„Sozialpass“ soll betroffenen Menschen den Nachweis der Bedürftigkeit erleichtern

AG Sozialplanung in Stadt und Kreis Fulda tagte zum 100. Mal

Ein kleiner Pass statt ein Dutzend abgegriffene Seiten eines behördlichen Bescheids: Diese Erleichterung für betroffene Menschen soll der „Sozialpass“ bringen, dessen Einführung jetzt die AG Sozialplanung in Stadt und Landkreis Fulda im Beisein von Landrat Bernd Woide und Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld beschlossen hat. Wo bislang der oft viele Seiten lange Sozialhilfebescheid mit vielen personenbezogenen Daten und Informationen als Nachweis sozialer Bedürftigkeit galt – etwa bei der „Tafel“ oder sonstigen sozialen Einrichtungen –, genügt künftig der handliche Sozialpass. Das neue Konzept befindet sich jetzt in der Feinabstimmung zwischen Stadt und Landkreis und wird vermutlich zum Jahresbeginn 2022 umgesetzt.

OB Wingenfeld und Landrat Woide nannten den Sozialpass ein schönes Beispiel dafür, wie die Arbeit der AG Sozialplanung zu ganz greifbaren Ergebnissen mit hohem Nutzwert für die Betroffenen kommen könne. Anlass des Besuchs von Landrat und Oberbürgermeister war die 100. Sitzung des Gremiums, das im Jahre 2005 für Stadt und Landkreis Fulda ins Leben gerufen worden war. In der AG Sozialplanung sind neben Vertreterinnen und Vertretern von Stadt und Landkreis auch Caritas, Diakonie, AWO und der „Paritätische“ vertreten. Alle Beteiligten zogen eine überaus positive Zwischenbilanz nach inzwischen 16 Jahren und 100 Sitzungen: „Transparenz, Vertrauen und gegenseitiger Respekt sind gewachsen, die Kooperation zwischen Trägern und Kommunen wurde vertieft, Förderkriterien wurden harmonisiert, und die soziale Infrastruktur in der Region wurde bedarfsorientiert weiterentwickelt“, fassten Uta Riegel (Landkreis Fulda) und Jürgen Stock (Fachbereichsleiter Arbeit, Soziales beim Landkreis Fulda) die positiven Entwicklungen zusammen. Landrat Woide betonte, die erfolgreiche Arbeit der AG Sozialplanung sei ein Beispiel für die Effektivität der kommunalen Selbstverwaltung, auch OB Wingenfeld sprach mit Blick auf das Kooperationsmodell von „gelebter Subsidiarität“.

An der kleinen Feierstunde anlässlich der 100. Sitzung nahmen neben den aktuellen Mitgliedern der AG Sozialplanung auch drei ehemalige Angehörige des Gremiums teil: Edith Becker (AWO), Winfried Möller (Caritas) und Pfarrer Burkhard Enners (Diakonie) erinnerten dabei noch mal an die Anfänge und betonten das vertrauensvolle Miteinander, das sich entwickelt habe. Von Anfang an ging es in der AG auch um sensible Fragen wie Finanzierungen und Förderungen. Diese seien immer in großer Transparenz, Offenheit und zugleich Verlässlichkeit erörtert worden, betonten sowohl frühere als auch aktuelle Mitglieder.

Anhand von drei eigens für die Veranstaltung produzierten Kurzfilmen berichteten die Vertreterinnen und Vertreter der sogenannten Ortsliga (Awo, Caritas, Diakonie und Paritätische) aus der Praxis ihrer Beratungsstellen. So stellte Wolfram Latsch, AWO-Kreisgeschäftsführer Fulda, mit dem Kurzfilm die Arbeit sowie die Akteurinnen und Akteure der AWO-Schuldnerberatung vor. Karola Günther, Regionalgeschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Hessen, präsentierte einen Kurzfilm zur Arbeit des Selbsthilfebüros, und Susanne Saradj vom Caritasverband für die Regionen Fulda und Geisa zeigte einen Film, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ambulanten Suchtberatungen von Caritas und Diakonie gemeinsam gedreht hatten. Dabei schlüpften die Beraterinnen und Berater in die Rollen von Suchtkranken und -gefährdeten und stellten entsprechende Fälle nach. OB und Landrat zeigten sich beeindruckt von den gezeigten Beispielen und würdigten die wichtige Arbeit, die in den Beratungsstellen der unterschiedlichen Träger – gerade vor dem Hintergrund der besonderen Erschwernisse durch die Folgen der Corona-Pandemie – geleistet werde. +++ pm