Udo Bauch veröffentlichte sein zweites Buch über das ICE-Unglück von Eschede

Anlässlich des nahenden 25. Jahrestag (3. Juni 2023) des ICE-Unglücks von Eschede – bei dem 101 Zugpassagiere des ICE 884 Wilhelm Conrad Röntgen bei Tempo 200 in den Tod gerissen und viele hundert schwer und leicht verletzt wurden – veröffentlichte der im osthessischen Eichenzell lebende Udo Bauch sein zweites Buch über das bisher schwerste Bahnunglück in der Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland. Der Titel seines neusten Buches lautet „Schwerbehindert durch das Zuginferno von Eschede – wie der ICE 884 mein Leben veränderte“.

In diesem 438-seitigem Buch mit 60 Farbbildern setzt sich der 55-jährige Familienvater erneut „offen, ehrlich und dennoch sehr kritisch“ mit dem folgenschweren Zugunglück von Eschede auseinander. In seinem mittlerweile 2. Buch über das Zugunglück von Eschede, welches nach seiner Sicht eindeutig hätte vermieden werden können, lässt er die letzten 25 Jahren seit der Bahntragödie noch einmal beurteilend Revue passieren. Eindrucksvoll berichtet er über den Tag der Unglücksfahrt des ICE 884, über seine persönliche Rettung und über sein neues Leben als Schwerbehinderter. Ungeschönt und offen berichtet er über den Eschede-Prozess, der ohne Urteil endete und über die sehr späte öffentliche Entschuldigung der Deutschen-Bahn AG nach langen 15 Jahren.

Schwerpunktmäßig berichtet Udo Bauch über seine für ihn persönlich empfundene „lebenslange Strafe“ als Schwerbehinderter und gibt gleichzeitig Ratschläge, wie ein Leben als Mensch mit Einschränkungen trotzdem einigermaßen gut gelebt werden kann. Der Autor erzählt spannend über die wunderbare Unterstützung seiner Familie und Freunden. Das Unfallopfer berichtet unter anderem über wunderbare und ganz besondere Begegnungen nach seinem schweren Unfall. Erneut erzählt er über Glauben und Hoffnung und berichtet über die Lourdeskapelle Eichenzell, die er aus tiefer Dankbarkeit für sein Überleben erbauen ließ. Er berichtet auch über seine aktuellen Erfahrungen mit der Deutschen Bahn AG, Versicherungen und Behörden. Für alle, die ähnliche Schicksalsschläge durchleben müssen, kann dieses Buch Trost und Ratgeber zugleich sein. Es zeigt, trotz aller Dramatik, was es bedeutet, das Leben als Geschenk Gottes zu betrachten.

Anlässlich des 5. Jahrestag des Zugunglücks von Eschede hat Udo Bauch bereits ein Buch mit dem Titel „Zugunglück von Eschede überlebt“ (ISBN 3-8330-0806-7) veröffentlicht, worin er sich damals schon kritisch und authentisch aus der Sicht eines Eschede-Opfers mit dem Zugunglück von Eschede beschäftigte. Dieses Buch ist weiterhin im Buchhandel zu beziehen. Sein neustes Buch kann unter der ISBN 9783756874118 zum VKP 24,00 Euro in jeder Buchhandlung und im online-Buchhandel bezogen werden. Zudem wird ein E-Book unter der ISBN 9783757893965 angeboten (E-Book Aktionspreis bis 24.02.2023 5,99 EUR-danach 10,99 EUR). Auf Wunsch verschickt Udo Bauch auch selbst Bücher mit einer persönlichen Widmung. Udo Bauch wurde am 20. Oktober 1967 in der Zähringerstadt Villingen im Schwarzwald geboren. Seine Frau Monika (54) und er haben vier Kinder, Patrick (33), Kristina (29), Marie-Jeanette (21) und Natalie-Brigitte (14). Die Enkelkinder Bella (5) und Don (2) bereichern das Familienleben. Die Familie lebt seit 1996 in Eichenzell, einer familienfreundlichen Gemeinde in der Nähe der Barockstadt Fulda. Vor dem Unfall bekleidete der Betriebswirt die Funktion eines Regionalleiters beim weltweit agierenden Mineralölunternehmen BP. In der Gemeinde Eichenzell ist Udo Bauch vielseitig engagiert. So bekleidet er aktuell das Amt des ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten und fungiert als Schriftführer beim Handwerker- und Kulturverein 1894 Eichenzell e.V. +++ pm

