Armut bleibt auch in Hessen hoch

Laut dem aktuellen Armutsbericht des Paritätischen Gesamtverbands leben in Hessen rund eine Million Menschen in Armut. Die Armutsquote liegt 2024 bei 15,5 Prozent – das entspricht dem Bundesdurchschnitt und zeigt im Vergleich zum Vorjahr keine Verbesserung. Damit liegt Hessen im bundesweiten Ländervergleich im Mittelfeld auf Platz sieben.

Der Bericht macht deutlich: Armutsbekämpfung bleibt eine zentrale sozialpolitische Herausforderung. Besonders alarmierend sei die anhaltend hohe Armutsgefährdung von Alleinerziehenden und Familien mit Kindern. So gelten Alleinerziehende mit einem Kind als armutsgefährdet, wenn ihnen weniger als 1.795 Euro im Monat zur Verfügung stehen. Bei Paaren mit zwei Kindern liegt die Grenze bei 2.900 Euro. Der Paritätische Wohlfahrtsverband Hessen fordert die Landesregierung auf, den im Koalitionsvertrag angekündigten Aktionsplan gegen Armut zügig umzusetzen – mit besonderem Fokus auf Kinderarmut. Eine stärkere soziale Infrastruktur sei unerlässlich, etwa durch mehr Kita-Plätze und bessere Pflegeangebote. Gerade Frauen, die den Großteil der Sorgearbeit leisten, seien sonst besonders von Armut bedroht. „Kürzungen im sozialen Bereich dürfen keine Option sein“, betont Dr. Yasmin Alinaghi, Landesgeschäftsführerin des Paritätischen Hessen. Stattdessen seien gezielte Investitionen notwendig, um Armut wirksam zu bekämpfen.

Arme werden noch ärmer

Während das mittlere Einkommen von Personen unterhalb der Armutsgrenze im Jahr 2020 noch bei 981 Euro im Monat lag, waren es demnach im Jahr 2024 preisbereinigt nur noch 921 Euro. "Die Zahlen belegen, was viele Menschen mit geringem Einkommen schon lange im Alltag spüren: Die Armen werden ärmer", sagte Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes. "Die Kaufkraftverluste der vergangenen Jahre verschärfen die ohnehin schon schwierige finanzielle Lage von Millionen Betroffenen." Insgesamt mussten 2024 dem neuen Armutsbericht zufolge 15,5 Prozent der Bevölkerung zu den Armen gezählt werden. Die Armutsquote stieg um 1,1 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr an. Von Armut betroffen sind dabei insbesondere Alleinerziehende, junge Erwachsene und Rentner, wobei die Altersarmut stark weiblich geprägt ist. Der Armutsbericht weist auch die Zahl derer aus, die in "erheblicher materieller Entbehrung" leben: 5,2 Millionen Menschen - darunter 1,1 Millionen Kinder und Jugendliche sowie 1,2 Millionen Vollzeiterwerbstätige - können sich etwa nicht leisten, die Wohnung warm zu halten oder alte Kleidung zu ersetzen. Der Bericht zeigt im Vergleich der Bundesländer große regionale Unterschiede: Während in Bayern nur etwa jede achte Person von Armut betroffen ist (11,8 Prozent), ist es in Sachsen-Anhalt mehr als jede fünfte (22,3 Prozent) und in Bremen sogar jede vierte Person (25,9 Prozent). +++


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