Ärztepräsident wirft Krankenkassen „Drückermethoden“ vor

Aussagen des TK-Chefs mit Verwunderung aufgenommen

Berlin. Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, hat den Krankenkassen „Drückermethoden“ vorgeworfen, damit Ärzte ihre Patienten kränker darstellen als sie sind. „Die Krankenkassen nötigen die Ärzte dazu, die Diagnosen nach oben anzupassen“, sagte Montgomery den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Darauf sei immer wieder hingewiesen worden. „Die Kassen setzen Callcenter und Drückerkolonnen ein. Das ist reine Verschwendung von Beitragsmittel und Betrug am Patienten“.

Der Ärztepräsident kritisierte, dass diese Methoden dem Gesetzgeber „schon lange bekannt“ seien. „Offensichtlich wird von den Landesaufsichtsbehörden nicht hinreichend kontrolliert“. Montgomery nannte es zugleich „unerhört, dass diejenigen, die Ärzten immer wieder Korruption vorwerfen, sich selbst korrupt verhalten“. Er glaube nicht, „dass sich viele Ärzte daran beteiligen“. Zuvor hatte der Chef der Techniker Krankenkasse (TK), Jens Baas, erklärt, dass Krankenkassen bei der Abrechnung von Leistungen täuschen, um mehr Geld aus dem Risikostrukturausgleich zu erhalten.

In der Branche wurden die Aussagen des TK-Chefs mit Verwunderung aufgenommen. So wies ein Sprecher der Krankenkasse DAK-Gesundheit gegenüber den Zeitungen Baas` Einschätzungen „entschieden zurück“. Auch ein Sprecher der IKK-Classic schloss für seine Kasse das sogenannte „Upcoding“ – die verfälschende Einordnung einer Erkrankung – aus. Die Barmer GEK wies ebenso die Vorwürfe von sich. Man gehöre nicht zu den Krankenkassen, die Ärzte dazu verleiten, „Patienten kränker zu diagnostizieren, als sie wirklich sind“, so ein Sprecher. +++

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