Spahn: Bei CCS muss Habeck grüne Technologie-Skepsis ignorieren

Experte hält CCS-Speicherung erst 2030 bis 2035 für realistisch

Jens Spahn (CDU)

Der CDU-Politiker Jens Spahn fordert einen möglichst breiten Einsatz der CO2-Speicherung. Ohne diese Technologie werde Deutschland seine Klimaziele nicht erreichen, sagte der energiepolitische Sprecher der Union im Bundestag dem „Tagesspiegel“.

Spahn reagierte damit auf Kritik der Grünen an Plänen von Wirtschaftsminister Robert Habeck. Der Grünenpolitiker will es Industriebetrieben und Kraftwerksbetreibern mit einer Gesetzesänderung ermöglichen, CO2 bei der Produktion einzufangen und unter dem Meeresboden der Nordsee einzuspeichern. Den Einsatz der sogenannten CCS-Technik in der Energiewirtschaft lehne die grüne Bundestagsfraktion ab, entgegnete Lisa Badum, Obfrau der Grünen im Energie-Ausschuss. Spahn fordert Habeck auf, diese Kritik aus den eigenen Reihen zu ignorieren. „Die Ampel ist bislang immer nur aus Technologien ausgestiegen, bei CCS sollte sie endlich mal beherzt einen Einstieg schaffen“, sagte er. Habeck müsse sich hierfür offensiv gegen eine „erneute Technologie-Skepsis seiner Partei“ stellen, so der CDU-Politiker.

Experte hält CCS-Speicherung erst 2030 bis 2035 für realistisch

Nach der Vorlage des Gesetzentwurfs zur Speicherung von CO2 im Meeresboden durch Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) äußert sich Experte Klaus Wallmann für die Technik zurückhaltend zu einer schnellen Umsetzung. „Realistisch ist ein Start im Zeitraum 2030 bis 2035“, sagte der Professor am Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. Er sprach von einem „langwierigen Prozess“: „Zum einen müssten Pipelines für CO2 gebaut werden – diese Infrastruktur gibt es in Deutschland bisher nicht – zum anderen müssten geeignete Speicher-Standorte gefunden und erkundet werden.“ Wallmann nennt die Technologie „ein Puzzleteil dafür, die Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen“. Ihr Potenzial sei allerdings beschränkt. „Wir sprechen von ungefähr fünf Prozent der jetzigen Emissionen in Deutschland. Mehr als 90 Prozent müssen wir auf anderen Wegen vermeiden. Beispielsweise durch Energiesparen und die Umstellung auf erneuerbare Energien.“

Grünen-Klimapolitikerin gegen CCS bei Gaskraftwerken

Die Grünen-Klimapolitikerin Lisa Badum sieht die geplante Strategie zum Abscheiden und Speichern von CO2 (CCS) in der Industrie grundsätzlich positiv, stellt sich aber in einem wichtigen Punkt gegen die Pläne von Klimaminister Robert Habeck (Grüne). „CCS bei Gaskraftwerken lehnt die grüne Bundestagsfraktion ab“, sagte Badum dem Nachrichtenportal T-Online. Badum sagte zu den Plänen, es sei eine wichtige Entscheidung, dass die Verursacher und nicht die Steuerzahler das nötige Pipelinenetz bezahlen. Der „Vorrang für den Umstieg auf klimafreundliche Technologien“ bleibe zudem mit der Strategie bestehen. Gerade im Bausektor müsse man dabei aber noch besser werden und „lernen, mit weniger Zement auszukommen“. +++