Zahl der überschuldeten Verbraucher im Jahr 2017 weiter gestiegen

Landkreise mit (deutlich) besseren Quoten

Fulda. Für das Jahr 2017 lässt sich sowohl Negatives als auch Positives über die Überschuldungssituation der Verbraucher berichten. Zum einen erhöhte sich in Deutschland erneut die Zahl der überschuldeten Personen. Und das trotz der überaus guten wirtschaftlichen Lage und Höchstständen bei der Beschäftigung. Offenbar hat sich in den letzten Jahren bei vielen eine Schuldenlast aufgetürmt, die nun vermehrt zu Zahlungsstörungen und Überschuldungstendenzen führt.

Fulda

Gleichzeitig findet sich aufgrund der steigenden Bevölkerungszahl ein Rückgang der Überschuldungsquote als relativer Maßstab der privaten Überschuldung sowie auch eine geringere durchschnittliche Schuldenhöhe. Zum Stichtag 1. Oktober 2017 wurde für die gesamte Bundesrepublik eine Überschuldungsquote von 10,04 Prozent (2016: 10,06 Prozent) gemessen. Trotz des Anstiegs der Überschuldungsfälle verringerte sich die Schuldnerquote leicht (- 0,02 Prozent), da Deutschland durch Zuwanderung einen Bevölkerungsanstieg verzeichnet. Damit sind über 6,9 Millionen Bürger über 18 Jahre überschuldet und weisen nachhaltige Zahlungsstörungen auf. Dies sind rund 65.000 Personen mehr als noch im letzten Jahr (+ 0,9 Prozent). Die Überschuldungsquote verbleibt somit über der 10-Prozent-Marke.

Die aktuell rund 4,22 Mio. Fälle mit hoher Überschuldungsintensität (vereinfacht: gerichtliche Sachverhalte) sind oft mit einer längeren Überschuldungskarriere und oft auch mit höheren Schuldenvolumina verbunden. Die 2,69 Mio. Fälle mit geringer Überschuldungsintensität (vereinfacht: nachhaltige Zahlungsstörungen) sind mit eher geringer Überschuldungsintensität verbunden und bleiben oft eine Vorstufe zum Überschuldungskarussell. Im längerfristigen Trend seit 2006 zeigt sich ein deutlicher Anstieg bei den Fällen mit hoher Überschuldungsintensität (+ 822.000) und gleichzeitig ein deutlicher Rückgang bei den Fällen mit geringer Überschuldungsintensität (- 1.096.000). Vor allem Konsumverschuldung führt zunächst zu nachhaltigen Zahlungsstörungen.

Main-Kinzig-Kreis

Wolfram Busold, Geschäftsführer der Creditreform Fulda erklärt: „Von Überschuldung spricht man, wenn der Schuldner die Summe seiner fälligen Zahlungsverpflichtungen mit hoher Wahrscheinlichkeit über einen längeren Zeitraum nicht begleichen kann und ihm zur Deckung seines Lebensunterhaltes weder Vermögen noch Kreditmöglichkeiten zur Verfügung stehen.“ Creditreform Fulda hat dies zum Anlass genommen, die Überschuldungssituation in der Region Fulda genauer zu untersuchen.

Creditreform Fulda untersucht Überschuldungssituation in der Region Osthessen 

Zur Region Fulda zählt neben der Stadt Fulda auch der Landkreis Fulda. Die Untersuchungen von Creditreform Fulda zeigen: Mit einer Schuldnerquote von 10,48 Prozent konnte die Stadt Fulda die Quote zwar um 0,23 Prozentpunkte verbessern, liegt jedoch weiterhin deutlich über dem Bundes- und Landesschnitt (Land Hessen 9,99 Prozent). Das Ergebnis für die Stadt Fulda ist, wenn man es differenzierter betrachtet, bei weitem nicht so homogen wie es vermuten lässt. So reichen die Schuldnerquoten für die einzelnen Stadtteile mit dem auch für die Gesamtregion Fulda höchsten Wert von 16,71 Prozent in Südend bis zu Mittelrode, wo die Schuldnerquote lediglich 3,16 Prozent beträgt. Der Trend in Fulda zeigt, dass die östlicheren Stadtteile eine weitaus höhere Schuldnerquote aufweisen.

