Schwenk sieht ortsnahe Patientenversorgung in Gefahr

Neue Auflagen für Notfallversorgung in kleinen Krankenhäusern

Hünfelds Bürgermeister Stefan Schwenk
Hünfelds Bürgermeister Stefan Schwenk

Hünfeld. Hünfelds Bürgermeister Stefan Schwenk sieht die ortsnahe medizinische Versorgung im ländlichen Raum zunehmend in Gefahr. Durch immer neue Auflagen und Vorgaben geraten kleinere Krankenhäuser zunehmend unter Druck. Diese seien aber existentiell wichtig für eine ortsnahe Versorgung der Patienten, schrieb Schwenk in einem Schreiben an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Der Deutsche Städtetag und der Landkreistag hatten in einer gemeinsamen Erklärung für den Erhalt von kommunalen Krankenhäusern in der Fläche geworben. Genauso wichtig seien aber auch die Krankenhäuser in kirchlicher oder privater Betreiberschaft, denen nicht die Existenzgrundlagen entzogen werden dürften.

Darüber berichtete der Bürgermeister auch in der jüngsten Stadtverordnetensitzung. Aktuellstes Beispiel seien die neuen Vorgaben für Notaufnahmen in Krankenhäusern, die der gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Kliniken und Krankenkassen vorgelegt habe. Aber auch die Krankenkassen übten zunehmend Druck auf den Bestand dieser kleineren Krankenhäuser aus, beispielsweise durch die Festlegung von Mindestmengen bei bestimmten Behandlungen, um angeblich die Qualität zu sichern. All dies könne mittelfristig dazu führen, dass den kleineren Krankenhäusern die wirtschaftliche Grundlage entzogen werde. Schon heute nehmen 30 % der Krankenhäuser in Hessen nicht mehr an der Notfallversorgung teil, dürften aber andererseits keine hilfesuchenden Patienten abweisen, auch wenn ihnen diese Leistungen dann nicht honoriert würden.

Der Bürgermeister stellt diese Entwicklung in Zusammenhang mit dem Rückzug der Bereitschaftsdienste aus der Fläche, eine Politik, die von der kassenärztlichen Vereinigung gegen die Interessen des ländlichen Raumes verfolgt werde. Es stehe zu befürchten, dass diese Zentralisierung noch weiter gehen werde. Was in Ballungsräumen lösbar sei, könne Patienten angesichts des dünnen ÖPNV-Angebotes in ländlichen Räumen vor existenzielle Probleme stellen. Hinzu komme, dass die Notaufnahmen gerade in den größeren Kliniken schon heute massiv überlastet seien, letztlich auch eine Folge der Zentralisierung der ärztlichen Bereitschaftsdienste. Man müsse sich dabei ganz praktisch vergegenwärtigen, wie es beispielsweise einer durch Krankheit geschwächten Patientin ohne Nachbarschafts- und Verwandtenhilfe noch möglich sein solle, aus Malges, Melperts, Dalherda oder Buchenau sonntags mit öffentlichen Verkehrsmitteln zunächst den ärztlichen Bereitschaftsdienst überhaupt zu erreichen, um anschließend noch zu der jeweils diensthabenden Apotheke zu kommen, um die notwendigen Medikamente zu erhalten. Über mögliche Hausbesuche entscheide ein anonymes Callcenter ohne Kenntnis der tatsächlichen Verhältnisse in der Region. Obwohl es in diesem System nicht ihre Aufgabe sei, kompensierten die Notaufnahmen der Kliniken vieles, was durch den ärztlichen Bereitschaftsdienst nicht mehr geleistet werde, erklärte Schwenk.

Die Vorgaben und Entscheidungen zur künftigen Entwicklung der medizinischen Versorgung würden vornehmlich aus dem Blickwinkel der Oberzentren und Ballungszentren getroffen und erhielten offenbar neue Dynamik. Brächen allerdings angesichts des Durchschnittsalters der Landärzte und der zunehmenden Zentralisierung von Arztsitzen in MVZ sowie durch die Aufgabe von kleineren Krankenhäusern in ländlichen Regionen Strukturen weg, so habe dies im gegenwärtigen System Folgen für die Versorgung in ländlichen Gebieten. Und dass die Kapazitäten gebraucht würden, habe zuletzt die große Grippewelle ausgangs des Winters sehr deutlich vor Augen geführt. Dabei seien Patienten mit unterem Radius von 150 Kilometern hessenweit verteilt worden, da vor Ort in den Ballungsräumen die Kapazitäten nicht zur Verfügung standen. +++ pm