Putzmeister will zum Jahresende Gründau verlassen

Stolz: Überstürzte Entscheidung schafft kein Vertrauen in die Geschäftsleitung

Tauschten sich über die derzeitige Lage am Putzmeister-Standort in Gründau aus (von links): Landrat Thorsten Stolz, Rainer Endlicher (stellvertretender Betriebsratsvorsitzender) und Alexander Müller (Betriebsratsvorsitzender).

Die Putzmeister-Gruppe will zwei ihrer deutschen Standorte bis Ende 2024 schließen und ins Ausland verlagern – auch das Werk Gründau ist mit 253 Beschäftigten betroffen. „Für die Menschen, die zum Teil schon seit Jahrzehnten für Putzmeister arbeiten, ist das eine Katastrophe. Sie werden vor vollendete Tatsachen gestellt, die ihre wirtschaftliche Existenz bedrohen. Diese Unternehmensentscheidung kommt völlig überraschend, zumal es einen Standortsicherungstarifvertrag bis 2028 gibt“, erklärte Landrat Thorsten Stolz am Freitag nach einem Gespräch mit den beiden Betriebsratsmitgliedern Alexander Müller (Vorsitzender) und Rainer Endlicher (stellvertretender Vorsitzender).

Landrat Stolz hatte die Betriebsratsvorsitzenden kurzfristig zum Gespräch eingeladen, um seine Unterstützung in moralischer und politischer Hinsicht deutlich zu machen und sich über die gegenwärtige Lage und die Hintergründe zu informieren. Fest steht: Die Stimmung innerhalb der Belegschaft ist desolat, zu groß ist der Schock über die mitgeilten Pläne zur Schließung des Werks in Gründau. Denn während einer Betriebsversammlung im Dezember wurden noch ganz andere Signale an die Belegschaft gegeben, wie Alexander Müller und Rainer Endlicher dem Landrat erklärten. Demnach solle Gründau das Leitwerk für Stahlbau in der Putzmeister-Gruppe bleiben. Dort wird seit über 30 Jahren produziert. Ab 2025 soll es jedoch in der Türkei weitergehen. Der Landrat kündigte an, dass er in der kommenden Woche das Gespräch mit der Geschäftsleitung suchen werde.

„Wir werden um die Arbeitsplätze und um den Standort in Gründau kämpfen, das steht fest. Wir wissen natürlich jetzt noch nicht, ob wir Erfolg haben werden“, bekräftigten Alexander Müller und Rainer Endlicher. Gemeinsam mit dem Gesamtbetriebsrat und den Gewerkschaften soll nun eine Strategie erarbeitet werden, um das gesteckte Ziel zu erreichen. Landrat Thorsten Stolz kündigte seine Unterstützung an. „Wir wissen, dass das Unternehmen Putzmeister schon ganz andere Krisen und Herausforderungen in seiner Unternehmensgeschichte gemeistert hat. Deshalb sieht es für mich eher so aus, als sei die Entscheidung, die beiden Standorte zu schließen, auf die allgemeine Stimmungslage in Deutschland zurückzuführen und weniger aus der wirtschaftlichen Not heraus“, erklärt Landrat Stolz und ergänzt: „Eine solch überstürzte Entscheidung schafft kein Vertrauen in die Unternehmenskultur und in die Geschäftsleitung. Das haben die Menschen in Gründau, die dem Unternehmen über viele Jahre hinweg die Treue gehalten haben, nicht verdient.“

Neben Gründau ist auch das Werk in Heimertingen bei Memmingen betroffen, die Produktion soll an den Standort in Slowenien verlagert werden. Betroffen sind in Heimertingen 30 Beschäftigte. Die Unternehmensleitung hatte ihre Entscheidung mit steigendem Kostendruck begründet. Die weltweit agierende Putzmeister-Gruppe ist Spezialist für Betonpumpen. In Gründau werden hochwertige Stahlbaukomponenten gefertigt. Die Unternehmensgruppe, für die Karl Schlecht in den 50er Jahren den Grundstein legte, war 2012 an den chinesischen Baumaschinenkonzern Sany Corp verkauft worden, heißt es in einer Pressemitteilung. +++