Workshop: „Was nervt – und was gefällt mir hier im Vogelsberg?“

Lauterbach. In einem Halbtages-Workshop in Lauterbach haben 20 Jugendliche wertvolle Anregungen für das neue Regionale Entwicklungskonzept Vogelsberg 2014 bis 2020 (REK) geliefert. Darüber freuen sich Landrat Manfred Görig und Vogelsberg-Consult-Geschäftsführer Thomas Schaumberg in einer Pressemitteilung. Die Attraktivität der Region wachse allein schon dadurch, dass man junge Menschen ernsthaft und zielgerichtet in die Zukunftsgestaltung einbinde, sagt Schaumberg. Das habe im Vogelsberg „Tradition“. Drei Dutzend Ideen wurden im Lauterbacher Hof diskutiert. Eine dezentrale Berufsberatung, Skaterbahnen in Lauterbach und Alsfeld sowie neue Jugendtreffs sind für die jungen Leute von besonderer Bedeutung und werden Eingang in das Konzept finden, dass in Kürze von der VBC nach Wiesbaden geschickt wird.

„Zukunft denken – Region mitgestalten“ lautete der Titel des Workshops. „Was nervt – und was gefällt mir hier im Vogelsberg?“ Diese Fragen eröffneten den hoch interessanten und vitalen Diskurs. Einen hohen „Nerv-Faktor“ haben der „lückenhafte ÖPNV“ und zu wenig Treffpunkte für Jugendliche. Auch die Zusammenarbeit zwischen den Generationen könnte besser sein, wurde angeführt. Positiv sehen die jungen Leute unter anderem Natur, Freizeitwert, die Ausbildungsmöglichkeiten und die Schulangebote in der Region.

In vier Themenfeldern wurde dann der Blick in die Zukunft gerichtet. Kultur/Bildung/Freizeit, Gemeinschaftseinrichtungen/Vereine, ÖPNV und Arbeitsplatzsicherheit. Gelobt wurden unter anderem die guten Angebote der Volkshochschule (auch in den Dörfern), Kulturangebote und die neu geschaffenen Freizeitmöglichkeiten auf dem Hoherodskopf. Bei den Zukunftsbildern tauchte beispielsweise das „Großraumtaxi“ auf, das oft fahren, günstig sein und am Wochenende fahren soll. Bei den konkreten Projektideen kristallisierte sich der Wunsch nach Skaterparks in Lauterbach und Alsfeld heraus. Bei der Planung und Umsetzung wünschen sich die Jugendlichen, federführend beteiligt zu sein. Die Sondermann-Halle in Alsfeld wurde aufgrund ihres Leerstands konkret ins Gespräch gebracht.

In Lauterbach könnte nach Meinung der jungen Leute im ehemaligen Geschäft Herzog in der Hintergasse ein Café für Kinder und Jugendliche entstehen. Auch hier solle natürlich die Jugend selbst in Planung und Umsetzung eingebunden werden. Breiten Raum im REK-Jugend-Workshop nahm erwartungsgemäß der ÖPNV und die Sicherheit und Zukunftsfähigkeit der Arbeitsplätze im Vogelsberg ein. Ein Mobilitätskonzept, das den bisherigen ÖPNV mit nachfrage-orientierten neuen Konzepten (einschließlich E-Mobile) verbindet und attraktive neue Schüler-, Azubi- und Job-Tickets könnten eine Verbesserung bringen und das Image der Region steigern. Schnellbusse nach Gießen und Marburg sowie bessere Verbindungen von Schlitz nach Fulda stehen auch auf der Wunschliste.

Arbeitsplätze und moderne Ausbildungsplätze sind den jungen Leuten ganz besonders wichtig. Bereits jetzt mögliche Duale Studiengänge werden sehr begrüßt – sie müssen nur noch deutlicher bekannt gemacht werden. Viel Lob gab es von den jungen Leuten für den bevorstehenden Breitbandausbau und die Verstärkungen der Berufsberatungen an Gymnasien und Integrierten Gesamtschulen. Gelegentlich sei das mangelnde Wissen bzw. Verständnis der Eltern für moderne Berufsbilder, die durchaus im Vogelsbergkreis vorhanden seien, zu bedauern.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf und eine „neue Wertschätzung“ für die modernen Berufe im Handwerk im Vergleich zum Studieren an der Universität und die gute und passgenaue Unterstützung von Azubis, die nicht die besten Startchancen haben, ist den Jugendlichen auch sehr wichtig. Um die Hemmschwellen zu senken und Beratungen effektiver zu machen, wünschen sich die Jugendlichen, dass die Beratung zu den jungen Leuten kommt, also dezentral angeboten wird. Kommunales Jobcenter und Arbeitsagentur könnten zum Beispiel direkt in Jugendzentren auf die Jugendlichen zugehen. Beim Thema kostengünstige Mobilität kam der Vorschlag: Warum kann man eigentlich vorhandene Kleinbusse, beispielsweise der Feuerwehr, nicht zu Bürgerbussen zeitweise umwandeln? Klar ist, dass hier Fragen der Verfügbarkeit und auch rechtliche Bedingungen gut geklärt werden müssen. Moderiert wurde die Veranstaltung in Lauterbach von Kirsten Steimel („Regio-Trend“) und Dr. Michael Glatthaar vom Entwicklungsbüro „Proloco“. Beide hatten bereits den MORO-Prozess wissenschaftlich begleitet.

Hintergrund: Der Vogelsberg in der LEADER-Förderung der EU

Bereits zum vierten Mal bewirbt sich der Vogelsbergkreis um die Aufnahme ins LEADER-Entwicklungsprogramm der Europäischen Union. Fachleute, Politiker, Ehrenamtliche und Privatleute aus den Bereichen Wirtschaft, Kultur, Naturraum, Tourismus, Familie, Lebensqualität und Jugend haben in den vergangenen Monaten viele Impulse gegeben. Diese „Partizipation“ ist aus Sicht der EU und der Landesregierung „vorgeschrieben“. Der Vogelsbergkreis gehörte 1991 zu den ersten 13 Landkreisen in Deutschland, die das damals neue EU-Programm nutzten. Beteiligen kann sich eine Region an LEADER nur, wenn ein hochdifferenziertes und anspruchsvolles Konzept zur Gestaltung der Jahre bis 2020 vorgelegt wird. „Die Teilhabe im Vorfeld des Konzepts ist eine Vorgabe. Sie ist aber vor allem von uns bewusst gewollt, weil wir jede Idee zur Weiterentwicklung unseres Landkreises brauchen – wir müssen die Potenziale zueinander bringen“, hebt Landrat Görig hervor. Die „Kultur der Kooperation“ sei ein „Vogelsberger Markenzeichen“, kommentiert VBC-Chef Schaumberg. +++ fuldainfo

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