VW-Chef Müller kritisiert Konzernkultur: „Zu obrigkeitshörig“

Versäumnisse bei Elektroautos eingeräumt

Berlin. VW-Chef Matthias Müller hat in einem Interview mit „Bild am Sonntag“ die jahrelange Konzernkultur beim Autobauer kritisiert: „Unser Unternehmen leidet schon daran, dass wir bislang zu obrigkeitshörig waren. Alles war sehr zentralistisch organisiert und auf wenige Personen an der Spitze konzentriert.“ Er selbst habe das schnell geändert: „Ich verteile die Aufgaben auf viele Schultern. Früher wurde in Wolfsburg darüber befunden, wie ein Auto in Indien oder Amerika auszusehen hat. Das macht keinen Sinn.“ Man sei in der Vergangenheit oft zu zaghaft gewesen. „Und VW war bisher sehr hierarchisch organisiert. Viele Projekte blieben im mittleren Management hängen. Wir müssen mutiger, schneller und schlanker werden.“

Versäumnisse bei Elektroautos eingeräumt

„Das Thema E-Mobilität hat VW in den vergangenen Jahren sicher noch nicht mit der nötigen Intensität betrieben. Aber das holen wir wieder auf.“ Müller kündigte hierbei ein neues Konzernprojekt an: „Wir beschäftigen uns intensiv mit den Themen Batterie und Infrastruktur. Unter Federführung von Porsche arbeiten wir an einem Schnelllade-Projekt, in 15 Minuten 80 Prozent der Batterie zu laden. Das wird schon bald spruchreif.“ Laut Müller bereitet Volkswagen eine große Elektroauto-Offensive vor: „2020 kommt VW geballt mit einer völlig neuen Plattform. Dann werden wir 30 elektrisch betriebene Modelle anbieten und reden über Reichweiten von 500 bis 600 Kilometer.“

VW verhandelte mit Apple und Google über selbstfahrende Autos

Volkswagen hat laut Konzernchef Matthias Müller mit den US-IT-Giganten Apple und Google über eine Zusammenarbeit beim selbstfahrenden Auto verhandelt. In dem Interview mit der „BamS“ sagte Müller dazu: „Das Rollenverständnis war dann doch zu unterschiedlich, deshalb wurden die Gespräche abgebrochen.“ Zur Begründung erklärte er: „Was wir verhindern werden, ist, dass wir als Hersteller zum reinen Zulieferer von Hardware werden. Die neuen Wettbewerber interessieren sich ja vor allem für die Zeit, die Menschen im Auto verbringen. Und für die Daten, die dabei entstehen. Wer die Kundenschnittstelle bedient, hat das Sagen. Das müssen wir sein, als klare Nummer eins.“ VW ist kürzlich ins Geschäft mit Fahrdienstleistungen eingestiegen und hat sich mit 300 Millionen Euro beim Uber-Konkurrenten eingekauft: „Es gab ja auch Gespräche mit Uber, aber wir wollten uns nicht in die Rolle des Zulieferers drängen lassen“, sagte Müller. Das sei ein Markt, in den gerade richtig Bewegung komme: „In absehbarer Zeit wird auch dort Geld verdient.“ +++

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