Städtetag zu Galeria Karstadt Kaufhof: Möglichst viele Standorte und Arbeitsplätze erhalten

Fuldas OB glaubt nicht an Schließung in der Barockstadt

Der angeschlagene Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof Konzern hat zum zweiten Mal in zwei Jahren ein Schutzschirmverfahren beantragt, also eine Insolvenz in Eigenverwaltung. Dazu sagte Oberbürgermeister Markus Lewe, Präsident des Deutschen Städtetages, zu neuen geplanten Filial-Schließungen: „Weitere Schließungen von Filialen der Kaufhauskette Galeria wären für die betroffenen Städte ein tiefer Einschnitt. Mit den Kaufhäusern würden wichtige Orte der Versorgung und Begegnung verloren gehen. Wir setzen uns als Städtetag dafür ein, möglichst viele Standorte und Arbeitsplätze zu erhalten. Wir würden es sehr bedauern, wenn weitere Kaufhäuser schließen“.

„Kaufhäuser in Innenstädten und Stadtteilzentren wirken auch heute noch als Kundenmagnet und ziehen viele Menschen an. Davon profitieren im Umfeld andere Händler und Gastronomiebetriebe und deren Beschäftigte. Wenn Städte von Kaufhaus-Schließungen betroffen sind, stehen sie vor einer erheblichen Herausforderung. Wenn Filialen leer stehen, droht das gesamte Umfeld an Attraktivität zu verlieren. Das wollen wir verhindern. Wo Kaufhäuser am Ende nicht weitergeführt werden, suchen die Städte gemeinsam mit anderen Akteuren nach einer Nachnutzung der Gewerbeimmobilien, die zum jeweiligen Standort passt“, so Lewe.

„Der Umbau der Innenstädte läuft seit Jahren. Vielerorts sind neue Angebote entstanden, die nicht mehr nur dem klassischen Einkaufen in der Stadt dienen. Ein Wachstumsmarkt sind etwa nachhaltige und regionale Produkte. Für mehr Abwechslung in zentralen Lagen sorgen aber auch Pop-up-Stores, Co-Working-Spaces oder Handwerksbetriebe. Einige Städte haben auch erfolgreich ehemalige Kaufhausstandorte umgebaut und dort zum Beispiel Bibliotheken oder Hochschulstandorte angesiedelt. Das kann zentrale Lagen beleben und für mehr Laufkundschaft sorgen, wovon auch der Einzelhandel profitiert. In den Innenstädten brauchen wir ein vielfältiges und lebendiges Miteinander, von dem die Menschen vor Ort ebenso wie der Handel und die Unternehmen gleichermaßen profitieren. Im Idealfall gehören dazu auch große Kaufhäuser. Es lohnt sich deshalb, wirtschaftlich tragfähige Modelle für Kaufhäuser zu finden, anstatt sie zu schließen“, erklärte der Präsident des Deutschen Städtetages abschließend.

Fuldas OB glaubt nicht an Schließung in der Barockstadt

„Angesichts der Tatsache, dass der Galeria-Konzern erst vor Kurzem massiv in die Fuldaer Filiale investiert und bei der Wiedereröffnung der Filiale sein Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit des Standorts betont hat, sind wir zuversichtlich, dass Fulda nicht zu den Standorten gehört, die von der Schließung bedroht sind“, so Fuldas Oberbürgermeister Wingenfeld auf Nachfrage von fuldainfo.de. „Bei der Wiedereröffnung hieß es auch, dass Fulda zu den TOP5 der runderneuerten Filialen in Deutschland gehöre. Gleichzeitig befindet sich die Stadt Fulda im engen Austausch mit den Filialverantwortlichen vor Ort. Der Einkaufsstandort Fulda hat sich in den vergangenen Jahren trotz aller Herausforderungen als stark erwiesen. Die zuletzt erneut gestiegene Frequenz in der Fuldaer Innenstadt bietet auch Anlass zur Zuversicht. Die enormen Anstrengungen, die die Stadt Fulda in den vergangenen Jahren unternommen hat, um die Innenstadt als Kultur- und Erlebnisraum zu positionieren und damit auch Kundenfrequenz und Kaufkraft nach Fulda zu holen, diente nicht zuletzt auch dem Zweck, solche Häuser wie Galeria, die auch eine positive Ausstrahlungswirkung auf viele andere Einzelhandelsgeschäfte in der Innenstadt hat, am Standort Fulda zu halten“, so Wingenfeld.

Linke: Bereits ausgezahlte Millionen zurückfordern

Martin Schirdewan, Vorsitzender der Linken erklärte: „Die Ankündigung des Galeria Karstadt Kaufhof – Chefs Müllenbach, über 40 Standorte zu schließen, bestätigt, dass es dem dahinter stehenden Investor nie um den Kaufhausbetrieb ging, sondern nur um die Immobilien. Die öffentliche Hand darf die Immobilienspekulation des Milliardärs Benko nicht mit weiteren Hilfsgeldern belohnen. Von Rechts wegen sollte der Staat, statt neue Staatshilfen auszuzahlen, die bereits ausgezahlten Millionen zurückfordern. Benko hat mit seinem Einstieg bei den Kaufhäusern Verantwortung für 17.400 Beschäftigte übernommen. Jetzt müssen die Eigentümer ihrer Verantwortung nachkommen und aus eigenen Mitteln zusätzliches Geld in den Betrieb der Kaufhäuser investieren.“

Gnadl: Hessens Landesregierung muss politisches Signal senden

Dazu sagte die stellvertretende Vorsitzende und arbeitsmarktpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Lisa Gnadl: „Ich verstehe die Enttäuschung und auch den Zorn bei den mehr als 17.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Galeria Karstadt-Kaufhof. Die Solidarität der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag gehört den Beschäftigten, die am stärksten davon betroffen sind, dass der Eigentümer und die Geschäftsleitung des Unternehmens seit Jahren kein funktionierendes Geschäftsmodell vorweisen können. Vor nicht einmal zwei Jahren hat das Unternehmen schon einmal ein Schutzschirmverfahren durchlaufen, bei dem die Beschäftigten erhebliche Zugeständnisse gemacht sowie Lieferanten, Vermieter und andere Gläubiger auf Forderungen von rund zwei Milliarden Euro verzichtet haben. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes hat dem Unternehmen 2021 und 2022 mehr als 700 Millionen Euro an Nachrangdarlehen gewährt. Offensichtlich aber haben all diese Bemühungen nicht ausgereicht, um Galeria Karstadt-Kaufhof zukunftssicher aufzustellen. Die Hauptverantwortung für einen sozialverträglichen Sanierungsprozess liegt aus meiner Sicht beim Eigentümer, der seiner unternehmerischen Verantwortung gerecht werden muss – und zwar vor allem im Sinne der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zugleich erwarte ich, dass die hessische Landesregierung ein starkes politisches Signal sendet und aktiv Beistand und Unterstützung für die Beschäftigten anbietet. Der hessische Wirtschaftsminister muss im Gespräch mit der Arbeitnehmervertretung und dem Vorstand des Unternehmens einen erkennbaren Beitrag leisten, um denjenigen, die nun erneut um ihren Arbeitsplatz fürchten müssen, eine positive Perspektive zu eröffnen.“ +++