Türkei: Zahl der Opfer bei gescheitertem Putsch steigt auf 194

Steinmeier verurteilt Putschversuch in der Türkei

Türkei

Berlin. Die Zahl der Opfer bei einem gescheiterten Umsturzversuch durch Teile des Militärs in der Türkei ist auf 194 gestiegen. Das sagte der kommissarische türkische Militärchef Dündar. Darunter seien 47 Zivilisten und 104 Putschisten. Mindestens 1200 Menschen seien verletzt worden. Mehr als 1500 Militärangehörige sind unterdessen landesweit verhaftet worden. Dündar kündigte harte Strafen für Anhänger des Umsturzversuches an. Unterdessen sind die Kämpfe in Istanbul abgeflaut, rings um das Armeehauptquartier in Ankara werde jedoch noch gekämpft. Der türkische Präsident Erdogan, der sich an einem sicheren Ort aufhalten soll, kündigte unterdessen eine umfassende Säuberung des Militärapparates an: „Wir haben mit der Operation begonnen, das Militär vollständig zu säubern. Und wir werden diese Operation weiterführen“, so Erdogan. Noch am Dienstag soll in Berlin der Krisenstab der Bundesregierung zusammentreten.

Türkei: Brok ruft zur Rückkehr zu verfassungsrechtlicher Ordnung auf

Der Vorsitzendes des Auswärtigen Ausschusses im Europäischen Parlament, Elmar Brok (CDU), ruft Militär und Politik in der Türkei dazu auf, die demokratischen Ordnung im Land wieder rasch zu etablieren. „Die Türkei muss schleunigst zur verfassungsrechtlichen Ordnung zurückkehren“, sagte er in einem Gespräch mit der „Welt“. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan müsse dafür aber auch von seinem autokratischen Kurs abweichen. „Das würde für das Militär wie auch für Erdogan gelten“, sagte Brok. Erdogan nehme „als Staatspräsident eine Rolle ein, die ihm der Verfassung nach nicht zusteht“. In der Nacht zum Samstag hatte ein Putsch von Teilen des Militärs das Land erschüttert. Brok erwartet, dass Erdogan den Putschversuch nutzen wird, um seine Position weiter zu stärken. „Erdogan wird versuchen, seine Machtposition auszuweiten“, sagte Brok und warnte: „Die Folge könnte ein dramatische Teilung der Gesellschaft sein. Die Türkei ist immerhin ein Vielvölkerstaat.“ Die Türkei müssen in jedem Fall weiterhin ihre zentrale Rolle im Nato-Bündnis behalten.

Steinmeier verurteilt Putschversuch in der Türkei

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hat den versuchten Umsturz von Teilen des türkischen Militärs scharf verurteilt. „Alle Versuche, die demokratische Grundordnung der Türkei mit Gewalt zu verändern, verurteile ich auf das Schärfste“, so Steinmeier am Morgen in einem Statement. Er rief alle Beteiligten dazu auf, „die demokratischen Institutionen der Türkei zu respektieren und die verfassungsmäßige Ordnung zu achten“. Alle Verantwortlichen müssten sich an die demokratischen und rechtsstaatlichen Spielregeln halten und weiteres Blutvergießen verhindern. „Es ist ermutigend, dass sich die im türkischen Parlament vertretenen Parteien zu den demokratischen Prinzipien bekannt haben.“ +++ fuldainfo

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