Plagiatsverdacht gegen hessischen Staatssekretär

Wolfgang Dippel

Kassel. Die Universität Kassel überprüft die Doktorarbeit des CDU-Politikers Wolfgang Dippel, der Staatssekretär im hessischen Ministerium für Soziales und Integration ist. Im Raum steht ein Plagiatsverdacht. Nach Bekanntwerden eines anonymen Hinweises überprüft die Uni Kassel die Doktorarbeit aus dem Jahr 1994. Dippel, der von 2004 bis 2014 Bürgermeister in Fulda war, ist seit dem 18. Januar 2014 Mitglied der hessischen Landesregierung. In seiner Doktorarbeit, die er ausweislich seines Lebenslaufs auf der Internetseite des Ministeriums “während der Berufstätigkeit” verfasst hat, beschäftigte er sich mit Kommunalpolitik am Beispiel von Breuna, einer kleinen Gemeinde im Landkreis Kassel.

Nachdem im März des vergangenen Jahres bei fuldainfo entsprechende Vorwürfe eingegangen waren, sah sich die Nachrichtenplattform verpflichtet, die ihr anonym zugesandten Unterlagen der Uni Kassel zuzusenden und darüber auch Dr. Wolfgang Dippel zu informieren. Zur Erinnerung für unsere Leserinnen und Leser veröffentlichen wir an dieser Stelle noch einmal den damaligen Bericht vom 18.3.2014 mit dem Titel “Anonyme Plagiatsvorwürfe gegen osthessischen Politiker“. Letzte Woche noch teilte die Uni Kassel fuldainfo mit, dass inzwischen entsprechend begutachtet– und hierzu Dr. Dippel zur Stellungnahme aufgefordert worden sei.

Hier nun unser damaliger Bericht vom 18.3.2014:

Anonyme Plagiatsvorwürfe gegen osthessischen Politiker

GuttenPlag, VroniPlag, SchavanPlag und andere anonyme Plattformen stehen in Deutschland für die anonyme Verfolgung von Plagiaten in Doktorarbeiten. In Erinnerung geblieben ist neben zahlreichen anderen Fällen vor allem der Absturz des ehemaligen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg, nachdem Plagiatsstellen in seiner Dissertation gefunden wurden, und er kurz zuvor die Vorwürfe noch als „abstrus“ bezeichnet hatte. Von den Plagiatsjägern wurde die

Mit der Frage, wie seitens der Presse mit anonymen Plagiatsvorwürfen gegen einen in der Öffentlichkeit stehenden Menschen umzugehen ist, muss sich zurzeit auch fuldainfo beschäftigen, nachdem hier Vorwürfe gegen einen osthessischen Politiker eingegangen sind. Jedoch möchte der Informant „in diesem Fall“ aus „persönlichen Gründen“ vorerst seinen Namen „nicht oder noch nicht nennen“. Vorgelegt wurden fuldainfo vier Din-A-4-Seiten eines Vergleiches zweier, bereits vom Titel her ähnlicher Dissertationen, wobei eine davon die des osthessischen Politikers ist. Seitens des Informanten wurden darin bereits „deutliche Indizien für ein Plagiat“ ausgemacht. Manche der ausgewählten Stellen würden für ein „Strukturplagiat“ stehen. „Zudem“, schreibt der Informant, „gibt es mehrere Hinweise auf eine wenig exakte Arbeitsweise.“

Da fuldainfo als unabhängige und kritische (auch selbstkritische) Nachrichtenplattform vor allem niemandem Schaden zufügen möchte, schon gar nicht, wenn ein Thema selbst nicht recherchiert werden konnte, hat sich die Redaktion entschieden, keinen Namen zu nennen und die Angelegenheit personenbezogen strikt vertraulich zu behandeln. Anderseits möchte sich fuldainfo nicht vorwerfen lassen, die Öffentlichkeit nicht informiert zu haben. fuldainfo blieb vor diesem Hintergrund deshalb nur übrig, die Unterlagen an die zuständige Universität, die nebst den Doktorvätern genannt wurde, weiterzuleiten.

