Wirtschaftsweise zeigt Verständnis für Streiks

Die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, hat Verständnis für den bundesweiten Verkehrsstreik von Verdi und EVG am kommenden Montag gezeigt. „Wir sehen hier einen Tarifkonflikt, der weder ungewöhnlich noch unverständlich ist“, sagte Schnitzer der „Rheinischen Post“. „Die Beschäftigten haben in Deutschland im vergangenen Jahr wegen der hohen Inflation im Durchschnitt einen Reallohnverlust von über drei Prozent hinnehmen müssen“, sagte die Inhaberin des Lehrstuhls für Komparative Wirtschaftsforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München. „Auch für dieses Jahr erwarten wir eine Inflation von 6,6 Prozent, wie wir im Konjunkturupdate des Sachverständigenrates diese Woche berichtet haben. Vor diesem Hintergrund sind hohe Lohnforderungen verständlich“, sagte sie. „Gleichzeitig wollen wir alle vermeiden, dass eine Lohn-Preis-Spirale die Inflation weiter antreibt. Aus diesem Grund hat die Regierung ja steuerfreie Einmalzahlungen der Arbeitgeber ermöglicht, und sie hilft mit direkten Unterstützungsmaßnahmen für die hohen Energiekosten durch die Strom- und Gaspreisbremse“, sagte Schnitzer. „Ich bin überzeugt davon, dass die Tarifparteien am Ende eine für alle Seiten akzeptable Einigung erzielen werden.“

Städte- und Gemeindebund verurteilt Verkehrsstreik

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund hat den angekündigten bundesweiten Verkehrsstreik scharf verurteilt. „Der Streik am Montag kommt einem Generalstreik ziemlich nahe und geht weit über einen Warnstreik hinaus“, sagte Gemeindebunds-Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der „Rheinischen Post“. „Es ist auch unhöflich von den Gewerkschaften, weil ja genau am Montag die nächste Verhandlungsrunde stattfindet“, kritisierte Landsberg. „Für Eltern mit kleinen Kindern ist dieser Streik besonders bedenklich, denn Verdi nimmt ja auch die Kitas wieder ins Visier.“ Die Kitas würden seit Wochen immer wieder bestreikt werden, zudem gebe es bei den Erziehern einen hohen Krankenstand. „Das ist für Familien nach dem Corona-Horror schon wieder eine Riesen-Belastung und oft gar nicht zu lösen, wenn beide arbeiten“, sagte Landsberg. „Es ist auch nicht so, dass Bund und Kommunen nicht schon ein ordentliches Angebot in der Tarifrunde gemacht hätten, es ist Verdi nur zu wenig“, sagte er. „Ob im Moment die Zeit für solche Rituale ist, ist zu bezweifeln. Ob durch diesen Streik das Verständnis in der Bevölkerung für die Gewerkschaften wächst, ist fraglich“, sagte Landsberg. +++