Wohl keine baldige Landarzt-Quote in Hessen

Versorgung mit Hausärzten ist im Bundesvergleich in Hessen mit am schlechtesten

Die hessische schwarz-grüne Koalition hat im Landtag keine baldige Landarztquote in Aussicht gestellt. Wie die Gesundheitspolitiker von CDU und Grünen am Donnerstag erklärten, stoße die Regelung bei Ärzten und Studierenden noch nicht auf Akzeptanz, hier müsse der Gesetzgeber nachsteuern. Damit wurde auf eine Forderung der SPD reagiert – wie mehrere andere Bundesländer auch – eine entsprechende Quote einzuführen.

Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Daniela Sommer: „Die Versorgung mit Hausärzten ist im Bundesvergleich in Hessen mit am schlechtesten. Laut Bundesarztregister gab es in Hessen 64,9 niedergelassene Hausärzte pro 100.000 Einwohner – selbst Sachsen-Anhalt hat eine bessere Versorgung.“ Die Sozialdemokratin forderte die Landesregierung daher auf, den Ländern Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Saarland, Baden-Württemberg sowie Rheinland-Pfalz zu folgen und die Landarztquote einzuführen. In den letzten Jahren habe sich besonders in ländlichen Regionen ein zunehmender Mangel an Hausärzten entwickelt. Laut der Kassenärztlichen Bundesvereinigung gebe es derzeit etwa 7.000 Hausärzte weniger als noch 2010. Der demografische Wandel mache auch vor den Ärzten nicht Halt: Im Jahr 2030 werden 60 Prozent aller heute noch praktizierenden Hausärzte in Hessen in den Ruhestand gehen. Das bedeute, dass das Land Hessen bis zum Ende des Jahrzehnts 2400 Nachrücker für die freiwerdenden Praxen gewinnen müsse. Bereits jetzt können schon etwa 300 offene Stellen nicht besetzt werden. Sommer bemängelte, dass es nicht genügend Medizinstudienplätze gebe, um diese Nachrücker auszubilden. Schuld daran sei auch das mangelnde Engagement der Landesregierung, um den Mangel abzustellen. Sommer sagte: „Die Landesregierung mit der zuständigen Körperschaft der Kassenärztlichen Vereinigung hat es in den letzten Jahren und Jahrzehnten nicht geschafft für gute Rahmenbedingungen zu sorgen und damit auch nicht die Aufgabe gemeistert, in Hessen flächendeckend und bedarfsgerecht sicherzustellen, dass gesetzlich Versicherte durch niedergelassene Ärzte medizinisch versorgt werden können. Genauso wenig hat sie es geschafft, viele junge Menschen zu motivieren, Praxen in ländlichen Räumen, eine Anstellung in einer Landarztpraxis oder in einem Medizinischen Versorgungzentrum zu übernehmen, geschweige denn Über-, Unter- oder Fehlversorgung zu regulieren! Wir fordern statt Ankündigungen Taten und bedarfsgerechte Lösungen!“

CDU: Landarztquote wird ein wichtiger Baust

„Die Sicherung der ärztlichen Versorgung auf dem Land ist ein wichtiges Anliegen der Landesregierung aus CDU und Bündnis 90/Die Grünen. Daher ist die Landarztquote auch Bestandteil des Koalitionsvertrages. Soll sie Erfolg haben, muss sie aber bei den betroffenen Ärztinnen und Ärzten sowie den Studierenden auf Akzeptanz stoßen. Weil dies noch nicht der Fall ist, müssen wir als Gesetzgeber nachsteuern. Insbesondere muss überlegt werden, ob neben Allgemeinärzten auch weitere Mediziner der Grundversorgung in die Quote mit einbezogen werden. Zudem muss der Stellenwert der Allgemeinmedizin im Studium erhöht werden. Die Landarztquote muss darüber hinaus in weitere Maßnahmen eingebettet sein, die die ärztliche Tätigkeit auf dem Land attraktiv machen. Dazu gehört der Ausbau des „Gesundheitspaktes 3.0“ sowie des Programms „Landpartie 2.0“. Nur wenn wir den Studierenden zeigen, wie schön es sein kann auf dem Land zu leben, können wir sie auch langfristig in den Praxen in ländlichen Gegenden halten“, erklärte der gesundheitspolitischer Sprecher der hessischen CDU-Landtagsfraktion, Ralf-Norbert Bartelt. +++

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