Gekürzte Leseprobe aus dem Kapitel über seine persönliche Rettung
Nun zu meiner persönlichen Rettung, die mir mein Lebensretter Friedemann so wortwörtlich eindrucksvoll geschildert hat und die ich hier mit großer Dankbarkeit unverändert wiedergeben möchte: Die Waggons waren wie eine Ziehharmonika ineinandergeschoben worden. Der Lärm ankommender Rettungsfahrzeuge, Rettungshubschrauber, Bergepanzer der Bundeswehr und der hydraulischen Rettungsgeräte verstummte ganz plötzlich für einen Bruchteil einer Minute. Ein Polizeibeamter (Andreas Effinghausen) und ein junger freiwilliger Feuerwehrmann der Gemeindefeuerwehr Eschede waren der Meinung ein lautstarkes Rufen aus einem Abteil wahrgenommen zu haben bzw. einen winkenden Arm gesehen zu haben. Mir wurde sofort klar, dass ein herankommen an die vermutlich männliche Person im Abteil fast unmöglich war. Das Zugabteil, in dem sie saßen, hatte eine Querneigung von ca. 15° und eine Längsneigung von ca. 25° und die Waggons hatten sich eng aneinander geschoben.

Durch das stark befestigte Aluminiumdach konnten wir nicht eindringen. Ich erinnerte mich plötzlich an mein scharfes kleines Feuerwehrbeil, zog meine dicke Einsatzjacke aus, und ließ mich in einen ca.50-60 cm. breiten Spalt zwischen den Waggons rutschen. Vorab hatte ich schon 3 ältere erfahrene Feuerwehrleute aus der Gruppe herausgesucht, die mir, wenn nötig, zuarbeiten sollten.
Nur mithilfe des kleinen scharfen Feuerwehrbeils konnte ich wie ein „Specht“ Hieb für Hieb die mit mehreren Folienlagen verklebte Waggonscheibe des ICE aufbrechen und zerstören. Ich zwängte mich durch die zerfetzten Glasränder und konnte aber nicht weiter in ihre Richtung vordringen. Sitzreihen, herausgerissene Deckenverkleidungen, Aluminiumstangen etc. waren kreuz und quer im ehemaligen Zugabteil ineinander gestaucht worden. Von Draußen wurde nun über das THW Hydraulikschere und Spreizer, sowie die Stromzufuhr bereitgestellt. Mit den drei Kollegen der Freiwilligen Feuerwehr und der auf dem Waggondach befindlichen Mannschaft wurde nun im Zugabteil angefangen Sitzreihen und Reste von Aluminium und den Verkleidungen zu trennen und beiseite zu räumen bzw. nach außen zu befördern. Nach ca. einer Stunde konnte ich alleine über die noch intakten Sitzreihen zu ihnen vordringen.

Ich habe ihre Hand gehalten, sie nach ihrem Namen gefragt und ob sie sich vielleicht noch an etwas erinnern können. Sie konnten mir noch mitteilen, dass sie Udo Bauch heißen, hatten aber keinerlei Erinnerung an das Geschehene und konnten mir auch kein Tagesdatum nennen. Ich versprach ihnen sie da herauszuholen und forderte eine Trage und weitere Kräfte ins Innere an, um sie auf der Trage über die Sitzreihen und den Schrott nach außen bringen zu können. Da sich ihr Zustand zusehends verschlechterte, wurde schon mal vorsorglich ein Notarzt- und Rettungsteam für sie angefordert. Plötzlich waren sie nicht mehr ansprechbar. Ihr Körper zentralisierte, nur noch die wichtigsten Funktionen werden jetzt ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt. Von mir kam jetzt die klare Ansage zur „Crashrettung“, wir durften keine Zeit verlieren, ihr Leben war akut in Gefahr….es hing an einem seidenen Faden. Mit letzter Kraft total ausgepowert und reichlich Flüssigkeitsverlust der eingesetzten Kräfte gelang es uns, sie ohne Sicherung auf der Nottrage durch die schmale Fensteröffnung, die ich mit dem kleinen Feuerwehrbeil geschaffen hatte, sie nach draußen bzw. auf das Dach des benachbarten Waggons zu hieven. Das Letzte an was ich mich erinnern kann war ihr Name, den ich auf einen Handschuh mit Kugelschreiber geschrieben hatte.

Udo Bauch legt als Unfallopfer großen Wert darauf, dass das Zugunglück von Eschede nicht in Vergessenheit geraten werden darf, weil auch nach 25 Jahren noch zahlreiche Verletzte, Hinterbliebene, Retter und Helfer unter den schrecklichen Folgen des Zuginfernos leiden. Er selbst leidet seit der Zugtragödie unter einer 100% Schwerbehinderung. Seine Wertlegung auf „das nicht vergessen“ war auch seine Motivation zur Herausgabe eines weiteren Buchs über das Zugunglück, worin er immer wieder betont, dass dieses Zugunglück nicht hätte passieren dürfen, wenn alle Sicherheitsvorschriften von der Bahn lückenlos eingehalten worden wären.