Landkreise mit (deutlich) besseren Quoten

Deutlich besser stellt sich die Situation in den meisten Landkreisen dar, da fand eine leichte Verbesserung der Schuldnerquoten statt. Der Landkreis Fulda schneidet hierbei mit einer Schuldnerquote von 7,71 Prozent (- 0,06 Prozentpunkte) am besten ab. Auch die Betrachtung der benachbarten Landkreise zeigen unterschiedliche Tendenzen, Main-Kinzig-Kreis (10,16 Prozent / – 0,02 Prozentpunkte) zeigt einen Rückgang, liegt jedoch weiter über dem Bundesdurchschnitt, während der Landkreis Vogelsbergkreis (9,27 Prozent / + 0,05 Prozentpunkte)   zwar unter dem Bundesdurchschnitt liegt, jedoch aber einen leichten Anstieg zum Vorjahr verzeichnet. Mit einer Schuldnerquote von 4,09 Prozent  weist die Gemeinde Ehrenberg aus dem Landkreis Fulda die niedrigste Schuldnerquote in den untersuchten Landkreisen auf. Die größte Schuldnerquote verzeichnet die Stadt Hanau mit 22,32 Prozentpunkten im Main-Kinzig-Kreis. Im Landkreis Vogelsberg zeichnet sich die Gemeinde Freiensteinau mit  der niedrigsten Schuldnerquote von 5,74 Prozent und der höchsten in der Stadt Alsfeld mit 12,26 Prozent und liegt somit deutlich über dem Bundesdurchschnitt (Land Hessen 9,99 Prozent).

Arbeitslosigkeit als Hauptüberschuldungsgrund hat an Bedeutung verloren!

In der Analyse der Hauptauslöser für Überschuldungsprozesse, die seit 2008 kontinuierlich vom Statistischen Bundesamt durchgeführt wird, zeigt sich, dass die vorwiegend ökonomischen Überschuldungsauslöser wie Arbeitslosigkeit (2010 / 2017: – 8 Prozentpunkte)  an Bedeutung verloren haben. Ihr Anteil als Hauptüberschuldungsgrund hat sich, abgesehen von kleinen temporären Schwankungen, aufgrund der in den letzten Jahren insgesamt stabilen Konjunktur in Deutschland deutlich verringert laut Wolfram Busold. Zugleich nahmen die Überschuldungsauslöser Erkrankung, Sucht, Unfall deutlich zu. Über die letzten Jahre eher konstante Anteile finden sich beim Überschuldungsauslöser gescheiterte Selbstständigkeit und unwirtschaftliche Haushaltsführung.

Sorgen bereiten Wolfram Busold hingegen die starken Zuwachsraten im Alter. Das Thema Altersüberschuldung bleibt virulent und zeigt einen weiter ansteigenden Trend. 2017 müssen rund 194.000 Menschen in Deutschland ab 70 Jahren als überschuldet eingestuft werden (+ 20.000 Fälle; + 12 Prozent). Die entsprechende Überschuldungsquote (1,50 Prozent; +0,16 Punkte) liegt weiterhin deutlich unter dem Vergleichswerten der anderen Altersgruppen. Im Gegensatz dazu ist die Überschuldungszahl und -quote in der jüngsten Altersgruppe in diesem Jahr nochmals zurückgegangen. Die Überschuldungsquote beträgt hier 14,06 Prozent (- 0,45 Punkte). Allerdings müssen weiterhin rund 1,66 Millionen junge Menschen in Deutschland (unter 30 Jahren) als überschuldet eingestuft werden (-6.000 Fälle). Wolfram Busold: „Auffällig ist, dass gerade das Leistungsniveau der Rentenversicherung scheinbar nicht verhindern kann, dass immer mehr ältere Menschen auf Grundsicherung angewiesen sind oder die Armutsrisikoschwelle unterschreiten.“

Creditreform Fulda informiert Schulklassen im Bereich Finanzkompetenz

Um diesen Trend zu stoppen empfiehlt Busold die Bevölkerung, insbesondere aber die jüngeren Verbraucher, im Bereich Finanzkompetenz zu sensibilisieren. Gerade in dauerhaft verschuldeten Familien sei es wichtig, Kindern und Jugendlichen eine Hilfestellung für den Aufbau eines selbstverantwortlichen Lebens zu geben. Hierzu bietet Creditreform Fulda an, Schulklassen im Rahmen eines Informationstages mit dem Thema Finanzkompetenz und Überschuldung zu sensibilisieren und dabei wichtige Hinweise für den eigenen Umgang mit Geld zu erarbeiten. +++