Rhein: Die Bundeswehr gehört in die Mitte der Gesellschaft

Regierungschef nahm an feierlichem Gelöbnis hessischer Rekruten im Stadtschloss teil

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein hat beim feierlichen Gelöbnis der Bundeswehr im Stadtschloss Fulda den Rekrutinnen und Rekruten seine Anerkennung ausgesprochen und auf ihren wichtigen Einsatz zum Schutz des Landes hingewiesen. „Unsere Soldatinnen und Soldaten stehen ein für 84 Millionen Menschen in Deutschland. Sie garantieren Freiheit, Stabilität und Sicherheit. Sie sind das personifizierte Schutzversprechen des Staates gegenüber seinen Bürgerinnen und Bürgern. Deshalb wollen wir heute zeigen: Die Bundeswehr gehört in die Mitte der Gesellschaft“, sagte der Regierungschef während des militärischen Appells zur Feier des Gründungstags der Bundeswehr am 12. November 1955 am gestrigen Freitag in Fulda.

Seit 2021 ist es Menschen ohne militärische Vorkenntnisse möglich, sich freiwillig in der territorialen Reserve als Reservistinnen und Reservisten für den Heimatschutz zu engagieren. Vor dieser Entscheidung habe er höchsten Respekt, sagte Rhein. Bei der Veranstaltung wurden 36 Rekrutinnen und Rekruten unter der Regie des Landeskommandos Hessen nach ihrer abgeschlossenen Ausbildung durch das Gelöbnis in die Gemeinschaft der Soldaten aufgenommen. Auch Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld und Brigadegeneral Bernd Stöckmann, Kommandeur des Landeskommandos Hessen, nahmen teil.

„Reservistinnen und Reservisten sind ein bedeutender Teil des Militärs und bauen Brücken zwischen Bundeswehr und Gesellschaft. In Notsituationen wie der Flut oder der Corona-Pandemie können wir uns stets auf sie verlassen“, betonte Rhein. Gerade im Heimatschutz komme Hessen eine elementare Rolle zu, da viele Transport- und Versorgungswege durch das Land führten. Die Landesregierung sei daher besonders stolz darauf, dass Hessen ab Oktober 2024 ein eigenes Heimatschutzregiment bekomme, das ebenso von Reservedienstleistenden getragen werde. Insgesamt gibt es dann fünf Heimatschutzregimenter in Deutschland.

OB Wingenfeld: Wer Frieden erreichen will, der muss zur Verteidigung bereit sein

„Viele Jahre lang haben wir hier in Frieden und Sicherheit gelebt, so dass die Notwendigkeit der Landes- und Bündnisverteidigung aus dem Blick geraten war. Spätestens mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine ist diese Sicherheit geschwunden. Die Reserve der Bundeswehr ist ein unverzichtbarer Bestandteil der gesamtstaatlichen Sicherheitsarchitektur, genauso wie die Rettungskräfte und die Feuerwehr“, sagte Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld, der an das letzte Gelöbnis in Fulda 1979 erinnerte. „Im Zweiten Weltkrieg starben in unserer Stadt, die seinerzeit gerade einmal über 30.000 Einwohner verfügte, 1.600 Menschen. 1945 brachte die US-Armee am 2. April Demokratie zu uns nach Fulda. Bis 1994 war die US-Armee auch in unserer Stadt ein wichtiger Garant für die Freiheit. Wir alle lebten hier in unmittelbarer Nähe zur innerdeutschen Grenze und erlebten den Kalten Krieg bis 1989. Seit nunmehr 78 Jahren dürfen wir in Deutschland und hier bei uns in Fulda in Frieden und Freiheit leben. Noch nie gab es in der Geschichte dieser Stadt eine so lange Zeit des Friedens. Der Krieg mitten in Europa, in der Ukraine, und der Terror der Hamas in Nahost führen uns schmerzlich vor Augen, dass dieser Friede keineswegs selbstverständlich ist. Wer Frieden erreichen will, der muss zur Verteidigung bereit sein. Und deshalb ist es so wichtig, dass wir uns nicht nur in der Theorie, sondern ganz konkret vor Ort zu einer wehrhaften Demokratie bekennen.“ Die Stadt Fulda ist regelmäßig Gastgeberin für den Tag der Reservisten. „Für fühlen uns geehrt, dass Ihr Gelöbnis heute in Fulda stattfindet“, sagte Oberbürgermeister Wingenfeld auch in Verantwortlichkeit als Präsident des Hessischen Städtetages. Wingenfeld warb zum Bekenntnis zur Bundeswehr und zum Heimatschutz. Es gehe uns in der Gesellschaft, so der OB, alle etwas an, für die Verteidigung unserer Heimat einzustehen. Ein besonderer Dank vonseiten des Oberbürgermeisters galt dem heimischen Bundestagsabgeordneten Michael Brand MdB (CDU), der einst mit der Idee, sich als gastgebende Stadt für den Tag der Reservisten zu bewerben, an Oberbürgermeister Wingenfeld herangetreten war. An die Rekrutinnen und Rekruten adressiert, sagte der OB: „Sehr geehrte Rekrutinnen und Rekruten, Sie legen heute Ihren Eid ab. Auf dieses Bekenntnis können Sie stolz sein. Es ist ein Versprechen an die Bürgerinnen und Bürger, dass Sie sich für den Schutz und die Verteidigung unserer Heimat einsetzen. Damit sind Sie echte Vorbilder.“

