Politik und Wirtschaft setzen große Erwartungen in BER

DIW-Präsident bringt Teilprivatisierung ins Spiel

Flughafen Berlin

Politik und Wirtschaft setzen große Erwartungen in den neuen Berliner Großflughafen BER. „Die Flughafenregion entwickelt sich immer mehr zu einem boomenden Standort für Forschung und Entwicklung, Ideen und Innovationen, Aufbruch und Ansiedlungen“, sagte Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) dem „Handelsblatt“. Prominentestes Beispiel sei der US-Elektroautokonzern Tesla im nahen Grünheide. Die geplante „Gigafactory“ liege nicht nur im Flughafenumfeld, sie sei „von Firmenchef Elon Musk bei der Verkündung der Ansiedlung auch direkt mit dem neuen Airport verbunden worden“.

Für ein globales Unternehmen wie Tesla sei ein internationaler Flughafen vor der Haustür mit Direktverbindungen in andere Kontinente ein großes Standortplus, so Steinbach. Laut Angaben des Brandenburger Wirtschaftsministeriums wurden rund um den BER seit 2013 insgesamt 870 Ansiedlungs- und Expansionsprojekte mit mehr als 39.000 neuen Arbeitsplätzen umgesetzt. Auch die Berliner Wirtschaft erhofft sich Vorteile für die Region nach der für den 31. Oktober geplanten Eröffnung des Hauptstadtflughafens. „Mit dem BER bekommt die Hauptstadtregion die leistungsfähige Flughafen-Infrastruktur, auf die sie schon so lange wartet“, sagte Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB), der Zeitung. „Das stärkt uns im internationalen Standortwettbewerb um Ansiedlungen.“ Beatrice Kramm, Präsidentin der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK), ergänzte: „Aktuell haben sich zwar die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen durch die Folgen der Corona-Pandemie massiv verschlechtert, nichtsdestotrotz verspricht sich die Berliner Wirtschaft perspektivisch einen Zufluss von weiteren ausländischen Direktinvestitionen und eine stärkere Sichtbarkeit Berlins als innovative europäische Metropolregion.“

DIW-Präsident bringt Teilprivatisierung ins Spiel

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hat sich für eine Teilprivatisierung des neuen Hauptstadtflughafens BER ausgesprochen. „Die Erfahrung mit dem Bau des Flughafens zeigt, dass der Staat nicht alles besser kann, sondern dass es auf eine kluge Partnerschaft von Staat und privaten Unternehmen ankommt, um ein so wichtiges Großprojekt erfolgreich umzusetzen“, sagte Fratzscher dem „Handelsblatt“. „Eine künftige Beteiligung von privaten Unternehmen kann sinnvoll sein, um das Drehkreuz BER noch attraktiver zu machen.“ Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sieht den Einstieg privater Investoren in die Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB) hingegen skeptisch. Es wäre zwar „sicher eine Möglichkeit“ angesichts der schwierigen Finanzlage der FBB, nach einem privaten Investor Ausschau zu halten. „Ob private Investoren in der aktuellen unsicheren Lage Schlange stehen, erscheint aber zweifelhaft“, sagte der IW-Experte für Strukturpolitik und Mittelstand, Klaus-Heiner Röhl. Fratzscher wies indes auf die „enorme wirtschaftliche Bedeutung“ des neuen Flughafens in Schönefeld sowohl für Berlin als auch für Ostdeutschland insgesamt hin. Ziel für die Hauptstadt Berlin als eine der wichtigsten europäischen Metropolen müsse daher sein, den „BER als ein internationales Drehkreuz auf Augenhöhe zumindest mit dem Münchener Flughafen zu etablieren“. „Er sollte Anziehungspunkt für internationale Unternehmen werden und hat eine hohe Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit der ganzen Region“, sagte der DIW-Chef. +++

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