Über 500 Bürger bei Kundgebung in Schlitz

Siemon: „Wir sind mehr“

Farbe bekennen für ein vielfältiges und buntes Schlitzerland: Hierzu versammelten sich am Donnerstagabend über 500 Teilnehmer in Schlitz zu einer Kundgebung. Unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt“ appellierten die Menschen im Schlitzer Schlosspark daran, die Werte der Demokratie zu verteidigen gegen Populismus, Antisemitismus und Hass. Das Moderationsteam Anabell und Norbert begrüßten die Menschen vor Ort und erläuterten den Aufruf „Nie wieder ist jetzt!“. Der Satz solle daran erinnern, dass die Bevölkerung jetzt aktiv werden müsse, um Gräueltaten wie im Nationalsozialismus zu verhindern. Hinter dieser Erklärung müssten alle demokratischen Kräfte in Deutschland stehen.

Bürgermeister Heiko Siemon erklärte: „Das ist wirklich ein großartiger Anblick von hier oben.“ Der breite Schulterschluss verschiedener Organisationen sei beeindruckend. Die große Zahl an Menschen zeige deutlich: „Wir sind mehr.“ Er bedankte sich bei den Organisatoren, welche die Veranstaltung auf die Beine gestellt hätten. In den Nachrichten in den vergangenen Monaten habe Siemon beobachtet, dass menschenfeindliche Gesinnungen salonfähiger würden. Dagegen müsse die Gesellschaft mit Aufklärung vorgehen, speziell bei den Kindern und Jugendlichen. Er verwies auf den anstehenden 75. Geburtstag des Grundgesetzes, welches am 23. Mai 1949 in Kraft trat. Der erste Artikel verweise auf die Unantastbarkeit der Menschenwürde: „Dieser Satz ist die Lehre aus Nazi-Diktatur und Holocaust. Dieser Satz war über Jahrzehnte Grundkonsens.“ Seit einigen Jahren gebe es Kräfte, die sich dagegen richten würden und Unterschiede von verschiedenen Gruppen an Menschen machen würden. „Auch wenn die Feinde der Demokratie gewählt worden sind, sind sie noch lange keine Demokraten“, machte der Bürgermeister deutlich und erntete dafür Applaus.

Siemon fragte sich, woher die Unzufriedenheit in der Bevölkerung gegenüber der Politik komme. „Wir leben in einer Zeit von vielfältigen Herausforderungen“, merkte er an. Die Menschen hätten sich an eine Art Dauerkrise gewöhnt, viele seien verunsichert. Das führe zu einem Vertrauensverlust in die demokratischen Prozesse. Der Bürgermeister forderte dazu auf, sich dem entgegenzustellen und das Vertrauen zurückzuholen. „Die schweigende Mitte war zu lange ruhig. Diese Mehrheit muss lauter werden“, meinte er. Populistische Parteien würden durch fehlende Lösungen auf Probleme profitieren. Er verwies ebenso auf die Gastfreundlichkeit der Schlitzer Bevölkerung: „Wir können stolz behaupten, dass wir im Schlitzerland für die Vielfalt stehen.“ Zum Abschluss appellierte Siemon: „Engagieren sie sich. Zusammen und vereint für eine gemeinsame Zukunft. Wir sind mehr.“

Das Bündnis „Wir sind mehr! Schlitzerland“ hatte dazu aufgerufen, ein gemeinsames Zeichen für die Demokratie und die freiheitlich demokratische Grundordnung zu setzen. Zahlreiche Institutionen, Vereine, Firmen und Privatpersonen haben die Chance genutzt, das Vorhaben des Bündnisses zu unterstützen. Vor der Kundgebung fand zuvor in der evangelischen Stadtkirche ein Friedensgebet statt. +++ kec