebunden. Für das Preisgericht waren sieben Naturschutzkundige als Berater für die Jury tätig, darunter auch ein Vertreter aus dem Hessischen Umweltministerium. „Den stimmberechtigten Landschaftsarchitekten völlige ,Ignoranz‘ gegenüber Umwelt- und Naturschutz zu unterstellen, widerspricht einerseits dem Berufsbild sowie andererseits der auf Langfristigkeit ausgerichteten Aufwertung der Grünflächen im Bereich der LGS“, betonte Schreiner.

Die Ausrichtung einer Landesgartenschau hat für die gastgebende Kommune stets den Hintergrund städtebauliche Entwicklungen, dringende Sanierungen aber auch Weiterentwicklungen von Grünflächen voranzubringen und für diese Maßnahmen durch Förderprogramme des Bundes und des Landes entsprechende finanzielle Unterstützungen zu generieren. So wurde beispielsweise erst durch Planungen zur Landesgartenschau 1994 das Projekt einer vierspurigen Verbindungsstraße von der Bardostraße zur Frankfurter Straße zu Gunsten der Entwicklung des Aueparkes aufgegeben. Mit der jetzt für die LGS 2023 geplanten Anlage von drei neuen Parkanlagen – dem Garten am Sprengelsrasen (3 ha), dem Park überm Engelshaus (3,6 ha) und der Grünanlage am Fuldakanal (2,7 ha) – wird vom Park an der Bastion über den Tiergarten und den Auepark ein durchgehender Grünzug vom Stadtteil Fulda-Galerie bis an den Aueweiher und die Frankfurter Straße mit unterschiedlichsten Lebensräumen (Anlage Obstgarten, artenreiche Wiesenflächen etc.) geschaffen.

Die Veranstaltungsbeiträge der Gartenschau werden überwiegend auf dem Parkplatz der Firma Dura und in den neuen Parkteilen stattfinden. Rund um den Aueweiher wird es keine größeren oder dauerhaften Eingriffe für LGS-Ausstellungsbeiträge außerhalb der bereits vorhandenen Flächen an den Bleichhäuschen und der Segelhalle geben. „Die Umgestaltungen dienen hier der nachhaltigen Weiterentwicklung von Naherholung und Naturschutz, die über Jahrzehnte sehr gut nebeneinander funktioniert haben und auch weiter funktionieren werden“, führte der Stadtbaurat aus.

Zu den Auflagen des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz für die Durchführung einer Landesgartenschau gehört die Erstellung eines Pflege- und Entwicklungsplanes, der einen Monat vor Beginn der Gartenschau vorzulegen ist. Da dieses Nachnutzungskonzept auch den Rückbau der Ausstellungsbeiträge beinhaltet, ist eine Vorlage vor Februar/März 2023 nicht möglich. Die geförderten investiven Maßnahmen unterliegen dabei einem fünfjährigen Bestandsschutz, die Pflege und Unterhaltung muss über den städtischen Haushalt abgesichert sein. Zusätzlich gibt es Zweckbindungsfristen für die gestalteten Flächen von acht bzw. 15 Jahren. +++ pm

Sie können uns jederzeit Leserbriefe zukommen lassen.

Diskutieren kann man auf Twitter oder Facebook

Hier können Sie sich für den fuldainfo Newsletter anmelden. Dieser erscheint täglich und hält Sie über alles Wichtige, was passiert auf dem Laufenden. Sie können den Newsletter jederzeit wieder abbestellen. Auch ist es möglich, nur den Newsletter „Klartext mit Radtke“ zu bestellen.

Newsletter bestellen