Zu Guttenberg meldet sich wieder zu Wort

Karl-Theodor zu Guttenberg

Berlin. Fast vier Jahre nach der Plagiatsaffäre meldet sich Karl-Theodor zu Guttenberg wieder zu Wort – diesmal mit einer Kritik der Afghanistan-Berichterstattung und des Afghanistan-Einsatzes insgesamt. In einem Beitrag für die „Bild-Zeitung“ schreibt der Ex-Bundesverteidigungsminister und Ex-Doktor, er warne davor, den auslaufenden Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan auf die Beihilfe von Bundeswehr und Bundesnachrichtendienst bei der gezielten Tötung von Terroristen zu reduzieren.

Ihn bewege vor allem das Schicksal der 55 Soldaten, die bei dem Mandat ihr Leben gelassen hätten, schreibt zu Guttenberg weiter: „Viele kehrten körperlich und seelisch verkrüppelt heim. Wofür?“ Diese Frage werde ihn bis an sein Lebensende begleiten. „Gemessen an den hehren Ansprüchen der ersten Kriegsjahre“ sei „die Mission in Afghanistan keine Erfolgsgeschichte“, schreibt zu Guttenberg. Zwar sei das Land während des ISAF-Mandats „demokratischer geworden, aber noch meilenweit vom Idealbild entfernt. Ja, Al Qaida operiert nicht mehr von Afghanistan aus; allerdings sympathisieren zahlreiche Taliban heute mit den Mördern von ISIS.“ Es sei ein Fehler gewesen, ein festes Abzugsdatum zu setzen. „Für uns mag der Einsatz eine halbe Ewigkeit gedauert haben. Und doch sind diese dreizehn Jahre nur ein Wimpernschlag in der blutigen Geschichte Afghanistans.“

Deutschland habe mit dem Einsatz seiner Soldaten in Afghanistan „einen verantwortungsvollen Platz in der Staatengemeinschaft eingenommen“. In einer Welt, in der Sicherheit keine Grenzen mehr kennte, seien „alle gefordert, existenziellen Gefahren bereits dort zu begegnen, wo sie entstehen. Militärisch nur, wenn alle anderen Mittel versagen.“ Trotz aller Kritik am Einsatz sei es falsch, „bei Menschenrechtsverletzungen und gezielten Angriffen auf die Zivilisten einfach wegzusehen oder auf den Einsatz anderer Nationen zu hoffen und in einer Kultur der Zurückhaltung und Besserwisserei zu schwelgen“, schreibt zu Guttenberg. „Zynismus, Häme und Schadenfreude“ dürften nicht „zum Wesensmerkmal deutscher Weltsicht werden. Andernfalls brauchen wir nicht auf Unterstützung hoffen, wenn wir zum (Anschlags-)Ziel radikaler Ideologien werden.“ Die Nation schulde den gefallenen Soldaten der Bundeswehr Dankbarkeit und die „Hoffnung auf ein Deutschland, das seiner gewachsenen Verantwortung gerecht wird“. Zu Guttenberg hatte Anfang März 2011 sämtliche politischen Ämter niedergelegt. Zuvor war ihm nachgewiesen worden, dass er große Teile seiner Dissertation auf primitive Weise abgeschrieben hatte. +++ fuldainfo