Die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Fulda schreitet voran. Nun hat die unabhängige Kommission ihren zweiten Zwischenbericht vorgelegt. Der Bericht umfasst die Aktivitäten des Jahres 2023 und gibt auch einen Ausblick in die Zukunft. Neben Gesprächen mit Zeitzeugen und Betroffenen sowie der Sichtung zahlreicher Akten stand im abgelaufenen Jahr die Etablierung entsprechender Standards und Verfahren im Mittelpunkt.
Transparente Kommunikation
Der Arbeitskreis „Betroffene hören“ konzentriert sich vor allem darauf, Betroffenen und Zeitzeugen eine Stimme zu geben und sie zu ermutigen, über das Erlebte zu sprechen. Um mögliche weitere Betroffene und Zeitzeugen zu erreichen, wurde ein Fragebogen an alle Pfarrgemeinden versandt, der sie zur Mitarbeit einlädt. Darüber hinaus informiert die unabhängige Kommission mit Flyern, einer Website sowie verschiedenen Medienberichten kontinuierlich über ihre Arbeit. Der Vorstandssprecher, Fuldas Oberbürgermeister a. D. Gerhard Möller, hat zudem dem Katholikenrat des Bistums Fulda die Arbeit der Kommission vorgestellt sowie an einem Treffen der Vorsitzenden der unabhängigen Kommissionen aller Diözesen teilgenommen, bei dem aktuelle Fragen erörtert wurden und ein Austausch mit Kerstin Claus, die vom Bundeskabinett zur Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs berufen wurde sowie dem Missbrauchsbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Helmut Dieser (Aachen), stattfand.
Aktenarbeit und Schlussfolgerungen
Der Arbeitskreis Akteneinsicht setzt mit Unterstützung von fünf ehemaligen Kriminalkommissaren die umfassende Aktenbearbeitung mit großer Sorgfalt fort, so der Bericht. Für eine vergleichbare Auswertung der Fälle wurden dabei auch einheitliche Kriterien entwickelt. Besonders komplexe Fälle werden intensiv von jeweils zwei Kommissionsmitgliedern in Patenarbeit besprochen, um eine detaillierte und umfassende Auswertung sicherzustellen. Im Hinblick auf einen späteren Abschlussbericht entwickelt der Arbeitskreis zudem inhaltliche Gliederungspunkte, um ein entsprechendes Gesamtkonzept vorzubereiten. Für Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Aufarbeitung steht die Kommission im Austausch mit der Interventions- und der Präventionsbeauftragten im Bistum Fulda.
Ausblick
Die Mitglieder der Kommission sind für drei Jahre bis zum August 2024 berufen. In diesem Zeitraum wird die Kommission ihre Arbeit voraussichtlich nicht abschließen können, heißt es in dem Zwischenbericht. Eine Verlängerung der Berufung ist möglich. „Ich bin sehr dankbar für den bisherigen Einsatz der Kommissionsmitglieder“, betont Bischof Dr. Michael Gerber. Für ihn sei es unerlässlich, dass die Aufarbeitung gründlich und gewissenhaft vorangetrieben wird. „Wenn die Kommissionsmitglieder dafür zur Verfügung stehen, habe ich die klare Bereitschaft, das Mandat bis zum Abschluss der Arbeiten zu verlängern“, so Gerber. +++