Spahn kündigt Änderung der Teststrategie an

Epidemiologe kritisiert geplante Änderung der Teststrategie

Jens Spahn (CDU)
Jens Spahn (CDU)

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat eine Änderung der Corona-Teststrategie angekündigt. „Wir testen nach Ende der Reisezeit zielgerichtet Personen mit Symptomen und Menschen mit Kontakt zu Infizierten. Und wir testen gezielt Pflegekräfte“, sagte Spahn am Mittwochvormittag. Es sei zumutbar, dass nach den Reisen in Risikogebiete ein starkes Quarantäne-Regime gelte, so der Gesundheitsminister. „Die Situation ist auch in Ländern entglitten, die beliebte Reiseziele der Deutschen sind.“ Daher sei sehr umfangreich getestet worden, mit über 900.000 Testungen allein in der letzten Woche. Nach den intensiven Tests in der Reisezeit sei es nun an der Zeit, zur ursprünglichen Strategie zurückzukehren, so Spahn.

Epidemiologe kritisiert geplante Änderung der Teststrategie

Epidemiologe Markus Scholz von der Universität Leipzig kritisiert den Plan, die kostenlosen Corona-Tests für Reiserückkehrer wieder abzuschaffen. Der entsprechende Vorschlag von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der stattdessen auf eine mindestens fünftägige Quarantäne setzen will, sei in Anbetracht der derzeit steigenden Infektionszahlen „ungünstig“, sagte Scholz dem Nachrichtenportal Watson. Dass dieser Vorschlag diskutiert wird, könne er aus epidemiologischer Sicht nicht verstehen: „Ich gehe davon aus, dass dies aus Kapazitätsgründen erfolgt. Inhaltlich lässt sich das nicht begründen“, sagte Scholz. Es habe sich gezeigt, „dass die Reiserückkehrer ein Risikokollektiv darstellen“, so der Epidemiologe. Die kollektiven Schutzmaßnahmen hätten in der Vergangenheit zu Erfolgen bei der Eindämmung des Coronavirus geführt, in einigen Regionen habe es über Wochen keine Fälle gegeben.

„Durch die Reiserückkehrer erfolgen nun aber wieder neue Einträge, die lokal zu Ausbrüchen führen können. Um die Lockerungen aufrechtzuerhalten, ist es wichtig, diese Einträge weitgehend zu unterbinden – eben durch das Testen dieses Risikokollektivs“, sagte er. Die aktuell wieder steigenden Infektionszahlen seien seines Erachtens „maßgeblich“ auf die Reiserückkehrer zurückzuführen. Das prophylaktische Testen ebensolcher Risikogruppen sei nötig, um Infizierte frühzeitig zu isolieren. Er schätzt außerdem, dass etwa 98 Prozent der Rückkehrer unnötig in Quarantäne müssten, wenn Spahns Vorschlag durchgesetzt wird, das sei dann aber unabdingbar. „Wenn man gar nichts tut, wäre mit neuen Ausbrüchen und neuen kollektiven Maßnahmen zu rechnen.“ +++

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