Von dort konnten aus datenschutzrechtlichen Gründen Namen weder bestätigt noch dementiert werden. Die Universität schrieb jedoch: „Wir können Ihnen aber versichern, dass die Universität XY (Anmerkung fuldainfo) grundsätzlich stichhaltigen Hinweisen auf wissenschaftliches Fehlverhalten nachgeht. Grundsätzlich können wir folgende Aussage treffen: Sollten sich Anhaltspunkte ergeben, die eine Prüfung einer Dissertation durch den zuständigen Promotionsausschuss ratsam erscheinen lassen, wird der oder die Vorsitzende des Ausschusses eine Prüfung einleiten.“

fuldainfo hat auch mit dem betreffenden Politiker Kontakt aufgenommen. Dieser hat daraufhin erklärt, dass in der Dissertation alles in Ordnung sei. Er selbst habe nun auch die Universität gebeten, seinen Fall zu prüfen. Egal, was an den Vorwürfen des Informanten dran ist: fuldainfo möchte nicht dazu beitragen, dass vorschnell ein guter Name zerstört wird, und hält deshalb im Gegensatz zur Handhabung durch oben genannte Plattformen die Beibehaltung der Anonymität des Namens für gerechtfertigt, zumal der Informant namentlich nicht bekannt ist.

Sobald gesicherte Erkenntnisse in die eine oder andere Richtung vorliegen, wird fuldainfo erneut berichten. Für diesen Weg bittet fuldainfo seine Leserinnen und Leser um Verständnis. Im Übrigen hofft fuldainfo, dass sich die Vorwürfe gegen den osthessischen Politiker in Luft auflösen, da der Schaden für Person und Region groß wäre.

Ergänzung zum heutigen Bericht „Plagiatsverdacht gegen hessischen Staatssekretär“

Um sich nicht nur auf Fremdaussagen zu berufen, hatte Fdinfo zu früher Stunde am heutigen Tag eine Anfrage an Dr. Wolfgang Dippel gestellt.

Diese hier im Wortlaut:

„Sehr geehrter Herr Dr. Dippel,

uns war schon länger bekannt, dass die Universität Kassel Ihre Doktorarbeit aus dem Jahr 1994 überprüft. Wir wollten vor einer Berichterstattung jedoch abwarten, bis das Ergebnis der Überprüfung feststeht. Da die FAZ jedoch darüber berichtete und Sie dies der FAZ gegenüber bestätigt haben, fragen wir an, ob Sie selbst neue Erkenntnis zu Ihrer Dissertation erlangt, evtl. Fehler entdeckt und diese gegenüber der Uni Kassel aufgeklärt haben.

Oder ob es dabei geblieben ist, wie Sie fuldainfo im März 2014 erklärt hatten, in der Dissertation sei „alles in Ordnung“?

Zudem fragen wir Sie:

· Wurden Sie inzwischen von der Uni Kassel zur Stellungnahme aufgefordert?

· Haben Sie eine solche abgegeben?

· Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie daraus für sich als Person sowie beruflich?“

Die Antwort von Dr. Dippel fiel sehr kurz aus, nämlich:

„… das Verfahren läuft und ich möchte keine weiteren Erklärungen dazu abgeben. Ich bitte um Verständnis.“

Hingegen hat soeben die Uni Kassel fuldainfo wie folgt geantwortet:
„…. Ich darf Ihnen quasi druckfrisch diese Stellungnahme der Universität Kassel dazu übermitteln:

´Die Universität Kassel bestätigt, dass die Doktorarbeit von Dr. Wolfgang Dippel derzeit mit Blick auf einen Plagiatsverdacht überprüft wird. Es ist zudem richtig, dass Dr. Dippel selbst um die Überprüfung seiner Arbeit gebeten hat. Das Verfahren läuft, es ist ein externes Gutachten erstellt worden und Dr. Dippel wurde zu einer Stellungnahme aufgefordert. Der Ablauf des Überprüfungsverfahrens ist standardisiert, das Verfahren bis zu seinem Abschluss offen; es ist vertraulich. Das Verfahren wird auch weiterhin ohne Verzögerung weitergeführt. Wann es abgeschlossen wird, ist derzeit nicht zu sagen.`“ +++ fuldainfo