Berlin. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat eine neue Streikwelle bei Amazon angekündigt. „Mit einem Streik am Freitag bei Amazon in Leipzig werden wir pünktlich zu Beginn der Buchmesse eine neue Streikwelle starten, die das Ostergeschäft von Amazon beeinträchtigen wird“, sagte Stefan Najda, bei Verdi zuständig für den Versand- und Onlinehandel, der „Welt“. „Kunden, die rechtzeitig zu Ostern ihre Ware empfangen wollen, sollten frühzeitig bestellen oder auf Alternativen umsteigen.“
Nächste Woche werde auch an anderen Amazon-Versandzentren gestreikt. Dann würden die Arbeitskämpfe in den Wochen vor Ostern wellenartig an anderen Standorten weitergehen „Es wird eine Zuspitzung des Arbeitskampfes geben“, kündigte Najda an. Amazon reagierte gelassen. „Wir sagen unseren Kunden zu, dass ihre Waren pünktlich ankommen werden“, sagte Sprecherin Anette Nachbar. Auch während der Streiks vor Weihnachten habe es keine Beschwerden gegeben. „Wir werden einen flexiblen Arbeitskampf starten, ohne dass wir jetzt schon sagen können, wann und wo der nächste Streik stattfindet. So werden wir die Abläufe bei Amazon durcheinander bringen.“ Neben den Streik-Standorten Graben, Bad Hersfeld, Leipzig, Werne, Rheinberg und Koblenz komme nun ein siebter Standort hinzu. Verdi erhebt auch neue Vorwürfe gegen Amazon, gezielt Mitarbeiter unter Druck zu setzen, die sich bei Verdi organisierten und an den Streiks teilnähmen.
„Es werden gezielt gewerkschaftsnahe Kollegen angegangen“, sagte Najda. Najda zufolge würden Mitarbeiter mit „Inaktivitätsprotokollen“ unter Druck gesetzt. Wer bei Amazon im Lager arbeite, trage einen Handscanner mit sich herum, über den die Vorgesetzten seine Tätigkeiten genau nachverfolgen könnten. Mitarbeiter seien vermehrt zu Gesprächen gebeten worden, in denen ihnen vorgeworfen worden sei, ein paar Minuten zu lang „inaktiv“ gewesen zu sein. Damit habe der Mitarbeiter „seine arbeitsvertragliche Pflicht zur Erbringung der Arbeitsleitung verletzt“, stehe in dem Schreiben, aus dem die „Welt“ zitiert, und das Verdi zufolge einem Amazon-Mitarbeiter vorgelegt worden ist. „Die Unterbrechung der Arbeit hätte in diesen Fällen (teilweise eine Unterbrechung von einer Minute) jeweils dem Manager angezeigt werden müssen“, heiße es in dem vorliegenden Protokoll. „Amazon will die gewerkschaftsnahen Mitarbeiter auf diesem Wege einschüchtern“, sagte Najda. Verdi zufolge ist dies ein von München aus gesteuertes Massenphänomen, das sich nicht auf einen Standort beschränke. Amazon wies die Vorwürfe zurück. Das Unternehmen lege großen Wert auf den respektvollen Umgang mit seinen Mitarbeitern, sagte eine Sprecherin der Zeitung. +++ fuldainfo
Die Leute, die bei Amazon die Pakete zusammenstellen, arbeiten so was von eindeutig in der Logistik und nicht im Einzelhandel. Es ist ja nicht so, dass die im Laden verkaufen und nebenbei noch mal ein paar Pakete packen, sondern die machen das zu 100%. Da werden keine Kunden beraten oder sonst was.
Es mag bei Amazon Menschen geben, die wirklich mit Kunden Telefonieren und dort beratend und anderweitig helfend tätig sind, da sieht die Sache evtl anders aus, aber meist geht es doch auch dort um logistische Dinge, weniger um die Beratung. Das wäre dann einen Beratung wie sie klassisch im Einzelhandel vorkommt.
Nehmt das also einfach hin, es ist ja auch nichts schlimmes an einem Logistik-Job.
Ebenfalls heißt das nicht, dass man nicht auch für die Logistik-Mitarbeiter vieles verbessern kann. Die Leute haben bestimmt einen heftigen Druck im Nacken, jeden Tag X hundert Pakete zu packen. Die Bezahlung oder die Arbeitsumgebung kann man bestimmt auch verbessern, wenn man den Druck dazurechnet, oder die Rennerei, die man da angeblich so hat.
Das alles ist doch viel wichtiger als die schon etwas peinliche Debatte über den Einzelhandels Job.
Ich bin sehr davon überzeugt, dass wir Gewerkschaften und Betriebsräte brauchen, denn die Mitarbeiter einer Firma benötigen Unterstützung und Rückhalt. Um so bedauerlicher ist es doch, dass dieses wichtige Anliegen durch die praxisferne Forderung, als Einzelhandelsmitarbeiter eingestuft zu werden, in den Hintergrund tritt oder gar noch behindert wird.
Das alles hilft der Sache überhaupt nicht und gibt nur den Menschen Aufwind, die Arbeitnehmerrechte als etwas Schlimmes ansehen, und davon gibt es gerade in der CDU mehr als genug, die FDP ist ja glücklicherweise verpufft.