Der Erlebniskreuzweg in der Eichenzeller Trinitatiskirche zieht jedes Jahr in der Passionszeit viele Menschen an. In diesem Jahr geht es um das Thema „Zärtlichkeit und Schmerz.“ Am Montag besuchte eine Religionsklasse der Von-Galen-Schule mit ihrer Lehrerin Bettina Faber-Ruffing den Kreuzweg. Die Stationen sind so gestaltet, dass Besucher die Leidensgeschichte Jesu lebendig und zeitgemäß nachempfinden können.
Es ist der Kuss des Judas mit dem Jesus im Garten Getsemane verraten wird. Auf den Fotos und Texten an den Wänden der Eichenzeller Trinitatiskirche geht es um Zärtlichkeit und Berührung, aber auch um Schmerz und Verrat. Die Gruppe von Schülerinnen und Schülern der von Galen-Schule, die den Kreuzweg besucht, hat schnell erfasst: die Geschichten, die aus einer anderen Zeit kommen, berühren bis heute. „Es geht darum, die Bedeutung der biblischen Geschichten in die Gegenwart zu übersetzen,“ erklärt Pfarrer Edwin Röder.
„Es haben sich bereits zahlreiche Gruppen von der Schulklasse bis zum Seniorenkreis angemeldet“, freut sich der Eichenzeller Pfarrer. Eine Führung durch den Erlebniskreuzweg dauert etwa eine Stunde. Bereits seit 24 Jahren gestaltet die evangelische Kirchengemeinde in Eichenzell einen Kreuzweg in der Kirche. „Es ist uns ein Anliegen, Menschen nahezubringen, warum wir Ostern feiern,“ sagt der Theologe. Im Januar habe ein siebenköpfiges Team der Gemeinde mit den Planungen begonnen. Hohe Besucherzahlen zeugen Jahr für Jahr davon, wie gut das Angebot angenommen wird: im vergangenen Jahr haben etwa 680 Menschen den Kreuzweg besucht, berichtet Pfarrer Röder.
In einer Art begehbarer Bibel werden die Besucherinnen und Besucher an Stationen in die Geschichten über Leiden, Sterben und Auferstehung von Jesus Christus hineingenommen. An jeder Station wird eine andere Szene dargestellt, so wie beispielsweise die Fußwaschung, das Abendmahl und der Garten Getsemane. An den Wänden hängen Fotos, die die biblischen Szenen nachempfinden: der Moment, in dem Jesus in Bethanien mit Öl gesalbt wird, die Fußwaschung oder der Kuss des Judas. Dazu gibt es kurze Texte, beispielsweise von Kurt Marti oder Dietrich Bonhoeffer, die zum Nachdenken anregen.
„Jesus begegnet uns in diesem Erlebniskreuzweg als ein Mensch mit Gefühlen,“ erklärt Pfarrer Röder der Schülergruppe. Im Garten Getsemane habe er darum gebetet, dass er den schweren Weg ans Kreuz nicht gehen müsse. „Jesus kennt Gefühle wie Angst.“ Eine weitere Station des Erlebniskreuzwegs zeigt Petrus und den Hahnenschrei. „Die Bibel beschreibt Petrus als einen Mann von starkem Glauben und Jesus treu ergeben,“ erklärt Pfarrer Röder. Dennoch leugnet er aus Angst, Jesus auch nur zu kennen. Erst der Schrei eines Hahns weckt sein Gewissen und führt ihm sein Versagen vor Augen. Doch Jesus vergibt Petrus. „Als Christen dürfen wir Fehler machen und können unserem Leben immer wieder eine neue Richtung geben,“ betonte der Theologe.
Die katholische Religionslehrerin Bettina Faber-Ruffing zeigte sich zufrieden darüber, dass es den Schülerinnen und Schülern ihrer Klasse gelungen sei, eine Verbindung vom Kreuzweg zum eigenen Erleben herzustellen. Nicht zuletzt sei der Besuch in der evangelischen Trinitatiskirche auch gelebte Ökumene, sagte Ruffing. Der Erlebniskreuzweg ist bis Ostern geöffnet. Anmeldungen für interessierte Gruppen sind über das Evangelische Pfarramt Eichenzell möglich. Telefon: 06659 – 918692. +++ pm