Tischler-Lehrer der Konrad-Zuse-Schule zur Vorbereitung von Praktika in Landerneau

Den Abschluss des Bretagne-Woche bildete ein Besuch im Rathaus

Die Kollegen (von links) Arnaud Martin, Luc Benabaheramane, Schülerinnen und Schüler einer Tischlerklasse am Lycèe Saint-Joseph und ganz rechts Alexander Bläcker und Nils Küster. Foto: privat

„Ausbildung neu denken, Europa für unsere Auszubildenden erfahrbar machen“ – unter diesem Motto reisten jüngst zwei Kollegen der Konrad-Zuse-Schule in die französische Partnerstadt Landerneau. Mit den Kollegen des Berufs-Gymnasium „Ecole Professionelle Saint Joseph“ erkundeten sie die Möglichkeit, für Tischler-Auszubildende ein Praktikum in bretonischen Betrieben zu ermöglichen. Das konkrete Ergebnis: Fünf Auszubildende bereiten sich ab sofort auf eine vierwöchige Praktikumszeit in der Region Brest/Landerneau vor.

„Wenn es in der Region Landerneau im Mai/Juni am Schönsten ist“, so der französische Berufsschullehrer Luc Benabaheramane, „können die deutschen Auszubildenden besonders von den Möglichkeiten vor Ort profitieren. Im Frühjahr erwarten wir den Abschluss zahlreicher interessanter Projekte in den hiesigen Betrieben“, beschreibt der Holzfachmann die Situation. Die Holztechnik-Lehrer der Konrad-Zuse-Schule, Alexander Bläcker und Nils Küster, reisten im Rahmen einer sogenannten „Job-Shadowing-Erfahrung“ für eine knappe Woche in die Bretagne. Ziel war es, die Möglichkeiten für ein vierwöchiges Praktikum, eingebettet in die klassische Ausbildung, zu erkunden. Drei junge Frauen und zwei junge Männer, die in Betrieben in der Stadt und des Landkreises Fulda eine klassische Tischler-Ausbildung absolvieren, freuen sich bereits jetzt auf eine Praktikumsperspektive in Frankreich.

Das Spektrum der beruflichen Chancen erscheint den Kollegen Bläcker und Küster einzigartig: Geprägt durch Atlantik und Ärmelkanal haben Boots- und Schiffsbau in traditioneller Holzbauweise eine jahrhundertelange Tradition. Der Werft- und Restaurationsbetrieb „Chantier de Guip“ in Brest restauriert vom Ruderboot bis zur Millionen-Jacht Wasserfahrzeuge jeder Größe. Gleich zwei Auszubildende haben vorab bereits den Wunsch geäußert, dort ein Praktikum zu machen. Im Gespräch mit den Vertretern der Werft bekundeten die dortigen Mitarbeiter auch ihr Interesse, deutsche Auszubildende aufnehmen zu wollen. Am nächsten Tag stand der Besuch einer klassischen Tischlerei auf dem Programm. Zusammen mit Lehrern aus Hünfelds Partnerstadt erkundeten die Kollegen Bläcker und Küster das „Atelier S`Jacques“ in Landivisiau.

Das Besondere hier: Durch die bewusste Verwendung regionaler Hölzer und traditioneller Designmerkmale soll „der bretonische Charakter“ des Möbelbaus betont werden. Auch hier ergeben sich Chancen für ein Praktikum. Eine etwas andere Ausrichtung war für die Hünfelder Kollegen der Blick in der Schreinerei „Paul Champs“, Brest, erkennbar: In mehreren modernen Hallen arbeiten über 60 Mitarbeiter in Vollzeit auf einer Fläche von 4700 m² an Projekten jeder Größenordnung. Das wohl spektakulärste Projekt zurzeit: Der Innenausbau des „neuen Orient-Expresses“. In maßgenauen Containern entsteht die Inneneinrichtung der traditionellen Eisenbahn-Verbindung durch Südosteuropa, den Luxus-Reise-Anhängern, inklusive Comfort-Bereich und Nass-Zelle. Ein Lebenslauf und Bewerbungsschreiben einer angehenden Tischlerin aus Fulda ist beim verantwortlichen Personalchef mit Wohlwollen auf dem Schreibtisch liegen geblieben.

Das geplante Praktikum der deutschen Azubis ist keine Einbahnstraße. Bereits im November/Dezember 2023 waren französische Praktikanten aus Landerneau für vier Wochen zur Betriebserkundung in der Region Hünfeld/Fulda unterwegs. In holz- und metallverarbeitenden Betrieben erkundeten sie bei Eis und Schnee in der Rhön unser regionales Handwerk. Nun folgt also der Gegenbesuch. Den Abschluss des Bretagne-Woche bildete ein Besuch im Rathaus von Landerneau. Dort waren die Kollegen Bläcker und Küster zu einem Kennenlernen eingeladen. Der stellvertretende Bürgermeister, Herr Michel Riou, präsentierte Stadt und Region Landerneau. Die Vertreter des Partnerschaftsvereins Landerneau – Hünfeld zeigten sich ganz begeistert von dem geplanten Praktikum der Auszubildenden: „Wir unterstützen Euch und die jungen Auszubildenden mit allen uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, insbesondere, wenn die Azubis eine Unterkunft in Familien in Landerneau wünschen“, so Loic Bannier vom Partnerschaftsverein.

Mit besonderem Interesse nimmt auch die Schreiner-Innung Fulda-Hünfeld die Aktivitäten an der Konrad-Zuse-Schule wahr. „Dank Euch Zuse-Kollegen freuen wir uns auf zukünftige Begegnungen mit den Franzosen in Landerneau“, sagt Dirk Heimroth, stellvertretender Vorsitzender der Schreiner-Innung. Und mit einem Grinsen fügt er hinzu: „Unser nächster Innungsausflug geht in die Bretagne“, so auf einer vor Kurzem stattgefundenen Innungsveranstaltung. +++ pm