Anti-Terror-Kooridinator der EU sieht steigendes Anschlagsrisiko

Die Lage in den Kampfgebieten ist "sehr gefährlich" geworden

Symbolbild

Brüssel. Der oberste Anti-Terror-Kämpfer der EU hat die Menschen in Europa vor einer wachsenden Gefahr von Anschlägen gewarnt. „Ich sehe jetzt ein steigendes Risiko für Anschläge“, sagte der EU-Anti-Terror-Beauftragte Gilles de Kerchove der „Welt“. Je mehr der „Islamische Staats“ (IS) kollabiere, desto wahrscheinlicher sei es, „dass die Terrororganisation durch Anschläge zeigen will, dass sie noch am Leben ist und weiterhin eine Rolle spielt“.

Am Freitag hatte bereits die europäische Polizeibehörde Europol vor neuen Anschlägen gewarnt. Der Anti-Terror-Koordinator forderte die EU auf, schnellstmöglich Gegenmaßnahmen zu ergreifen: „Wir müssen darauf vorbereitet sein, dass es nach dem Fall der Städte Mossul und Rakka zu einer verstärkten Rückkehr von europäischen Kämpfern aus den IS-Kampfgebieten kommen kann. Ebenso dürften Dschihadisten aus Syrien und dem Irak dann verstärkt versuchen, im Flüchtlingsstrom nach Europa zu kommen. Wir brauchen im Umgang mit ausländischen Kämpfern, die nach Europa zurückkehren, dringend einen gesamteuropäischen Ansatz.“

Nötig seien eine einheitliche Risikobewertung von Rückkehrern, schnellerer Zugang zu den Kommunikationsnetzen der Terroristen und eine bessere Beweissicherung. De Kerchove warnte auch vor einer gewachsenen Terrorgefahr durch Personen, die zuvor niemals für den IS gekämpft haben: „Nach unseren Erkenntnissen hat der IS auch dazu aufgerufen, nicht mehr in die Kampfgebiete zu kommen, sondern in Europa zu kämpfen. `Wenn Du etwas für die Organisation tun willst, dann tue es in Europa`, heißt die perfide Botschaft der Dschihadistenmiliz. Wir müssen sehr wachsam sein.“ Es sei äußerst wichtig, „die Personen im Blick zu haben, die in Europa leben, nicht reisen, die keinen direkten Kontakt zu einer Terrororganisation haben und sich im Internet selbst radikalisieren“.

Laut de Kerchove ist die Zahl der ausländischen Kämpfer aus Europa zuletzt deutlich zurückgegangen: „Wir gehen davon aus, dass sich die Zahl der Europäer, die in Syrien und dem Irak für den IS kämpfen, gegenüber den Vorjahren mittlerweile auf 2.500 halbiert hat. Die Zahl derjenigen Europäer, die jetzt noch in die Kampfgebiete des IS reisen, ist gering.“ Ein Grund für diese Entwicklung sei, dass die Lage in den Kampfgebieten „sehr gefährlich“ geworden ist und es zugleich immer schwieriger wird, nach Syrien zu reisen. +++

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