Am Sommerreifen sollte man auf keinen Fall sparen

Breit und flach ist oft von Nachteil

Reifenwechsel - Bild: AvD

München. Jedes Auto ist nur mit der Fläche von weniger als zwei Blatt Papier mit der Fahrbahn verbunden – an den Reifen sollte man deshalb auf keinen Fall sparen. Die Auswahl an Sommerreifen und die dazugehörigen Felgen stellen Kaufinteressenten vor eine schwere Entscheidung. Der AvD sagt, was außer Breite und Größe oder Marke und Profil zu bedenken ist. Bei trocken-sonnigem Wetter sind schnell gefahrene Reifen extrem gefordert, denn sie werden heiß, obwohl sie für Straßenverhältnisse ohne Schnee und Eis optimiert sind. Dabei gilt es zu bedenken, dass der Asphalt unserer Straßen im Sommer Temperaturen von bis zu 60° Celsius erreichen kann. Die Gummimischung bei Sommerreifen darf aber auch bei höheren Temperaturen nicht zu weich werden, um die Spurhaltung nicht zu beeinträchtigen und den Verschleiß so gering wie möglich zu halten. Gleichzeitig garantiert die härtere Gummimischung ein gutes Handling, kürzere Bremswege, Fahrstabilität auch bei höherer Geschwindigkeit sowie eine optimale Bodenhaftung im Sommer. Doch sobald es regnet, können etwa besonders breite Reifen von Nachteil sein, weil sie den Bereich von Aquaplaning schon in der Nähe von 100 km/h erreichen.

Profil im Sommer

Sommerreifen haben ein ganz anderes Profil als Winter- und Ganzjahresreifen: Die Profilstollen sind weniger grob, die Rillen feiner. Auch wenn die Profiltiefe gesetzlich nur mindestens 1,6 mm betragen muss, empfiehlt der AvD ein Minimum von 2,5 mm als Mindestprofiltiefe, um das Aquaplaning-Risiko auch bei starker Nässe im Sommer so gering wie möglich zu halten.

Breit und flach – was bringt das?

Viele Autofahrer wünschen sich besonders breite Reifen, die auf möglichst großen Felgen aufgezogen sein sollen. Sie sind bei Trockenheit und speziell in schnellen Kurven vergleichsweise besser, doch sobald es regnet, wirken sie als extreme Tempobremse, weil sie viel schneller „aufschwimmen“. Extreme Niederquerschnittsreifen verbessern zwar die Seitenführung, doch je niedriger die Reifenflanke, desto höher das Risiko, sich beim Parken am Randstein teure Felgenschäden zu holen. Erst bei 15 cm Höhe von der Fahrbahnoberfläche bis zum Felgenhorn ist man vor Bordsteinschäden halbwegs gefeit. Sogenannte Niederquerschnittsreifen verzeihen auch Luftdruck-Sünden weniger: Schon 0,5 bar zu viel lassen sie in der Mitte schneller verschleißen – ein teurer Neukauf wird fällig. Serie 50- oder Serie 40-Reifen sind maximal nur halb so hoch wie breit, deshalb empfehlen sich Reifen mit Höhen von weniger als 30% nur sportlichen Fahrern. Komforteinbußen sind unabhängig von Stoßdämpfer- und Fahrwerkseinstellungen nahezu unvermeidbar. Man sollte schon beim Autokauf auf die verfügbaren Räder-Reifen-Kombinationen achten, wenn bei der Umbereifung die Auswahl groß und die Kosten niedrig sein sollen. Alles in allem geht es bei der Lauffläche von Sommerreifen darum, den bestmöglichen Kompromiss zwischen Haftreibung und niedrigem Rollwiderstand zu finden, damit auch der Kraftstoffverbrauch wirtschaftlich bleibt. Die vielfach veröffentlichten Reifentests geben darüber Aufschluss, ob ein bestimmter Reifen eher Handling- oder Nässe-Vorteile hat, wie sich Bremsweg und Verschleiß darstellen. Erst dann wird die Frage des Preises interessant.

Den richtigen Sommerreifen finden

Bei der Auswahl der richtigen Sommerreifen gilt es, verschiedene Kriterien zu beachten. Allen voran steht die richtige Reifengröße, die man nicht immer im Fahrzeugschein oder in der Konformitätsbescheinigung findet. Dort sind die Kennzahlen der Reifengröße und des Reifenquerschnitts angegeben. Oft sind weitere Größen erlaubt, die man beim Hersteller oder Händler erfragen sollte. Zudem sollte man beim Kauf von Sommerreifen darauf achten, ob man statt Ersatzrad nur eine Füllflasche möchte oder sogar zu Runflat-Reifen greift, die auch im Falle eines plötzlichen Druckverlusts noch kontrollierbar sind, wenn man den Druckverlust rechtzeitig bemerkt. Fahrer von Flüssiggas-Autos haben meist kein Ersatzrad. Apropos Luftverlust: Seit 1. Januar 2015 verfügen Neuwagen über eine integrierte Luftdruck-Überwachung. Da entscheidet man beim Kauf des Autos, ob man das preiswerte indirekte oder das bei jeder Umbereifung teure direkte Messsystem ordert. In beiden Fällen profitieren vor allem Autofahrer ohne Ersatzrad, weil sie den Druckverlust mitgeteilt bekommen, bevor der Reifen kaputt ist und man ihn mit der Reparaturflasche noch retten kann. Manche Fahrer finden bei der Reifenwahl auch persönliche Vorlieben, wie Handling, Fahrkomfort, Geschwindigkeit oder Lebensdauer als Kriterium zur Wahl des Sommerreifens wichtig. Runderneuerte Reifen sollten bei modernen PKW nicht mehr in Erwägung gezogen werden, weil sie bei höheren Geschwindigkeiten als 120 km/h schneller defekt werden können. Hat man den passenden Sommerreifen gefunden, kann man in den zahlreichen Sommerreifen-Tests auch im Internet überprüfen, wie der gewünschte Pneu abschneidet. Daneben gibt das neue EU-Reifenlabel Auskunft über Kraftstoffeffizienz (Rollwiderstand), Nasshaftung und zum Rollgeräusch eines Reifens. Die Lebensdauer von Sommerreifen hängt stark von der Beanspruchung ab. Werden die Pneus meistens schnell gefahren und hart abgebremst, verschleißen sie auch schneller. Deshalb sollte man die Profiltiefe immer im Auge haben und auch den Reifendruck (am kalten Reifen) wöchentlich kontrollieren. Zu niedriger Luftdruck lässt den Reifen walken, heiß werden und ggf. sogar platzen, speziell wenn die Gewichtsbelastung hoch ist. Zu hoher Luftdruck nutzt den Sommerreifen in Profilmitte schneller ab und beeinträchtigt die Seitenführung. Beide „Sünden“ lassen die Reifen schneller altern. Letztendlich sind nur drei Dinge wichtig: Im Sommer fährt man keine Winterreifen, der Luftdruck muss stimmen und es sollten nicht weniger als 2,5 mm Profil vorhanden sein. +++ fuldainfo

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