Bei der Schließung von Impfzentren in mehreren Bundesländern sehen sich Ärzteverbände bereit. „In der Anfangsphase der Corona-Impfungen ergaben die Impfzentren durchaus Sinn, allerdings waren die Kosten pro Impfung doch sehr hoch“, sagte der Chef des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. „Für die ausstehenden Impfungen, zu denen wir dringend weitere Menschen ermuntern müssen, ebenso wie für die nun fälligen Auffrischungsimpfungen sehen wir uns in den Hausarztpraxen allerdings gut gerüstet.“
Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung begrüßt das Ende der Impfzentren. „Es gibt kaum jemanden, der so viel Erfahrung im Umgang mit Corona hat wie die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen“, sagte Vorstandsvorsitzender Andreas Gassen. „Die Praxen sind gut vorbereitet, auch vor dem Hintergrund, dass der Beratungsaufwand größer geworden ist.“ Für die Leistungsfähigkeit der Praxen spreche auch, dass sie zeitgleich nicht nur gegen Corona, sondern auch gegen die Grippe impfen könnten. „Die zugrunde liegende Empfehlung der Ständigen Impfkommission hat die Organisation für die Praxen deutlich einfacher gemacht.“ Die Patienten könnten sich darauf verlassen, „dass die Doppelimpfungen in ärztlicher Hand sicher sind“, machte der Mediziner gegenüber dem RND deutlich. „Denn das Impfen ist eine ureigene ärztliche Aufgabe und sollte es im Sinne der Patientensicherheit auch bleiben.“ Gassen gab jedoch zu bedenken, dass für Auffrischungsimpfungen „neben organisatorischen und rechtlichen Rahmenbedingungen allerdings in erster Linie eine wissenschaftliche Empfehlung“ nötig sei. So empfehle die Stiko die Auffrischungsimpfungen bisher ausschließlich für Personen mit Immunschwäche.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat davor gewarnt, in der aktuellen Phase der Regierungsbildung die Pandemie-Bekämpfung zu vernachlässigen. Stattdessen könne und müsse die Politik mehr tun, um bislang ungeimpfte Menschen von einer Impfungen zu überzeugen, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstagausgaben). Er kritisierte: „Rund um die Bundestagswahl ist dieses wichtige gesundheitspolitische Thema in den Hintergrund gerückt.“ Das dürfe aber nicht so bleiben. „Wir müssen wieder mehr vorlegen“, forderte der SPD-Politiker. Mit Blick auf den Herbst geht Lauterbach davon aus, „dass wir demnächst wieder eine Zunahme der Infektionszahlen sehen werden“. Es werde dann saisonbedingt wieder mehr Fälle geben. Denn bei kälterer Witterung breite sich das Coronavirus schneller aus. „Je nachdem, wann die Temperaturen sinken, wird sich auch der Erreger wieder vermehrt ausbreiten. Ich hoffe daher sehr, dass wir die Ungeimpften möglichst bald dazu bewegen können, sich noch zu impfen“, so Lauterbach. Zudem setzt er nach eigenen Worten darauf, „dass sich 2G im Herbst stärker durchsetzen wird“. Leider gebe es hier keine einheitliche Lösung für alle Bundesländer, sagte Lauterbach. Das werde die Lage „in diesem Herbst erschweren“. +++