Trierer Bischof predigte beim Bonifatiusfest

Fulda. Dass es für ein wirkliches missionarisches Christsein eines authentischen, gelebten Glaubens bedürfe, unterstrich der Bischof von Trier, Dr. Stephan Ackermann, am Pfingstmontag in Fulda vor über 6500 Wallfahrern anlässlich der Eröffnung der traditionellen Bonifatiuswallfahrten. Am Beispiel einer Frau, die gläubig an einem Gottesdienst teilnahm und dadurch einen dem Glauben fernstehenden Journalisten zutiefst berührte, hob der Gast von der Mosel hervor: „Bonifatius hat machtvoll den christlichen Glauben verkündet – doch das allein ist zu wenig, weil es zu selten ist. Es braucht solche Apostel des Alltags, die hingebungsvoll und absichtslos ihren Glauben leben.“ Da der eigene Glaube auch Zweifel kenne, sei es umso wichtiger, wie die an diesem Tag in Fulda versammelten Pilger für den eigenen Glauben Zeugnis abzulegen. „Entscheidend ist, dass uns die tiefe Überzeugung trägt, dass Gott uns beim Namen gerufen, dass Jesus uns Freunde genannt und erwählt hat“, betonte Ackermann.

Das Vorbild des heiligen Bonifatius werfe die Frage nach der missionarischen Kraft unseres eigenen Glaubens auf, der müde geworden zu sein scheine, hatte der Trierer Bischof zu Beginn seiner Festpredigt hervorgehoben. Den Glauben in der Welt von heute zu bezeugen, dies sei auch Thema der nächsten Runde des Dialogprozesses der deutschen Kirche im Herbst in Magdeburg. Papst Franziskus habe in seiner Enzyklika „Evangelii Gaudium“ den Anspruch deutlich gemacht, dass das ganze Leben eines Christen Mission sei. Der „Urimpuls“ des missionarischen Auftrags der Kirche finde sich in der Apostelgeschichte, als Petrus und Johannes nach ihrer Verhaftung vor dem Hohen Rat aussagen, sie könnten nicht schweigen über das, was sie gesehen und gehört hätten. „Es ist Jesus, den sie gesehen und gehört haben – sie haben Gemeinschaft mi ihm erfahren und sind ihm seit seiner Auferstehung mehrmals begegnet. Mit dem Namen Jesu ist im Grunde alles gesagt, was die Apostel gesehen und gehört haben“, so Bischof Ackermann.

Auch habe Jesus im Abendmahlssaal den Jüngern aufgetragen, sich aufzumachen und Frucht zu bringen. Dass sie von alledem nicht schweigen konnten, das sei die Geburtsstunde des christlichen Missionarsseins. „Wer wirklich Christ ist, dem muss die Weitergabe des Glaubens nicht erst aufgetragen werden!“ So habe sich auch Bonifatius mit 40 Jahren noch einmal neu aufgemacht, um Menschen den Glauben an Jesus Christus nahezubringen. Man könne sich fragen, warum es einem in der heutigen Zeit so schwer falle, missionarisch Christ zu sein. Manche wiesen auf die Fehler früherer Missionsmethoden hin. Doch seien die Menschen sonst so überzeugend, wenn sie beispielsweise begeistern einen Film oder ein neues Lokal empfählen. „Ich behalte doch etwas, das ich als bereichernd empfunden habe, nicht für mich!“ Die Zurückhaltung in Sachen des Glaubens habe als eigentlichen Grund den Zweifel, ob die Auferstehung Jesu Christi wirklich geschehen sei. Mit Zweifel und Kleinmut könne man im Glauben nichts erreichen. „Das Zeugnis des christlichen Glaubens muss authentisch sein, und es muss ein absichtsloser Glaube sein“, betonte Ackermann.

Den Festgottesdienst feierte Fuldas Bischof Heinz Josef Algermissen in Konzelebration mit Bischof Ackermann, Weihbischof Dr. Karlheinz Diez sowie Generalvikar Dr. Gerhard Stanke und Domkapitular Paul Verheijen (Dokkum, Niederlande). Musikalisch wurde die Messfeier vom Fuldaer Jugendkathedralchor mit Chorsätzen von J. Rutter und Gotteslobliedern im Wechsel mit der Gemeinde sowie von einem großen Bläserensemble mitgestaltet, bestehend aus fünf Musikvereinen mit rund 150 Bläsern, davon viele Jugendliche. Unter Leitung von Regionalkantor Ulrich Moormann musizierten: Musikverein Döngesmühle, Musikverein Eichenzell, Musikverein Großenlüder, Musikverein St. Antonius Künzell und Musikverein Steinau-Steinhaus. Diese spielten zum Einzug „Postlude“ von A. Guilmant und zur Kommunion „Jerusalem“ von Ch. Parry. An der Domorgel, deren Klänge wieder auf den Domplatz übertragen wurden, war Domorganist Prof. Hans-Jürgen Kaiser.

Zu Beginn des Gottesdienstes hatte Bischof Algermissen die Gläubigen und die Konzelebranten sowie weitere Gäste, darunter Pater Jonas Trageser OSB aus Tabgha (Israel) und Pater Christoph Kurzok OFMCap aus Meran (Italien), begrüßt. Dabei hob er anerkennend hervor, dass sich viele Wallfahrer schon in der Nacht auf den Weg gemacht hätten, um ihren Glauben auf dem Domplatz von Fulda gemeinsam zu feiern. Domdechant Prof. Dr. Werner Kathrein hatte vor Beginn des Gottesdienstes die Wallfahrer aus den Pastoralverbünden und Pfarreien des Bistums willkommen geheißen. Besonders begrüßte er die Pilger, die einen weiten Weg zurückgelegt hatten, sowie Pilgergruppen aus Dokkum (Niederlande) und Grüsselbach (Rhön), dem Heimatort des früheren Domkapitulars Prof. Dr. Ludwig Pralle. +++ fuldainfo – bpf

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