Wolfgang Echtermeyer: Der Pfarrer geht, der Mensch bleibt

Abschied nach 36 Jahren

In seiner Predigt nahm Pfarrer Echtermeyer auch seinen Weg in den Pfarrberuf in den Blick.

Mit einem feierlichen Gottesdienst hat die Christophoruskirche Künzell gestern ihren langjährigen Pfarrer Wolfgang Echtermeyer in den Ruhestand verabschiedet. Pfarrerin Anke Mölleken und Kirchenvorsteher Reiner Heil hießen die etwa 500 Gäste im voll besetzten Gemeindezentrum Künzell willkommen und führten durchs Programm. Dekan Bengt Seeberg hob in seiner Rede Echtermeyers Nähe zu den Menschen, seine Rolle als ideenreicher Impulsgeber sowie seine Kontinuität heraus. „Du bist deiner ersten Gemeinde treu geblieben,“ sagte Seeberg. 36 Jahre lang war Echtermeyer Pfarrer der Lutherkirche Fulda und Christophoruskirche Künzell, die zusammen eine Gemeinde bilden.

Auch auf der Ebene des Kirchenkreises spielte Echtermeyer eine prägende Rolle: 20 Jahre lang war er Kreisjugendpfarrer und 11 Jahre lang stellvertretender Dekan. In seinen 12 Jahren als Synodaler der Landeskirche prägte er auch die Geschicke der Evangelischen Kirche in Kurhessen-Waldeck mit. Für die Pfarrerinnen und Pfarrer des Kirchenkreises sei Echtermeyer so etwas wie ein Vertrauenspfarrer gewesen, sagte Seeberg. Selbst in der Corona-Pandemie habe der Künzeller Seelsorger einen Weg gefunden, um den Menschen nahe zu sein. Jeden Abend sei er mit dem Fahrrad durch die Gemeinde gefahren, um den Segen zu den Menschen zu bringen. Mit dieser „Tour de Segen“ habe Echtermeyer viel Anerkennung erworben, sagte Seeberg. „Die Liste deiner Verdienste ist beeindruckend und dafür gebührt dir außerordentlicher Dank“, so der Dekan.

In seiner Abschiedspredigt betonte Echtermeyer, wer Gott mit ganzem Herzen suche, könne ihn bei den Menschen finden. „Ich habe mich mit Herz und Seele, mit der ganzen Person in den Pfarrberuf hineingegeben,“ sagte der Seelsorger. Nach dem Unfalltod seiner Mutter hatte er Halt im Glauben und Unterstützung in der Kirchengemeinde in seiner Heimatstadt Hochstadt gefunden. Schon früh hatte ihm der dortige Gemeindepfarrer prophezeit: „Du wirst mal Pfarrer.“ Zunächst hatte er sich nach der Schule für einen Medizinstudienplatz beworben und diesen auch bekommen. Doch der Ruf ins Pfarramt war schließlich stärker. Über seine erste Stelle in Fulda, war Echtermeyer zunächst gar nicht glücklich. „Ausgerechnet nach Fulda sagten die Südhessen und ich antwortete: in zwei Jahren bin ich wieder zurück.“ In seinen Anfangsjahren habe er sich als evangelischer Pfarrer in einem katholischen Umfeld behaupten müssen. „Es ging darum, überhaupt erst einmal wahrgenommen zu werden,“ sagte Echtermeyer.

Das dies geglückt ist, bestätigte Künzells Bürgermeister Timo Zentgraf in seinem Grußwort. Zentgraf würdigte den evangelischen Pfarrer als echten Menschenfreund, dem es gelungen sei, die Herzen der Menschen zu erobern: „Auch bei Büttenreden vermag er zu begeistern.“ Der katholische Pfarrer Rudolf Liebig stellte ebenso wie sein Vorgänger Pfarrer Willi Schmitt das ökumenische Engagement Echtermeyers heraus. Mit dem ökumenischen Gottesdienst am Pfingstmontag habe man im Bistum Fulda Neuland betreten. Heute seien ökumenische Kontakte auf allen Ebenen in Künzell etabliert. Liebig verlieh dem scheidenden evangelischen Kollegen für seine Verdienste um die Ökumene die Antoniusnadel.

Die Liste derer, die sich von Pfarrer Echtermeyer mit einem Beitrag verabschieden wollten, war lang: Der Posaunenchor Fulda spielte im Gottesdienst und der Chor der Gemeinde brachte verschiedene Stücke zu Gehör. Für Stimmung im Saal sorgte neben der Marching Band der Feuerwehr Bachrain auch ein Pfarrerchor mit einer Neuauflage des Schlagers Marmor, Stein und Eisen bricht. Die Musikerin Bettina Schaaf sorgte ebenso wie das Blockflötenconsort für weitere musikalische Höhepunkte im Festprogramm. Mit dem „Tanz in die Rente“ nahm der Folktanzkreis unter der Leitung von Irene Echtermeyer den Ruheständler in ihre Mitte. Die evangelische Jugend verabschiedete sich mit einem Videobeitrag von ihrem ehemaligen Jugendpfarrer. Emotional sichtlich bewegt nahm Echtermeyer Abschied von den zahlreich erschienenen Weggefährten. „Inmitten aller Wehmut macht sich bei mir eine große Dankbarkeit breit,“ sagte er. Auch wenn der Pfarrer in den Ruhestand geht, wird der Mensch Wolfgang Echtermeyer Künzell erhalten bleiben. Mittlerweile fühlt sich der 66-jährige so wohl im Fuldaer Land, dass er mit seiner Frau Irene hier wohnen bleibt. +++ pm