Auch Ministerpräsident Rhein ging auf den Krieg gegen die Ukraine und auf den terroristischen Angriff der Hamas auf Israel ein, indem er sagte: „Was es bedeutet, für Demokratie und Gesellschaft einzustehen – das sehen wir aktuell in der Ukraine, das sehen wir in Israel, wo Berufssoldaten gemeinsam mit Reservisten an der Front für die Freiheit und den Schutz ihres Landes kämpfen. So wird uns heute mehr denn je bewusst: Der wichtigste Auftrag der Bundeswehr ist die Landesverteidigung. Hessen ist und bleibt ein attraktiver und verlässlicher Bundeswehrstandort und ein starker Partner der Bundeswehr.“

Brigadegeneral Stöckmann: Wir haben in Deutschland keinen Krieg – aber wir leben auch nicht mehr in Frieden

Zu den Rekrutinnen und Rekruten sprach außerdem Brigadegeneral Bernd Stöckmann, Kommandeur Landeskommando Hessen. „Sehr geehrte Rekrutinnen und Rekruten, gemeinsam werden Sie vor Vertretern des öffentlichen Lebens, vor älteren Kameraden und vor Ihren Angehörigen ein Bekenntnis ablegen. Das Bekenntnis, für unser Gemeinwesen, unsere Gesellschaft, für unseren Staat einzustehen; diesem und den Werten, für die er steht, treu zu dienen und im äußersten Fall, diesen auch tapfer zu verteidigen.“ „Das ist ein bedeutsamer Schritt, für den Sie sich entschlossen haben, ohne Zwang und ohne Pflicht freiwillig und mitten im Leben stehend, meinen Glückwunsch Ihnen und meinen Respekt!

Ein feierliches Gelöbnis ist mehr als nur Brauchtum. Das feierliche Gelöbnis in all seinen Elementen und Symbolen und Riten – den Uniformen, den Truppenfahnen, der Militärmusik, der Formation in Fackeln, in seiner ganzen Inszenierung -, ist es der, wie ich meine, angemessene Versuch, dem Besonderen und Herausragenden und dieses Ereignis und dieses Moments eine verbindliche, ja, eine verpflichtende Form zu geben. […] Plötzlich oder vielleicht auch schleichend finden wir uns in einer Welt wieder, in einer selten gesehenen Dichte, die ganze Brutalität und alle Abgründe zeigt, dessen, wozu Menschen fähig sind. Zahlreiche Herausforderungen bedrohen und Unsicherheiten und nur wenig gegenseitiges Vertrauen. Sicherheit und sogar Verteidigung unseres Landes müssen wieder ernst genommen werden und rücken wieder ins Blickfeld. Wir erleben einen Wandel und eine Zeitenwende. Um es deutlich zu sagen: Wir haben in Deutschland keinen Krieg, aber wir leben auch nicht mehr in Frieden. In vielen – wir nennen es hybriden Bereichen – sehen wir das, was uns ausmacht, worüber wir uns definieren, womit wir uns identifizieren, täglichen feindlichen Angriffen ausgesetzt. Um diesem Zustand zu begegnen, bedarf es vieler Maßnahmen, nicht nur militärische der Bundeswehr. Der Heimatschutz und der Heimatschutz in Hessen sind eine dieser Maßnahmen. […] Ich ermutige Sie, dieses Gelöbnis, das Sie heute ablegen, mit ganzem Herzen aufzunehmen. Das ist eine Verpflichtung, die nicht leichtfertig eingegangen werden sollte oder eingegangen wird, sondern mit Stolz und Verantwortungsbewusstsein einhergeht. Gleichzeitig versichern wir Ihnen, dass die Bundeswehr und unsere Nation – vertreten durch die hier Anwesenden – stolz auf Ihre Entscheidung sind und Ihnen Unterstützung und Wertschätzung entgegenbringen wird. Möge Ihr Dienst für Deutschland erfüllend und sicher sein und möge Ihre Entschlossenheit und Ihr Mut niemals schwinden und möge unser Land stets von Leuten, wie Ihnen, die bereit sind, für unsere Sicherheit und unsere Freiheit einzustehen, beschützt werden.“

Musikalisch umrahmt wurde das Gelöbnis vom Herresmusikkorps Kassel unter der Leitung von Oberstleutnant Tobias Terhardt. Neben Vertretern des Hessischen Landtags und des Präsidenten des Polizeipräsidiums Osthessen (PPOH) Michael Tegethoff, dem Landrat des Landkreises Fulda, Bernd Woide (CDU), seines Ersten Kreisbeigeordneten, Frederik Schmitt (CDU) und Bundestagsabgeordneter Michael Brand (CDU) waren auch Fuldas Erste Bürgerin, Frau Stadtverordnetenvorsteherin Margarete Hartmann (CDU), sowie der Vorsitzende des Kreistags des Landkreises Fulda, Helmut Herchenhan (CDU) im Ehrenhof des Stadtschlosses gestern anwesend. +++ pm/ja

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