Ukraine spricht von schlimmstem Verbrechen „seit 80 Jahren“

Bayerns Innenminister vergleicht Putin mit Stalin

Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hat die mutmaßlichen Gräueltaten russischer Soldaten in der ukrainischen Stadt Butscha mit dem Völkermord von Srebrenica verglichen. „Das ist ein zweites Srebrenica, solche Verbrechen haben wir seit 80 Jahren, seit dem zweiten Weltkrieg, nicht mehr gesehen“, sagte Melnyk am Sonntag „Bild TV“. Der Vorfall in Butscha ist laut Melnyk kein Einzelfall: „Es gibt hunderte Ortschaften, die seit fünf Wochen unter russischer Besatzung sind.

Butscha ist nur ein Beispiel dafür, was seit 39 Tagen in solchen Orten passiert. Das kann man nicht mehr dulden.“ Die Gräueltaten müssten für die Bundesregierung eine „rote Linie“ sein. Melnyk forderte erneut ein „Embargo für Öl, Gas und Kohle, für Metalle“. In Richtung der Regierung sagte er: „Man sieht diese Gräueltaten und ist immer noch nicht bereit, wirklich alles zu unternehmen, damit Putin seinen Appetit auf diese Gräueltaten verliert. Wie kann man schlafen, wenn man nac h diesen Bildern starke Worte findet, aber nichts tut? Was soll noch passieren, damit man die härtesten Sanktionen auf den Tisch legt? Chemische Attacken oder worauf wartet man?“ Der Botschafter berichtete, er habe viele Freunde in Butscha, deren Schicksale unbekannt seien: „Wir hoffen, dass sie noch leben, aber wir hatten seit Wochen keinen Kontakt. Man konnte sie nicht mehr erreichen.“ Weiter sagte Melnyk: „Ich und meine Frau haben in diesen 39 Tagen schon so oft geweint, dass uns Tränen nicht mehr fließen können. Das, was man da auf den Straßen meiner Heimatstadt sieht, das ist nicht zu verkraften.“ Russland bestreitet, für die Tote verantwortlich zu sein. Angeblich hätten die Truppen die Stadt schon vor Tagen verlassen, die Bilder mit den Leichen seien später produziert worden.

Bayerns Innenminister vergleicht Putin mit Stalin

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sieht angesichts der mutmaßlichen Gräueltaten „keinen großen Unterschied mehr“ zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und Sowjet-Diktator Stalin. Herrmann sagte am Sonntag „Bild TV“: „Es hat in den 30er-Jahren schon einmal die Situation gegeben, dass Stalin ganz gezielt Millionen von Ukrainern hat verhungern lassen, ganz gezielt ihnen das Essen weggenommen hat.“ Daran erinnerten sich die Ukrainer, „wenn es jetzt um diesen Krieg seitens Russlands geht“. Auf die Frage, ob Putin der neue Stalin für ihn sei, sagte Herrmann: „Das, was er jetzt macht, ist inzwischen zu diesen schrecklichen Diktatoren der Vergangenheit kein großer Unterschied mehr.“ Hier werde „in einer brutalen Art und Weise letztendlich wieder schlimmer als in alten Sowjetzeiten agiert“. Es gehe in der Ukraine zwar um einen regionalen Krieg, der aber „Bedeutung für die gesamte Weltgemeinschaft“ habe. Herrmann kritisierte die Zurückhaltung der Bundesregierung bei der Unterstützung der Ukrainer in ihrem Kampf gegen Putins Truppen. Es sei wichtig, dass Deutschland die Ukraine ordentlich ausstatte und bewaffne. Offenkundig sei das in der Vergangenheit „leider etwas unzureichend“ der Fall gewesen. Andere europäische Staaten hätten sich da viel stärker engagiert. +++

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