Vogelsberg 2020: Pendler zurückholen und das positive Image herausstellen

Hoherodskopf. Mit den positiven Eigenschaften der Vogelsberg-Region selbstbewusster werben und neue Strategien finden, Rhein-Main-Pendler zurückzugewinnen – diese beiden Themen standen im Zentrum eines Unternehmens-Workshops auf dem Hoherodskopf. Vogelsberg-Consult-Geschäftsführer Thomas Schaumberg begrüßte rund zwei Dutzend Vertreter aus Industrie, Handwerk und Banken. Die Forderungen und Ideen der Wirtschaft sollen ins neue regionale Entwicklungskonzept für die Förderperiode bis 2020 einfließen. Fachkräftesicherung und Bindung der Jugend an die Region lagen alle Diskussionsteilnehmern besonders am Herzen.

„Wir müssen uns um die jungen Menschen bemühen“, hob Landrat Manfred Görig hervor. Berufsorientierung sollte schon viel früher – in der Schule – beginnen. Der Vogelsberg weise eine beeindruckende Dichte hervorragender Unternehmen auf. Damit könne die Region „erhobenen Hauptes“ werben. „Die Vogelsberger sind oft viel zu bescheiden – es ist an der Zeit, diese Haltung endlich zu beenden“, sagte der Landrat. Der Vogelsberg habe viele „Exportschlager“, und die Situation fürs Wohnen und der Naturraum suchten ihresgleichen. Natürlich sollten alle Firmen und auch die einzelnen Branchen für sich werben. Noch besser sei es, wenn eine breit angelegte Kampagne die gesamte Region betreffe und die Wirtschaftskraft herausstelle. Einen professionellen Imagefilm über den Vogelsberg mit den Aspekten Wirtschaft, Kultur und Jugend brachte Pressesprecher Erich Ruhl ins Gespräch.

Kreishandwerksmeister Edwin Giese und Dr. Frank Wendzinski (IHK) lenkten das Augenmerk auf den Übergang von der Schule in den Beruf: die Abbrecherquote sei viel zu hoch und in jeder Hinsicht eine „Verschwendung“. Die zunehmenden Probleme durch mangelnde Motivation bei Berufsanfängern macht vor allem dem Handwerk Sorgen. Landrat Görig zeigte großes Verständnis, riet jedoch eindringlich dazu, „keinen zurückzulassen – das können wir uns gar nicht leisten“. Die „Berufe-Rallye“ soll ab nächstem Jahr kreisweit angeboten werden. Dort können junge Leute in den Ferien mehrere Firmen hintereinander kennenlernen, verbunden mit einem bunten jugendgerechten Begleitprogramm (wir berichteten).

„Der Fachkräftebedarf kann künftig nicht mit Auszubildenden allein gedeckt werden“, sagte Thomas Schaumberg. Daher gehe es um Bindung der Mitarbeiter ans eigene Unternehmen, um Weiterbildung aber auch um das Anwerben von außen – aus Nachbarregionen, aus Deutschland, aber auch aus dem Ausland. Darüber hinaus müssten die Anstrengungen, etliche von den 16.000 täglichen Pendlern wieder „zurückzuholen in den Vogelsberg“ auf jeden Fall verstärkt werden. Aus der Runde der Wirtschaftsfachleute wurden Befragungen an der Autobahn, Großflächenplakate in Frankfurt und Radiowerbung ins Spiel gebracht. Alles, was mit der Sicherung des Fachkräftebedarfs zu tun hat, soll künftig bei der Vogelsberg Consult zusammengeführt werden. Dies stieß auf Zustimmung bei den Vertretern von Handwerk und IHK.

Das Thema „Schnelles Internet“ war im Unternehmensworkshop erneut von großer Bedeutung. Mit den nun absehbar deutlichen Beschleunigungen – der Ausbau startet nächstes Jahr – sei auch wieder das Thema „Telearbeit“ aktuell. „Im Vogelsberg wohnen und von zu Hause aus per Internet Projekte in Frankfurt bearbeiten – warum nicht“, fragte der IHK-Geschäftsführer Wendzinski. Ralf Schneider (Volksbank Lauterbach/Schlitz) und Gerhard Ursprung (VR-Bank HessenLand Alsfeld) machten sich für mehr Regionalidentität, fürs Wahrnehmen heimischer kultureller Angebote, für eine Handwerks-Image-Kampagne sowie für Mitarbeiter-Befragungen in den eigenen Unternehmen stark – mit Auswirkungen aufs Image der Firma und der Region. Dr. Michael Glatthaar von Pro-Loco, der bereits den Demografie-Prozess MORO wissenschaftlich begleitet hatte (wir berichteten), stellte in seiner Moderation Stärken und Schwächen der Region heraus. Zentrale Lage, bemerkenswert hohe Kooperationsbereitschaft der Akteure, guter Wissenstransfer und eine koordinierte Arbeitsmarktpolitik seien deutliche Aktiva. Der Fachkräftebedarf, viele Tausend Auspendler, ein ÖPNV, der gerade für Auszubildende unzureichend sei sowie eine nach wie vor zu geringe Frauenerwerbsquote seien Felder, denen man sich in den nächsten Jahren annehmen müsse. +++ fuldainfo