Tiefensee: Thomas-Cook-Insolvenz „Rückschlag für europäische Reisebranche“

Bund soll Hilfen für deutsche Tochterunternehmen prüfen

Wolfgang Tiefensee

Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee hat die Insolvenz des britischen Touristikkonzerns Thomas Cook als „Rückschlag für die gesamte europäische Reisebranche“ bezeichnet. Er bedauerte, dass die britische Regierung sich offenbar nicht in der Lage gesehen habe, eine notwendige Überbrückungshilfe für die Fortführung des Geschäftsbetriebs bereitzustellen. „Bei solchen europaweit agierenden Unternehmen muss künftig über eine aktivere Rolle der EU-Kommission nachgedacht werden“, so der Minister.

Möglicherweise sei die Insolvenz auch die Chance auf einen Neustart des Unternehmens oder zumindest von Teilen des Unternehmens, sagte Tiefensee. „Ich hoffe, dass diese Optionen ernsthaft geprüft werden.“ Zu Thomas Cook gehören auch deutsche Tochterunternehmen wie Condor, Neckermann oder Öger Tours. Der Minister forderte die Bundesregierung auf, Unterstützungsmöglichkeiten für diese Unternehmen zu prüfen und den weiteren Insolvenzprozess eng zu begleiten. „Ziel muss es sein, die Auswirkungen der Insolvenz auf den deutschen Markt möglichst gering zu halten.“ Über einen von Condor offenbar bei der Bundesregierung beantragten Überbrückungskredit sollte deshalb schnell entschieden werden. Die türkische und griechische Regierung hatten bereits Hilfen für möglicherweise von der Thomas-Cook-Pleite betroffene heimische Unternehmen in Aussicht gestellt.

Jetzt gehe es darum, schnell zu klären, wie es nach der Insolvenz für die rund 140.000 Urlauber weitergehe, die allein mit den deutschen Thomas-Cook-Veranstaltern im Urlaub seien, so der Minister. Akute Probleme etwa bei der Rückkehr nach Deutschland seien aber offenbar nicht zu erwarten, sagte der Minister weiter. Auch Schadenersatzansprüche können geltend gemacht werden, da es sich in der Mehrzahl der Fälle um Pauschalreisen mit Versicherung gegen Insolvenzausfälle handele. Allerdings sei fraglich, ob die Gesamthöhe der Versicherungssumme ausreichen werde, um tatsächlich alle Ausfälle abzudecken, so Tiefensee. Denn Pauschalreiseveranstalter sind offenkundig lediglich bis zu einer Gesamthöhe von 110 Millionen Euro gegen Insolvenzfolgen abgesichert. „Ich fürchte, am Ende wird wieder der Steuerzahler zur Kasse gebeten. Die Folgen der Thomas-Cook-Pleite sind von heute aus jedenfalls noch gar nicht zu überschauen.“ +++