Putin verurteilt Wagner-Rebellion als "bewaffnete Meuterei"

Wladimir Putin

Die Söldnergruppe Wagner rollt offenbar aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine auf Moskau zu. Laut Medien- und Zeugenberichten werde dafür die Fernstraße M4 genutzt, die Region Lipezk soll bereits erreicht sein. Von dort sind es rund 450 Kilometer oder unter gewöhnlichen Umständen knapp sieben Stunden Autofahrt in die russische Hauptstadt. Militärhubschrauber sollen einen Wagner-Konvoi auf der M4 beschossen haben. Im Süden Moskaus sollen Sicherheitskräfte Stellungen bezogen haben, um ein Eindringen in die Stadt zu unterbinden.

Russlands Präsident Putin unterzeichnete unterdessen ein Dekret, das eine 30-tägige Haftstrafe wegen Verstoßes gegen das Kriegsrecht vorsieht. Der Verband der russischen Reiseveranstalter dementierte am Samstag Berichte, wonach Flugtickets aus Russland in die GUS-Staaten und nach Istanbul ausverkauft seien: es gebe sogar für heute noch Tickets, hieß es. In russischen Medien wurden ebenfalls Dementis verbreitet, die sich auf Gerüchte bezogen, wonach der russische Ministerpräsident Michail Mischustin oder sein Stellvertreter Denis Manturow geflüchtet seien. Der bereits seit Monaten schwelende Konflikt zwischen dem russischen Verteidigungsministerium und dem Chef der berüchtigten Söldnertruppe Wagner, Jewgenij Prigoschin, war am Freitag endgültig eskaliert: Wenn die Militärführung nicht zu ihm käme, würden die Wagner-Söldner bis nach Moskau marschieren, drohte Prigoschin, und setzte seine Truppe offenbar in Bewegung. Russlands Präsident Wladimir Putin, der bislang quasi als Vermittler zwischen dem Ministerium und Wagner stand und dem eine persönliche Nähe zu Prigoschin nachgesagt wird, bezeichnete die Aufständischen nun öffentlich als "Verräter".

Melnyk sieht in Wagner-Rebellion "einmalige Chance" für Ukraine

Andreij Melnyk, Vize-Außenminister der Ukraine, hält den Aufstand der Söldnertruppe Wagner in Russland für eine einmalige Chance der Ukraine, die besetzten Gebiete zurückzuerobern. "Wir beobachten den Anfang vom Ende Russlands in seiner heutigen grässlichen Form", sagte der frühere Botschafter der Ukraine in Deutschland den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die Ukraine müsse die Schwäche nutzen, "ungeachtet davon, ob es Putin gelinge, den Wagner-Chef und seinen einstigen Kumpel Prigoschin sowie seine Truppen physisch zu eliminieren" und einen Staatsstreich in Moskau zu verhindern, so Melnyk. Die ukrainische Armee müsse die Gegenoffensive verstärken und versuchen, die feindlichen Linien zu durchbrechen. "Eine schnelle Befreiung aller Gebiete, einschließlich der Krim", so der Vize-Außenminister, "scheint heute zum Greifen nah. Diese einmalige Chance müssten wir ergreifen". Unterdessen soll es in der Nähe der südrussischen Sta  dt Woronesch zu Gefechten zwischen russischen Truppen und Wagner gekommen sein. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte die Rebellion als "Dolchstoß in den Rücken" der Armee und der Bevölkerung verurteilt sowie eine Bestrafung der "Verräter" angekündigt. Prigoschin wies das zurück und sagte, seine Truppen seien "Patrioten unserer Heimat". Von der Bundesregierung hieß es derweil, man beobachte die Lage "sehr aufmerksam", zudem wurde vor Reisen nach Moskau gewarnt. +++


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