Ampelkoalition will Garantien bei möglicher Viessmann-Übernahme

Rhein und Al-Wazir: Es gibt immer auch Sorgen um den Standort

Die Ampelkoalition fordert mit Blick auf eine mögliche Übernahme des Heizungsbauers Viessmann Arbeitsplatz- und Standortgarantien. Know-how und Beschäftigung müssten vor Ort erhalten bleiben, sagte Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge dem „Handelsblatt“. „Sollten sich die Nachrichten bestätigen, erwarten wir, dass die Investoren Zusagen zu Arbeitsplätzen und Investitionen am deutschen Standort leisten.“

Auch die SPD mahnte Zusagen bei einer möglichen Übernahme an. „Wichtig ist, dass durch das Investment der Standort Deutschland erhalten bleibt“, sagte die Vizechefin der SPD-Bundestagsfraktion, Verena Hubertz. „Am Ende einer solchen Transaktion können und müssen hoch qualifizierte, gut bezahlte Arbeitsplätze in Deutschland stehen, selbst jenseits von Eigentümerschaft“, mahnte Hubertz. Die FDP übte wegen des Vorgangs allerdings auch scharfe Kritik an Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). „Der Fall Viessmann zeigt, wie sich die hastige und komplizierte Heizungswende von Robert Habeck negativ auf die deutsche Wirtschaft auswirken kann“, sagte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai dem „Handelsblatt“. Aus dem offenbar bevorstehenden Verkauf müsse Habeck nun die richtige Schlussfolgerung ziehen und „sich daran erinnern, dass er nicht nur Klima-, sondern auch Wirtschaftsminister“ sei, forderte der FDP-Politiker. „Der deutsche Mittelstand darf nicht unter die Räder kommen.“ Dem Wirtschaftsstandort Deutschland sei nicht geholfen, wenn man obendrein noch von chinesischen Wärmepumpen abhängig werde, sagte Djir-Sarai. Grünen-Politikerin Dröge sprach hingegen von Chancen. „Klimaschutztechnologien sind die Technologien der Zukunft“, sagte sie. Und gerade deutsche Unternehmen hätten die Technologie nach vorn gebracht. „Wenn Unternehmen mit viel Investitionskapital nun in diesen Markt einsteigen, dann zeigt das, dass hier ein großes Wachstumspotenzial erwartet wird.“ Schon jetzt sei klar, dass die Wärmewende ein „Motor“ für Beschäftigung und Wohlstand sein werde. Mehrere Medien hatten zuletzt berichtet, dass das hessische Familienunternehmen Viessmann möglicherweise vor einem Verkauf in die USA steht.

Rhein und Al-Wazir: Es gibt immer auch Sorgen um den Standort

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein und sein Stellvertreter, Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir erklärten: „Eine Übernahme in dieser Größenordnung würde – wenn sie sich bestätigt – zeigen, wie groß die Dynamik im Heizungs- und insbesondere Wärmepumpensektor ist. Der Markt regenerativer Heiztechnik ist international und Hessen spielt mit seinen Weltmarktführern in dieser Liga ganz vorne mit. Viessmann hat sich längst erfolgreich auf den Weg der Transformation begeben, die Sparte nachhaltiger Heizungen stark ausgebaut und ein sehr erfolgreiches Jahr 2022 hinter sich. Das macht das Familienunternehmen und dessen Kompetenz international attraktiv. Die Chancen in einem wachsenden Markt nicht nur in Europa sind groß, aber der Investitionsbedarf für die Transformation ist gleichzeitig hoch. Selbstverständlich muss sich ein Unternehmen, das global tätig ist, zukunftsfest aufstellen, um weiter wachsen zu können. Gleichzeitig ist völlig klar: Falls es zu einer Übernahme käme – noch dazu eines so traditionsreichen und für Nordhessen so bedeutsamen Familienunternehmens wie Viessmann – machen sich die Beschäftigten immer auch Sorgen um den Standort und die Arbeitsplätze. Das verstehen wir und wir nehmen diese Sorgen sehr ernst. Wir sind sicher, dass die Eigentümer im Falle einer Übernahme weiterhin ein großes Interesse daran haben, dass Viessmann nicht nur insgesamt wachsen, sondern das auch am Standort Nordhessen stattfinden wird. Viessmann ist ein bedeutender Arbeitgeber der Region und der Erfolg des Unternehmens basiert auf den qualifizierten und hoch engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Natürlich wäre eine eventuelle Übernahme letztlich eine unternehmerische Entscheidung. So wie wir die Familie Viessmann kennen, würden sie einen entsprechenden Schritt sicherlich gut überlegt gehen und nicht nur die Zukunft der Firma, sondern auch die Interessen der Beschäftigten dabei immer im Blick behalten.“ +++

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